Im Wahlkrimi um den Bürgermeisterposten in Datteln ist nun doch SPD-Politiker André Dora nach einer Neuauszählung zum Wahlsieger gekürt worden. Der seit 2014 amtierende Bürgermeister war aus der Stichwahl am Sonntag zunächst mit 49,99 Prozent der Stimmen ganz knapp als Wahlverlierer hervorgegangen. Sein Herausforderer André Tost (CDU) war nach der Auszählung auf 50,01 Prozent gekommen. Nach einer Neuauszählung meldete nun die Stadt am Dienstag eine folgenreiche Korrektur: Dora habe doch gewonnen, er sei als Bürgermeister wiedergewählt.
Nach Angaben der Stadt waren die Niederschriften aus den Wahlräumen und Briefwahlbezirken überprüft worden, weil das Ergebnis so knapp ausgefallen war. Dabei seien in einem Urnenwahlbezirk Unregelmäßigkeit festgestellt worden. "Nach sorgfältiger Überprüfung wurde eine Neuauszählung dieses Wahlbezirks beschlossen und umgehend durchgeführt." Ergebnis: Dora kommt nach der korrigierten Auszählung auf 50,03 Prozent und hat sieben Stimmen mehr als der CDU-Bewerber.
Eine Stadt-Sprecherin sagte auf dpa-Anfrage, auch wenn dieses Ergebnis abermals sehr knapp sei, solle es keine weitere Neuauszählung geben.
Panne auch in Mülheim an der Ruhr
Auch in Mülheim an der Ruhr und in Siegen könnten Neuauszählungen von Wählerstimmen anstehen. In Mülheim geht es um den Oberbürgermeister-Posten, in Siegen um das Bürgermeisteramt.
Die bei der OB-Stichwahl in Mülheim unterlegene SPD-Bewerberin Nadia Khalaf forderte eine komplette Neuauszählung aller Stimmen. Wenn in einem Wahlbezirk Stimmen vertauscht worden seien, könne das auch in anderen Bezirken passiert sein, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. "Klarheit täte hier der Demokratie gut", meinte Khalaf. "Eine Neuauszählung wäre gut gegen Politikverdrossenheit."
Khalaf war am Sonntag ursprünglich als knappe Wahlsiegerin mit weniger als 70 Stimmen Vorsprung vor dem bisherigen CDU-Amtsinhaber Marc Buchholz festgestellt worden. Dann war der Stadt nach eigenen Angaben bei einer routinemäßigen Überprüfung aufgefallen, dass in einem Briefwahlbezirk Stimmen vertauscht worden waren: Der SPD-Kandidatin seien dabei die Stimmen des CDU-Kandidaten zugeordnet worden und der CDU-Politiker habe fälschlicherweise die Stimmen seiner SPD-Konkurrentin erhalten.
Als Folge korrigierte die Stadt am Montagabend das vorläufige Endergebnis. Demnach liegt nun doch Buchholz (CDU) mit mehr als 100 Stimmen vorn. Wenn sich das Ergebnis bestätige, werde sie es selbstverständlich akzeptieren und weiter im Stadtrat für Mülheim arbeiten, stellte Khalaf klar. Von der Stadt gab es zunächst keine Information, ob eine Neuauszählung geplant ist. Der Wahlausschuss tagt an diesem Donnerstag.

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Entscheidung in Siegen steht an
Nicht nur in Datteln im Kreis Recklinghausen, auch in Siegen ging es um eine Handvoll Stimmen-Abstand. Herausforderer Tristan Vitt (SPD) gewann nach aktualisierten Ergebnissen vom Montag mit 50,01 Prozent der Stimmen vor dem bisherigen Amtsinhaber Steffen Mues (CDU), der auf 49,99 Prozent kam. Der Abstand: sieben Stimmen.
Eine Sprecherin sagte am Dienstag, man habe Niederschriften aus den Wahllokalen akribisch geprüft. Aus einem Abstand von zunächst zehn Stimmen sei dann der noch geringere Abstand von nur noch sieben Stimmen ermittelt worden.
Der Wahlausschuss werde sich am Mittwochnachmittag mit der Frage befassen, wie es weitergehe. Mitglieder des Ausschusses könnten in der Sitzung eine Nachzählung beantragen. Aber auch andere könnten Einspruch gegen das Ergebnis einlegen, das stehe auch den Bürgerinnen und Bürgern zu, erläuterte die Sprecherin.