Erneuerbare Energien Energie- und Importgut: Wasserstoff kommt aus dem Ausland

Das Verkehrsunternehmen Rebus betankt über 50 seiner Busse bereits mit Wasserstoff. Foto: Bernd Wüstneck/dpa
Das Verkehrsunternehmen Rebus betankt über 50 seiner Busse bereits mit Wasserstoff. Foto
© Bernd Wüstneck/dpa
Die Ziele zur Treibhausgasreduktion sind ehrgeizig. Fossile Energieträger müssen dafür langfristig weichen. Wasserstoff gilt als ein Hoffnungsträger, der vielerorts schon erfolgreich eingesetzt wird.

Das Bundesverkehrsministerium hat seit 2016 knapp 120 Forschungs- und Entwicklungsprojekte im Bereich Wasserstoff und Brennstoffzellen mit 536 Millionen Euro gefördert. Das Gesamtvolumen liege inklusive Eigenleistung und Drittmitteln bei rund 900 Millionen Euro, wie Christopher Stanik von der Nationalen Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NOW) beim 20. Baltischen Verkehrsforum in Rostock-Warnemünde mitteilte. Bis zum Ende des aktuellen Förderprogramms im nächsten Jahr würden sicher weiter Vorhaben hinzukommen. NOW ist eine bundeseigene Gesellschaft.

Das Thema Wasserstoff stand im Zentrum der Tagung, an der rund 50 Vertreter aus Wissenschaft und Wirtschaft teilnahmen. Unter dem Titel "Wasserstoff und seine Derivate - Echte Chance oder heiße Luft?" standen zahlreiche Vorträge auf dem Programm. Vorgestellt wurden auch praktische Beispiele. So betreibt das kommunale Verkehrsunternehmen Rebus im Landkreis Rostock eine Flotte von über 52 Wasserstoffbussen sowie zwei Wasserstofftankstellen in Bad Doberan beziehungsweise Güstrow.

CO2-neutral hergestellter Wasserstoff etwa auf Basis von Strom aus Windkraft gilt als wichtiger Energiespeicher für eine klimaneutrale Zukunft. Bei seiner Verbrennung mit Sauerstoff entsteht schlicht Wasser und kein klimaschädliches Treibhausgas. Bei der Elektrolyse wird Wasser mittels Strom in Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten. Der Prozess ist energieintensiv. Deutschland will bis 2045 klimaneutral werden, das heißt die Netto-Treibhausgasneutralität erreichen. 

"Wir werden viel importieren müssen"

In einem klimaneutralen Wirtschaftssystem soll Wasserstoff eine zentrale Rolle spielen. Einen großen Teil davon muss Deutschland jedoch aus dem Ausland beziehen. CO2-neutral erzeugt soll das Gas etwa in neuen Gaskraftwerken Strom liefern, wenn nicht genug Wind- und Sonnenstrom da ist. In Hochöfen zur Stahlherstellung soll Wasserstoff anstelle von Koks zum Einsatz kommen und so große Mengen Kohlendioxid vermeiden. 

Die Wasserstoffproduktionsstätten lägen zum großen Teil nicht in Deutschland, sagte Hanna Kurpiers, Senior Consultant beim Beratungsunternehmen Ramboll. Länder in Lateinamerika und in Afrika seien dafür prädestiniert. "Wir werden große Menge importieren müssen." Wasserstoff werde künftig insbesondere in den Sektoren Industrie, Energieerzeugung und Wärmeversorgung sowie Verkehr zum Einsatz kommen.

Kurpiers verwies auf die 2024 beschlossene Importstrategie für Wasserstoff und Wasserstoffderivate. Danach gehe die Bundesregierung von einem nationalen Bedarf an Wasserstoff und dessen Derivaten in Höhe von 95 bis 130 Terawattstunden im Jahr 2030 aus. Dabei müssten voraussichtlich rund 50 bis 70 Prozent aus dem Ausland importiert werden. Zudem sei davon auszugehen, dass der Importanteil nach 2030 weiter steige. 

Gregor Peter Schmitz mit den Buchstaben GPS

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Bundesregierung will mehr Tempo beim Ausbau

Die neue Bundesregierung beschloss vorige Woche den Entwurf des Wasserstoff-Beschleunigungsgesetzes im Kabinett. Die Vorlage zielt auf die Erleichterung unterschiedlicher Planungs-, Genehmigungs- und Vergabeverfahren zum Aufbau einer leistungsfähigen Wasserstoffinfrastruktur. Neben Elektrolyseuren und Importanlagen für Wasserstoff geht es um Wasserstoffleitungen und -speicher. Zur Dekarbonisierung des Schiff- und Luftverkehrs werden ferner Anlagen zur Herstellung synthetischer Kraftstoffe erfasst.

dpa