Training Herzmuskelentzündung: So gefährlich kann eine Corona-Infektion sein

Herzmuskelentzündung nach Corona: Ein Mann hält seinen Brustkorb umklammert
Schädigungen am Herzen machen sich nicht immer sofort bemerkbar. Manche krankhaften Veränderungen machen auch überhaupt keine Beschwerden – sind aber trotzdem gefährlich.
© metaphum/ Adobe Stock
Eine Infektion mit dem Coronavirus kann auch das Herz angreifen und in einigen Fällen zu einer Herzmuskelentzündung führen. Besonders wer Sport treibt, sollte vorsichtig sein und lieber pausieren. 

Vergangene Woche saß ich in der Umkleide neben einer jungen Frau, die kräftig nach Luft schnappte und sehr blass wirkte. Weil ich mir Sorgen um sie machte, sprach ich sie an und fragte sie, ob alles gut sei bei ihr. Immer noch atemlos antwortete sie: "Ja, einigermaßen. Ich hatte vor einigen Zeit Corona und dann eine Herzmuskelentzündung, jetzt muss ich mit dem Training wieder bei Null anfangen." Zum Zeitpunkt ihrer Erkrankung war sie zwar zweifach geimpft, aber noch nicht geboostert. Das ein Virus den Herzmuskel angreift, ist nicht selten. Aber für Sportlerinnen und Sportler kann daraus schnell eine lebensbedrohliche Situation entstehen. 

Was man so allgemein eine Herzmuskelentzündung nennt, hat den Fachbegriff Myokarditis. Es ist eine entzündliche Erkrankung der Herzmuskels. Auslöser sind oft Erreger (meist Viren), die das Muskelgewebe des Herzens (Myokard genannt) befallen. Sie können in die Zellen eindringen – was wiederum das Herzmuskelgewebe zerstören kann. Ein Vorgang, der sich sogar auf den gesamten Herzmuskel ausweiten kann. 

Geht es um Corona, liegt noch vieles im Ungewissen. Oftmals sind die Zahlen und Untersuchungen noch nicht abgeschlossen. Im Labor konnten Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Herz- Kreislauf-Forschung inzwischen aber nachweisen, das Sars-CoV-2, das vor allem die Lunge angreift, auch in den Herzmuskel vordringen kann.

Besonders für sportliche aktive Menschen kann das schnell zu einem Problem werden. Denn ihre Herzen müssen unter Belastung Leistung bringen. Ergebnisse aus den USA lassen weiter aufhorchen. Wissenschaftler aus Ohio fanden bei 15 Prozent der von ihnen untersuchten Sportler nach  symptomarmer Covid-19-Erkrankung bei einer anschließenden Magnetresonanzuntersuchung Hinweise auf eine Herzmuskelentzündung. Ähnliche Ergebnisse kommen von der Uniklinik in Frankfurt. Dort hatten die Forscher bei 60 von 100 Untersuchten nach einer Covid-Erkrankung Anzeichen für eine Myokarditis gefunden. 

Wie der Corona-Erreger das Herz attackiert, ist längst nicht geklärt

Um diese Ergebnisse genauer bewerten zu können und um zu sehen, wie groß die Gefahr wirklich ist, braucht es noch weitere Untersuchungen. Auch ist noch längst nicht geklärt, wie genau der Corona-Erreger das Herz schädigt. Trotzdem ist vor allem für sportlich Aktive Vorsicht geboten. Das Problem: Die Beschwerden einer Herzmuskelentzündung sind meist sehr dezent. Manchmal werden sie auch fälschlicherweise für normale Infektionsbeschwerden gehalten. In vielen Fällen treten gar keine Symptome auf. Die Diagnose ist deswegen schwierig. Wer dann weiter läuft und weiter trainiert, riskiert im schlimmsten Fall sogar sein Leben.

Deswegen raten derzeit Mediziner bei einer Infektion zu Schonung – auch wenn man keine Beschwerden hat. Der Erreger ist im Körper und kann auch im Stillen schweren Schaden anrichten. Nach Corona ist die Empfehlung, sogar für vier Wochen auf Training zu verzichten. Nach einer auskurierten Herzmuskelentzündung sollte man sportliche Aktivitäten für sechs Monate vermeiden. Und erst nach einer Untersuchung beim Kardiologen langsam wieder mit einem leichten Training beginnen. Dann stehen die Chancen sehr gut, dass keine bleibenden Schäden entstehen. Bei etwa 70 Prozent aller Erkrankungen dieser Art am Herzen ist von einer vollständigen Heilung auszugehen. Bei einigen Betroffenen bleiben leichte Beschwerden wie Herzrhythmusstörungen durch Vernarbungen im Herzmuskel zurück.

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