Der Irakkriegssoldat Will ist mit vielen Orden und einer Augenverletzung in seine Heimat New Jersey zurückkehrt. Die verbleibenden drei Monate Militärzeit soll er als Todesengel der Army verbringen. Das bedeutet in dem Drama "The Messenger", dass er den Angehörigen gefallener Soldaten die Todesnachricht überbringen muss. Sein Partner ist der scheinbar eisenharte Offizier Tony Stone, der Will auf strenge professionelle Distanz bei ihrer schwierigen Mission einschwört.
Kein tröstlicher Körperkontakt, keine Emotionen, Ruhe bewahren und schneller Rückzug lauten die Regeln des Protokolls, die Will zunächst einhält. Seine Gefühle ertränkt er abends in Whisky in Begleitung des zynischen Tony. Der schneidige Berufssoldat, ein trockener Alkoholiker, sucht den Kontakt zu dem introvertierten Will, der mit sich selbst genug zu tun hat. Wut, auch über seine abtrünnige Freundin, erlaubt sich Will nur im stillen Kämmerlein zu Hause. Als er sich in die stille Soldatenwitwe Olivia verliebt und allmählich seine inneren Dämme brechen, zeigt auch Tony seine Schwäche.
Der kompromisslose Irakkrieg-Film "Hurt Locker" war in diesem Jahr der große Oscar-Gewinner. Doch bereits im Vorjahr hatte das ruhige Kammerspiel "The Messenger", das den Krieg an die Heimatfront bringt, zwei Oscar-Nominierungen und einen Silbernen Berlinale-Bären eingeheimst. Beide Dramen - interessanterweise ist Will wie die Helden von "Hurt Locker" Bombenentschärfer - verzichten auf billige Antikriegs-Rhetorik und gefühliges Pathos und zeigen Respekt für die Soldaten. Und auch die militärischen Todesboten zieht einen so gekonnt in das Geschehen, dass man mitbibbert - mit den Adressaten ebenso wie mit den Überbringern der schlechten Nachricht.
Intensives Kammerspiel ohne billige Antikriegsrhetorik
So beschleunigt sich auch der Puls des Betrachters, wenn die Soldaten in geschniegelter Ausgehuniform und ernstem Gesicht an der Haustür klingeln. Angesichts der erzwungenen Roboterhaftigkeit der Todesengel sind die unberechenbaren Reaktionen der Hinterbliebenen, die vom Zusammenbruch bis hin zum Bespucken reichen, noch erschütternder: Hier wird die Wahrheit über den Krieg konkret. Die strammen Militärs wirken inmitten blühender Gärten und spielender Kinder wie Aliens - buchstäblich Störenfriede einer zivilen Gesellschaft, die sie schlechten Gewissens ehrt und nicht so genau wissen will, was auf dem Schlachtfeld passiert.
Debütregisseur Oren Moverman (Drehbuch für den Dylan-Film "I'm not there"), ein gebürtiger Israeli, der vier Jahre als Fallschirmspringer diente, beweist mit seinem exzellenten Schauspielerfilm viel Fingerspitzengefühl. So wandelt sich Woody Harrelson ("Natural Born Killer") vom eindimensionalen Kommisskopp zum armen Teufel, hinter dessen Bärbeißigkeit latenter Wahnsinn lauert. Überzeugend ist auch Ben Foster ("X-Men") als traumatisierter Kriegsheld. Samantha Morton ("Minority Report") als zurückgezogene Olivia ist auf ihre Weise kriegsversehrt. Was Krieg aus Menschen macht, ist selten so eindringlich dargestellt worden.