Fußball-Bundesliga St. Paulis Krise: Jetzt Weltpokalsiegerbesiegerbesieger?

Frustriert: St. Paulis Joel Chima Fujita beim Spiel gegen Union Berlin. Foto: Christian Charisius/dpa
Frustriert: St. Paulis Joel Chima Fujita beim Spiel gegen Union Berlin. Foto
© Christian Charisius/dpa
Acht Niederlagen nacheinander: Das hat es in der Bundesliga-Geschichte des FC St. Pauli noch nicht gegeben. Und das nächste Spiel macht auch wenig Hoffnung.

Der FC Bayern München hat in dieser Saison schon jeden geschlagen. Die Verfolger Dortmund und Leipzig. Den Champions-League-Sieger Paris Saint-Germain. Den Club-Weltmeister FC Chelsea.

Und jetzt kommt am nächsten Samstag (15.30 Uhr/Sky) ein Gegner, der in der Fußball-Bundesliga seit mittlerweile drei Monaten niemanden mehr geschlagen hat: der FC St. Pauli, Krisen- und Kiezclub auf Platz 16. Tendenz fallend.

Sollte das gegen alle Zahlen und Erwartungen gut gehen aus Hamburger Sicht, könnte man bei St. Pauli wieder ein T-Shirt bedrucken: "Weltpokalsiegerbesiegerbesieger" - in Anlehnung an den Verkaufsschlager von 2002 (Weltpokalsiegerbesieger), als man als Abstiegskandidat völlig überraschend den damaligen Weltpokalsieger Bayern München schlug.

Bayern? "Das werden wir nicht hoch gewinnen"

Und falls es schiefgeht? Dann würde sich die jetzt schon historische Krise des FC St. Pauli noch weiter verschärfen. Acht Bundesliga-Niederlagen am Stück sind es nach dem ernüchternden 0:1 (0:1) gegen Union Berlin am Sonntagabend bereits. Eine solche Serie gab es in der Erstliga-Geschichte dieses Vereins noch nie.

"Ich sage mal: Das nächste Spiel ist gegen die Bayern. Das werden wir nicht hoch gewinnen", meinte Pauli-Präsident Oke Göttlich danach bei DAZN salopp. Das gesamte Interview zeigte immerhin: Den Humor haben sie beim Aufsteiger der vergangenen Saison noch nicht verloren. Und die Geschlossenheit ebenfalls nicht.

Denn Göttlich sagte auch unmissverständlich: Alexander Blessin steht als Trainer nicht zur Diskussion. "Ganz ehrlich: Wir sind der FC St. Pauli. Wir können uns hervorragend einschätzen und einordnen", erklärte der Clubboss. "Es geht doch für uns darum, unten mit dranzubleiben und drinzubleiben. Das sind unten fünf, sechs Mannschaften, da müssen wir dranbleiben." Das sei "natürlich schwer nach acht Niederlagen". Aber: "Die Qualität ist da. Wir haben gute Jungs und gute Leute." Den Trainer Blessin und den Sportchef Andreas Bornemann zählt er ausdrücklich noch dazu.

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Krisenmanagement funktioniert nicht

Das Problem ist aktuell nur: Blessins Krisenmanagement funktioniert nicht. Seine strategische Entscheidung, die Mannschaft in dieser Saison etwas offensiver auszurichten, hat er im Lichte der aktuellen Krise wieder einkassiert und auch selbstkritisch als Fehler eingestuft. Der Schritt zurück schafft nun aber neue Probleme.

Gegen Union besetzte der Trainer das Mittelfeldzentrum mit drei defensiven Spielern. Heraus kamen eine passive erste und eine harmlose zweite Halbzeit.

Blessin beschrieb das Dilemma einer völlig verunsicherten Mannschaft hinterher anschaulich. Im Idealfall, sagte er, habe man ein Team, das vorne mutig spielt und hinten immer noch jemanden stehen habe, "der zieht" und alles absichert. St. Pauli aber spiele aktuell wie "zwischen zwei Stühlen. Wir haben weder nach vorne noch nach hinten einen richtigen Zugriff. Das ist aber genau das, was wir jetzt finden müssen".

Noch zwei Kellerduelle vor Weihnachten

St. Paulis große Hoffnung ist aktuell der Spielplan, was angesichts der nächsten Aufgabe beim FC Bayern München erst einmal gewagt klingt. Aber danach warten bis Weihnachten noch Borussia Mönchengladbach im DFB-Pokal sowie der Aufsteiger 1. FC Köln, der Tabellenletzte 1. FC Heidenheim und der Vorletzten Mainz 05 in der Fußball-Bundesliga.

Das seien "vier Gegner, die schlagbar sind", sagte Blessin. Und seine Vision ist: "Dann mal ein dreckiges Spiel mit 0:0 oder 1:0 mitzunehmen und daraus Mut zu schöpfen und eine kleine Serie einzuleiten." Das hat der FC St. Pauli langsam bitter nötig.

dpa