Anzeige
Anzeige

Russische Kunst Oligarchen ohne Eier: Keiner kauft mehr Fabergé – was die Sanktionen mit dem Kunstmarkt machen

Eine Frau hält ein verziertes Ei zwischen Daumen und Zeigefinger
Fabergé-Eier sind für russische Oligarchen beliebte Objekte bei Auktionen
© epa Chrysa Panousiadou / dpa / Picture Alliance
In London gibt es extra Auktionen für russische Kunst. Die im Sommer wurden jetzt abgesagt. Denn ohne Oligarchen fehlen Käufer. Wie sich die Sanktionen gegen Russland auf den Kunstmarkt auswirken. 

Vom Westen sanktionierte Oligarchen bekommen die Einschränkungen zu spüren. Wer zuvor ein Leben mit Privatflieger, Superyacht und diversen Luxusimmobilien geführt hat, der fühlt sich seiner Möglichkeiten offensichtlich harsch beschnitten. Milliardär Michail Fridman klagt etwa über "Hausarrest" in seiner Londoner 70-Millionen-Villa. Der Oligarch lebt in der englischen Hauptstadt und landete auf der Sanktionsliste (der stern berichtete). 

Wer auf dieser Liste steht, dem wird an der Themse auch keine Kunst mehr verkauft. Dabei ist das Ersteigern teurer Werke ein beliebtes Hobby der Oligarchen. Mit ihrem Aufstieg in den 1990er Jahren wuchs auch ihr Interesse am Kunstmarkt. Besonders beliebt sind bei den russischen Milliardären Werke von russischen Künstlern, etwa Wintermärchenmaler oder Romantiker, sowie die Objekte des Goldschmieds und Juweliers Peter Carl Fabergé aus St. Petersburg.

Oligarchen haben ein Faible für Fabergé-Eier

Die filigranen, detailverliebten Eier aus Gold, Diamanten und Emaille entstanden zwischen 1885 und 1917 in der Werkstatt von Fabergé und gehen heute für stolze Preise über den Tisch. Das teuerste, das Rothschild Fabergé-Ei, wurde 2007 beim Auktionshaus Christie's für umgerechnet rund 10.6 Millionen Euro versteigert. 

Das Rothschild Fabergé-Ei ist rosa und hat eine integrierte Uhr
Das Rothschild Fabergé-Ei wurde 2007 für umgerechnet rund 10.6 Millionen Euro bei Christie's versteigert. Es ist damit das teuerste Ei seiner Art. 
© epa Rain / dpa / Picture Alliance

Doch mit Auktionen dieser Art ist jetzt erstmal Schluss. Die Londoner Auktionshäuser haben ihr Anlässe für russische Kunst im Sommer abgesagt. Sie hatten früh das Potenzial der Oligarchen-Klientel erkannt und mit sogenannten Russian Sales auf die Nachfrage reagiert. Hier werden in regelmäßigen Abständen Werke angeboten, die bei Oligarchen Gefallen finden. Das Auktionshaus Sotheby's schreibt auf seiner Seite von "atemberaubenden 17.7 Millionen Pfund", umgerechnet rund 21 Millionen Euro, bei der entsprechenden Auktion im November. Ein Rekord.

Die im Sommer fällt nun aus, wie bei anderen Auktionshäusern in London auch. Wo es keine Käufer gibt, braucht es auch keine Auktion. Auf der Seite von Sotheby's heißt es jetzt weit gefasst formuliert: "Die russischen Kunstauktionen werden in London diesen Juni nicht stattfinden. Unsere Herzen und Gedanken gehen zu all jenen, die von der Ukraine-Krise betroffen sind." 

Dieser Markt ist vergleichsweise klein

Neu sind Sanktionen auf dem Kunstmarkt nicht. Bereits seit der Annexion der Krim gibt es einige. Schwer treffen dürfte die neu hinzugekommen den Kunstmarkt als Ganzes kaum. Wie die "NZZ" schreibt, sei der Umsatz mit russischer Kunst für den Kunsthandel vernachlässigbar. 2021 belief er sich bei Christie’s und Sotheby’s demnach auf weniger als 40 Millionen Pfund, was gut einem Prozent des jährlichen Gesamtvolumens der beiden Auktionsriesen entspreche. Bei den prestigeträchtigen Auktionen für Kunst der klassischen Moderne und der Gegenwart würde die russische Klientel nicht ins Gewicht fallen. Hier geben Sammler aus den USA, aus dem Mittleren Osten, aus China sowie aus anderen asiatischen Staaten den Ton an. 

Kunstexperte Carsten Probst wies im "Deutschlandfunk Kultur" auf einen Bereich hin, der die Sanktionen durchaus merken dürfte: der Museumsbetrieb. Der Grund: Leihverkehr und Forschungsprogramme sind nun ausgesetzt. 

Quellen: NZZ, faberge.com, deutschlandfunkkultur.de, sothebys.com, christies.com

Mehr zum Thema

Newsticker

VG-Wort Pixel