Schon die Einleitung schien arg übertrieben und etwas dubios. Er sei der "Jimi Hendrix unserer Zeit", sagte Judd Apatow ("This is 40") über Sacha Baron Cohen, der am Wochenende in Los Angeles den "Charlie Chaplin Britannia Award for Excellence in Comedy"“ im Beverly Hilton Hotel erhielt.
Anschließend begrüßte Salma Hayek die Schauspielerin Grace Cullington, der angeblich letzte noch lebende Stummfilm-Star, der mit Charlie Chaplin vor der Kamera gestanden hatte. Mrs. Cullington wurde im Rollstuhl auf die Bühne gefahren, dann betrat “Borat” endlich die Bühne.
Die Stars im Saal, von George Clooney, einer barfüssigen Julia Roberts bis hin zu Sir Ben Kingsley, Sean Penn (er kam mit Nelson Mandelas Tochter Zindzi) und Oscar-Preisträgerin Kathryn Bigelow, applaudierten dem schlauen Schelm, anscheinend unvorbereitet und nicht ahnend, was als nächstes passieren würde.
"Na und? Verklagt mich doch!"
Cohen bedankte sich zunächst, wie halt bei dieser Art von Selbstbeweihräucherung in Hollywood so üblich, bei der drallen Hayek mit einem Küsschen auf die Wange und marschierte dann schnurstracks auf "Grace Cullington" - angeblich 84 Jahre alt - zu.
Die alte Dame hatte Cohen eine Überraschung mitgebracht. Einen der letzten alten Wanderstöcke Chaplins. Cohen nahm das Geschenk an, und versuchte sich sofort mit Stock am klassischen Chaplin-Watschelgang.
Clooney lachte, als der Stock plötzlich krachte. Cohen fiel und schubste dabei aus Versehen den Rollstuhl der rüstigen Stummfilm-Darstellerin von der Bühne. Ein Aufschrei ging durch den Saal. Und nach einer kurzen Werbeunterbrechung – Julia Roberts gab hinterher zu, dass sie fast ohnmächtig geworden sei – stand Cohen strahlend am Mikrofon, der leblose Körper von Cullington auf dem Boden liegend. "Was für eine wunderbare Art und Weise, sich zu verabschieden", faselte Cohen ins Mikrofon. Under Borat weiter: "Sie ist tot. Na und? Verklagt mich doch!"
Schreck zwischen Champagner und Häppchen
Spätestens jetzt war auch den letzten Spätstartern im Ballsaal klar, dass Situationskomiker Cohen mal wieder einen Stunt ausgeübt hatte. Ein Stunt wohlgemerkt, der einigen zu weit gegangen war. So hatten sogar schon diverse Promis via Handy den Notruf verständigt. In den nächsten Minuten stellte sich heraus, dass Cullington tatsächlich ein Star aus der Stummfilmzeit war, aber bereits im Jahre 1925 verstorben war. Und die Dame im Rollstuhl? – Eine von Cohen angeheuerte Stuntfrau, die ihr Handwerk offensichtlich gut versteht.
Nach diesem Schreck zwischen Champagner und Häppchen ging der BAFTA-Abend dann aber schnell und wie bei solchen Preisverleihungen meist üblich, langweilig weiter. Benedict Cumberbatch ("The Fifth Estate") erhielt einen Preis für den besten britischen Künstler des Jahres, Idris Elba ("The Wire") durfte einen Humanitarian Award entgegennehmen. Und Kathryn Bigelos ("The Hurt Locker") gewann den John Schlesinger Britannia Award für die beste Regie.
Ein bisschen Humor brachte dann noch einmal George Clooney auf die Bühne. Er nahm den Preis fuer "Excellence in Film" engegen – kaum jemand weiß, was sich genau hinter dieser Preisbezeichnung versteckt – und gab in seiner Dankesrede preis, was ihn letztendlich nach Hollywod getrieben hatte: "Ich hab auf einer Tabakplantage gearbeitet, Anzüge für Männer und Schuhe für Frauen verkauft…dann endlich habe ich mich entschlossen, nach Hollywood zu ziehen", so Clooney.