Südkalifornien Menschen fliehen vor Flammenhölle

Trotz eines Großeinsatzes der Feuerwehr spitzt sich die Lage bei den Waldbränden in Kalifornien dramatisch zu: Insgesamt wüten mehr als zehn Feuer, 250.000 Menschen sind auf der Flucht. Längst bedrohen die Flammen nicht mehr nur die Promi-Villen um Malibu. Gouverneur Arnold Schwarzenegger sprach von einem "tragischen Tag."

Es ist eine Flammenhölle: Dutzende Buschbrände von der mexikanischen Grenze bis nach Santa Barbara haben Teile des Westküstenstaates Kalifornien in ein Flammenmeer verwandelt. "Dies ist eine tragische Zeit für Kalifornien", sagte Gouverneur Arnold Schwarzenegger, der die am schwersten betroffenen Gebiete in Malibu und San Diego besuchte.

Trotz eines Großeinsatzes von mehr als tausend Feuerwehrleuten waren die Brände in Malibu am Montagabend erst zu zehn Prozent unter Kontrolle. Schwarzenegger rief die Einwohner Kaliforniens auf, den Evakuierungsbefehlen der Behörden unbedingt zu folgen. In sieben Bezirken hat er den Notstand ausgerufen. Mindestens ein Mensch, vermutlich ein illegaler Einwanderer aus Mexiko, kam seit dem Wochenende ums Leben, mindestens 21 Menschen, darunter fünf Feuerwehrleute, wurden verletzt.

250.000 Menschen auf der Flucht

Rund 250.000 Menschen haben freiwillig oder auf Anordnung ihre Häuser in Südkalifornien verlassen, nachdem die Feuerwalzen ganze Wohngebiete bedroht haben. "Packt eure Sachen in die Autos und verlasst die Häuser so schnell wie möglich, wenn der Befehlt kommt", forderte Jerry Sander, der Bürgermeister der Stadt San Diego, die Menschen auf. Allein im Umland von San Diego sind schon mehr als 40.000 Hektar Land verkohlt und dutzende Häuser abgebrannt. Insgesamt geht die Behörden davon aus, dass rund 80.000 Hektar Land und mehrere Hundert Häuser abgebrannt sind.

Die Feuerwehr räumte ein, von dem Ausmaß der Katastrophe überfordert zu sein. Damit habe man nicht gerechnet, sagte der Feuerwehrchef der Region von Los Angeles, Sam Padilla. Die Feuer werden vom gefürchteten Santa-Ana-Wind mit Geschwindigkeiten bis 100 Kilometern in der Stunde angefacht. Die Böen bringen heiße Luft aus der Wüste. Es sei sehr schwierig, nun genügend Rettungskräfte für so großflächige und unvorhersehbare Brände zu bekommen. In vielen Fällen waren die Feuerwehrleute offenbar damit beschäftigt, die Menschen in Sicherheit zu bringen und konnten noch nicht mit dem Löschen der Brände vorankommen. Es fehle an Personal und Geräten, klagte Schwarzenegger. Nach einem Appell des Gouverneurs sagte das US-Verteidigungsministerium die Entsendung von sechs großen Löschflugzeugen aus Wyoming und North Carolina zu. Die Nationalgarde werde 1200 Soldaten zur Verstärkung der örtlichen Helfer schicken, sagte Schwarzenegger.

Hintergrund

Die Waldbrände in Südkalifornien werden vom Santa-Ana-Wind angefacht, einem saisonalen Föhnwind, der von Oktober bis Februar das Klima in Kalifornien prägt. Der trockene und heiße Santa-Ana-Wind weht von Nordosten und hat über etwa zwei Tage hinweg eine konstante Geschwindigkeit von mindestens 30 Kilometern in der Stunde. Zu Beginn dieser Woche wurden aber auch Böen von 170 Kilometern in der Stunde gemessen, was die Meteorologen als ungewöhnlich eingestuft haben. Ursache des Föhnwinds sind Druckunterschiede zwischen dem Großen Becken in Nevada, Utah und Idaho auf der einen Seite und der südkalifornischen Küste auf der anderen Seite. Der Name leitet sich vermutlich ab von den Santa-Ana-Bergen, dem Fluss Santa Ana oder dem gleichnamigen Canyon, wo der Wind besonders stark ist.

AP

Promi-Siedlung Malibu besonders betroffen

Das schlimmste Feuer wütete in der Prominentensiedlung Malibu nördlich von Los Angeles. Mehrere hundert Villen wurden evakuiert. Aus einem Krankenhaus und Pflegeheimen im Bezirk San Diego mussten hunderte Patienten in Sicherheit gebracht werden, wie die Polizei mitteilte. Die Flammen überwanden den Pacific Coast Highway und zerstörten mehrere Häuser, Geschäfte und eine Kirche. "Wir sind ganz der Gnade des Windes ausgeliefert", sagte die Bürgermeisterin von Malibu, Pamela Conley Ulich. In der Küstensiedlung leben Prominente wie Barbra Streisand, Mel Gibson, Ted Danson, David Geffen und Pierce Brosnan. Betroffen war auch die Villa von Filmproduzent Jeffrey Katzenberg, Feuerwehrleute besprühten das Dach seines Hauses zum Schutz vor den Flammen mit Löschschaum. Das Feuer bei Malibu wurde nach Angaben der Feuerwehr möglicherweise von einer abgerissenen Stromleitung verursacht.

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