Opernneubau Dänisches Büro soll neue Oper im Hamburger Hafen bauen

Das Büro Bjarke Ingels Group hat den Wettbewerb gewonnen. Foto: Georg Wendt/dpa
Das Büro Bjarke Ingels Group hat den Wettbewerb gewonnen. Foto
© Georg Wendt/dpa
Milliardär Klaus-Michael Kühne will bis zu 330 Millionen Euro in Hamburgs neue Oper investieren. Fünf renommierte Architektenbüros hatten sich beworben - jetzt steht der Gewinner fest.

Ein gläsernes Opernhaus mit einer begehbaren Dachlandschaft: So soll sie einmal aussehen, die neue Oper in der Hamburger Hafencity. Am Donnerstag stellten die Jury, die Architekten, die Stadt und die Kühne-Stiftung den Architektenentwurf vor, der aus fünf Vorschlägen den Zuschlag gewann. Das dänische Architektenbüro Bjarke Ingels Group soll die neue Oper, für die der Milliardär Klaus-Michael Kühne bis zu 330 Millionen Euro zur Verfügung stellen will, auf dem Baakenhöft bauen.

"Die neue Oper ist eine Chance, Hamburg als Kulturstadt noch bekannter in der Welt zu machen und ihren Ruf als internationale Metropole zu stärken", sagte Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD). Der Baakenhöft werde mit diesem besonderen Gebäude und der öffentlichen Parkanlage direkt am Elbufer zu einem "attraktiven, außergewöhnlichen Ort für alle Hamburgerinnen und Hamburger". "Die neue Oper kann neben Elbphilharmonie und Michel zu einem weiteren Wahrzeichen der Stadt werden", betonte der Bürgermeister.

Gläsernes Opernhaus mit begehbarer Dachlandschaft

Der Entwurf sieht ein gläsernes Opernhaus mit einer einladenden, rundum begehbaren Dachlandschaft vor, die sich zu allen Seiten zur Elbe und in die Stadt hinein öffnet. Der Siegerentwurf werde nun in den kommenden zwei Jahren in enger Abstimmung mit der Stiftung, der Stadt und der Hamburgischen Staatsoper als künftiger Nutzerin konkretisiert. Am Ende dieser erweiterten Vorplanung und einer belastbaren Kostenschätzung werde die Kühne-Stiftung abschließend über die Realisierung des Neubaus entscheiden.

An dem Wettbewerb hatten sich fünf international renommierte Architekturbüros beteiligt: neben Bjarke Ingels Group (Kopenhagen), Gerkan, Marg & Partner (gmp/Hamburg) mit Diller Scofidio & Renfro (New York), Prof. Jörg Friedrich/Studio PFP (Hamburg), das Büro Snøhetta (Oslo) und das Büro Sou Fujimoto (Tokio/Paris). Alle Büros besitzen eine besondere Expertise für Kulturbauten.

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Entwurf ist laut Jury eine "gelungene Symbiose"

Laut Jury ist der Entwurf eine "gelungene Symbiose aus guten Bedingungen für ein Opernhaus und spannendem Wahrzeichen für alle Hamburgerinnen und Hamburger". Als besonderes Merkmal wurden die großzügigen Dachauskragungen der Fassade gewürdigt, aus denen eine Kaskade von eleganten Balkonen resultiere: "De facto entsteht eine Spirale aus Dachgärten, die mit einheimischen Bäumen, Büschen und Gräsern bepflanzt wird und der Öffentlichkeit als Aufenthaltsort zur Verfügung gestellt wird." So könne das Operngebäude vollständig umrundet werden, um Blicke zur Stadt, zur HafenCity und zum Hafen zu genießen.

Der Entwurf sei eine "zurückgenommene Ikone", sagte Jörg Dräger, Geschäftsführender Stiftungsrat der Kühne-Stiftung. Ein Gebäude, das nicht versuche, mit den anderen prägenden Gebäuden der Hafencity zu konkurrieren, sondern sich einfüge in die Hafencity. Ein Gebäude, "das einen herausragenden Ort für Hamburg schafft, an dem sich Elbe, Hafen, Stadt und Kultur gleichermaßen erleben lassen". Kultursenator Carsten Brosda (SPD) betonte: "Das ist ein wirklich starker Entwurf, durch den eine spektakuläre Idee endlich ein Bild bekommt."

"Wie eine Landschaft aus konzentrischen Terrassen"

Der dänische Architekt Bjarke Ingels schwärmte über seinen Entwurf: "Die Oper wird wie eine Landschaft aus konzentrischen Terrassen erscheinen – sie strahlt wie Schallwellen aus einem zentralen, pulsierenden Herzen der Musik aus und breitet sich in den Hafen hinaus aus wie Wellen auf der Oberfläche des Meeres." In die Planungen für die Oper involviert war auch der neue Oper-Intendant Tobias Kratzer, der sich ausdrücklich bei der Kühne-Stiftung und Klaus-Michael Kühne bedankte. "Es ist nicht selbstverständlich, dass jemand, der so viel Geld hat, das auch für die Künste ausgibt. Das finde ich ein wichtiges Signal in unserem Land und in unserer Zeit."

Auch bei den anderen Fraktionen in der Hamburger Bürgerschaft kam der Entwurf gut an: "Dieser Ort auf dem Baakenhöft in der HafenCity wird eine Einladung sein an alle Menschen, auch gerade diejenigen, die mit Oper sonst nichts am Hut haben", sagte Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne). Auch Anke Frieling (CDU) betonte: "Ich freue mich, dass ein Entwurf gewählt werden konnte, der wirklich die Chance bietet, mit dem Opernhaus auch gleichzeitig einen attraktiven Ort für alle zu schaffen."

Nur Marco Hosemann von der Linksfraktion kritisierte: "So undemokratisch, wie die Planung der Kühne-Oper begonnen hat, geht sie weiter: Kritik und eine öffentliche Debatte sind nicht erwünscht." Die Stadt solle auch eine mögliche Sanierung der alten Oper gleichberechtigt prüfen.

Milliardär Kühne stellt bis zu 330 Millionen Euro zur Verfügung

Stadt und Kühne-Stiftung hatten sich im Februar auf einen Vertrag zum Bau einer neuen Oper verständigt. Er sieht vor, dass eine Projektgesellschaft die neue Oper auf dem Baakenhöft baut, an der neben der Stiftung noch die Stadt und die Oper beteiligt sind. Der Milliardär Klaus-Michael Kühne hatte angekündigt, für den Neubau bis zu 330 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen. Die Stadt beteiligt sich mit 147,5 Millionen Euro für standortspezifische Mehrkosten, zum Beispiel für Gründung und Flutschutz. Alle weiteren Kosten und Risiken trägt nach Angaben der Stadt die Stiftung.

Mit dem Bau der neuen Oper könnte Anfang 2030 begonnen werden. Die Fertigstellung wäre 2034 möglich. Eine Generalsanierung des alten Opernhauses an der Dammtorstraße wäre nach Angaben des Senats erheblich teurer. Hinzu kämen hohe Kosten für Bau und Betrieb einer Ausweichspielstätte. Das denkmalgeschützte Gebäude soll als Kulturort erhalten bleiben und künftig anderweitig kulturell genutzt werden.

dpa