Die in Asien grassierende Vogelgrippe hat möglicherweise auch in Thailand ein erstes Todesopfer gefordert. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Bangkok starb ein Mann vermutlich nach Infektion mit dem Erreger der Geflügelpest. Die EU stoppte alle Geflügelimporte aus dem südostasiatischen Land, dem fünftgrößten Geflügelexporteur der Welt.
Robert Webster, Virologe der Weltgesundheitsorganisation WHO, erklärte am Freitag in Hongkong, dass die jetzt analysierten Gensequenzen des Geflügelpest-Erregers H5N1 andere Merkmale aufwiesen als während der letzten großen Epidemien 1997 und 2003. "Er ändert sich ständig", sagte der US-Wissenschaftler.
Stichwort: Hühnergrippe
Die Geflügelpest ist eine besonders schwere Form der Vogelgrippe (Aviäre Influenza), die vor allem Hühner und Puten befällt. Sie verläuft für 80 bis 100 Prozent der erkrankten Tiere tödlich. Auch Wildvögel, Fasane und Perlhühner können an ihr erkranken.
Die Viren werden von Tier zu Tier übertragen. Für Menschen war der Erreger bisher eher ungefährlich. Jedoch sind jetzt in Vietnam fünf Menschen an der Vogelgrippe gestorben.
Ursache: Massentierhaltung
Die Massenhaltung von Geflügel in engen Käfigen sei möglicherweise für die Mutation verantwortlich. Sobald die Tiere Antikörper gegen das Virus entwickelten, reagiere dieser mit einer genetischen Anpassung auf die veränderte Situation. Dabei werde der Erreger dem Grippevirus ähnlicher, mit dem sich Menschen infizierten, sagte Webster.
Die Krankheit verbreitet sich rasch unter Hühnern, greift bislang jedoch nur selten auf Menschen über. Nach WHO-Angaben gibt es keine Anzeichen, dass sich die Hühnergrippe von Mensch zu Mensch verbreitet. Die Krankheit werde vermutlich durch den Kontakt mit infizierten Tieren auf den Menschen übertragen. Der Verzehr von gekochtem Hühnerfleisch oder Eiern sei unbedenklich.
Zwei Kinder erkrankt
In Thailand erkrankten außerdem zwei Jungen an Vogelgrippe. Einer der beiden wurde in eine Klinik nach Bangkok gebracht und musste künstlich beatmet werden. Der Siebenjährige leidet nach Angaben des Gesundheitsministeriums an Symptomen, die einer schweren Lungenentzündung ähneln. Die Familien der beiden Jungen leben in der Nähe einer Geflügelfarm und sollen mit Kadavern von Hühnern in Berührung gekommen sein.
Der thailändische Ministerpräsident Thaksin Shinawatra verteidigte sich gegen den Vorwurf, die Regierung habe zu spät auf die Vogelgrippe reagiert und aus Sorge um die Exporte auf rechtzeitige Maßnahmen verzichtet. Erst am Freitag sei der Erreger eindeutig nachgewiesen worden, sagte Thaksin. Bisher hatten die Behörden in Bangkok versichert, das Land sei frei von der Geflügelpest.
WHO schickt Gesundheitsexperten
Die WHO will zwei Experten nach Thailand schicken, die die Gesundheitsbehörden in ihrem Einsatz gegen die Vogelgrippe unterstützen sollen. Der H5N1-Erreger wurde in den vergangenen Wochen auch in Südkorea, Japan und Vietnam festgestellt und hat bereits mehrere Millionen Tiere infiziert. In Vietnam starben bisher fünf Menschen. Auch in Kambodscha wurde das Virus am Freitag nachgewiesen. In Taiwan ist eine weniger gefährliche Virusvariante aufgetreten.
Die Europäische Union stoppte die Einfuhr von Geflügel aus Thailand. Zugleich erklärte die Kommission, das Risiko, dass der Erreger mit Fleisch oder Fleischprodukten eingeschleppt werde, sei "vermutlich sehr gering". Die EU-Länder importierten von Januar bis Oktober vergangenen Jahres rund 128.000 Tonnen Geflügelfleisch aus Thailand.