Es passiert selten, dass Lebensmittelhersteller eine Stellungnahme nach einer Rezepturveränderung veröffentlichen. Nutella-Hersteller Ferrero hat es getan. Dass sich Ferrero zu diesem Schritt entschlossen hat, zeigt, was für hohe Wellen die veränderte Rezeptur geschlagen hat. Aufgefallen war die neue Zusammensetzung der Verbraucherzentrale Hamburg im November 2017 - der Brotaufstrich wirkte insgesamt heller. Ein von der Zentrale beauftragtes Labor ergab schließlich, dass der Kakaoanteil von etwa 8,5 Prozent auf 7,4 Prozent geschrumpft war. Dafür enthielt das neue Nutella etwas mehr Magermilchpulver. Der Anteil stieg von 7,5 Prozent auf 8,7 Prozent. Auch der stern hatte über die veränderte Rezeptur berichtet.
Ferrero ist um Schadensbegrenzung bemüht und spricht offiziell von einer "geringfügigen Anpassung" und "Feinjustierung". Lediglich 1,2 Prozent mehr Milchpulver seien nun in Nutella enthalten. Deshalb habe sich auch der Zuckergehalt "minimal" erhöht. Über den Kakaogehalt macht Ferrero keine Aussage. Vorwürfe, dass Kosteneinsparungen der Grund für die veränderte Rezeptur gewesen seien, weist Ferrero zurück.
Verbraucherzentrale: Vorsicht bei "Neuen Rezepturen"
Die Verbraucherzentrale hat den Nutella-Fall zum Anlass genommen, auch anderen bekannten Lebensmittelherstellern auf die Finger zu schauen: Wer knausert mit teuren Inhaltsstoffen wie Rapsöl, Kakao oder Haselnüssen und jubelt seinen Kunden stattdessen billigere Inhaltsstoffe oder gar Aroma unter? Die Verbraucherschützer haben 17 aktuell erhältliche Lebensmittel unter die Lupe genommen - und dabei teils "gravierende Verschlechterungen der Rezeptur" festgestellt. Auf der Homepage der Verbraucherzentrale haben sie eine Liste der schwarzen Schafe veröffentlicht.
Darunter: Eiersalat von Homann, der seit kurzem weniger Ei enthält, dafür aber mit zwei neuen Konservierungsstoffen aufwarten kann. Oder ein Vitalis-Früchtemüsli, dessen Vollkornanteil zusammengeschrumpft ist. Stattdessen enthalten die Cerealien fortan mehr gezuckerte Früchte.
Grundsätzlich empfehlen die Verbraucherschützer, bei Hinweisen wie "verbesserte Rezeptur" oder "Neue Rezeptur" skeptisch zu sein und die Zutatenliste zu prüfen. Der Grund: "Bei diesen Lebensmitteln könnte sich die bisherige Produktqualität verschlechtert haben oder der Gehalt an wertgebenden Inhaltsstoffen verringert worden sein."
Die vollständige Liste mit allen getesteten Produkten finden Sie hier.
