ERNÄHRUNG Ausmaß des Futterskandals noch nicht absehbar

Offenbar wurden 2,5 Tonnen des Geschlechtshormons MPA dem Futter beigemengt, betroffen sind hunderte Höfe und tausende Tiere. Gesundheitsgefahr besteht angeblich nicht.

Das Ausmaß des Skandals um hormonbelastetes Futter ist nach Ansicht der nordrhein-westfälischen Umweltministerin Bärbel Höhn (Grüne) noch nicht absehbar. Nach Medienberichten sind 2,5 Tonnen von dem Hormon MPA verarbeitet worden, sagte Höhn am Dienstag in der ARD. »Wir finden es jetzt in Milligramm wieder. Das heißt, Sie können sich überlegen, welche Dimensionen das von der Menge her angenommen haben muss, wenn man in solche Verdünnungen rein geht und solche Mengen verarbeiten muss.«

Haupsächlich in NRW und Niedersachsen

Das verunreinigte Futter wurde vor allen in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen verwendet. Sie sagte weiter, es wäre ganz entscheidend, »dass man schnell rausbekommt, was ist eigentlich von der irischen Firma geliefert worden.« Dann könne man sehen, was noch auf uns zukommt.

Auslöser-Betrieb ging Pleite

Auslöser der Affäre ist das inzwischen Pleite gegangene Unternehmen Bioland aus Belgien. Die Firma wird von den dortigen Behörden verdächtigt, das Geschlechtshormon in Futtermelasse und Sirup gemischt und dann in verschiedene EU-Länder weiter exportiert zu haben. Das Hormon stammte ursprünglich von einem irischen Pharma-Konzern und wurde nach Belgien und in die Niederlande geliefert.

Mafiöse Strukturen

Höhn sagte: »Ich finde schon erstaunlich, dass in Belgien das zweite Mal ein Abfallproblem entstanden ist.« Hier sei in einem zweiten Fall Sonderabfall einfach in Lebensmittel eingemischt worden. »Da haben eindeutig die Kontrollen versagt. Man muss in Belgien ja sehen, wir haben gerade teilweise auch in diesem Bereich mafiöse Strukturen.« Nicht nur belgische Behörden, auch die EU sollte hier stärker kontrollieren.

Forderung nach Positiv-Liste

Höhn sprach sich erneut für eine so genannte Positivliste für Futtermittel aus, in der die Substanzen aufgeführt werden, die Futter beigemischt werden dürfen. Eine Negativliste mit verbotenen Substanzen reicht nicht. Allerdings könnte eine Positivliste nur EU-weit umgesetzt werden, sagte Höhn.

Genaue Zahl noch offen

Nach bisherigen Erkenntnissen der Behörden sind mehrere hundert Höfe in verschiedenen Bundesländern mit dem hormonbelasteten Futter beliefert worden. In den Niederlanden sind rund zehn Millionen Tiere von dem Hormon-Skandal betroffen. Eine genaue Zahl der in Deutschland betroffenen Tiere steht noch nicht fest. Nach Angaben amtlicher Stellen besteht durch das mit dem Geschlechtshormon MPA belastetet Futtermittel keine akute Gesundheitsgefahr.

PRODUKTE & TIPPS