Lenas erste Probe beim Eurovision-Song-Contest Die Reifeprüfung

Gelingt ihr der Befreiungsschlag? Für Lena Meyer-Landrut ging es bei ihrer ersten Probe beim Eurovision Song Contest in Düsseldorf um alles oder nichts. Und siehe da: "Lovely Lena" ist zurück.

Lena-Wetter wird es wohl künftig genannt werden: Pünktlich zur ersten Probe der deutschen Teilnehmerin Lena Meyer-Landrut beim Eurovision Song Contest ist in Düsseldorf der Sommer ausgebrochen. Während tausende Menschen sich bei 28 Grad und strahlendem Sonnenschein auf den Rheinwiesen tummeln, stehen zirka 300 Journalisten aus ganz Europa in der Düsseldorf-Arena im Dunkeln. Die Kameras und Notizblöcke gezückt, sind sie diejenigen, die darüber befinden werden, ob "Lovely Lena" ein Jahr nach ihrem grandiosen Sieg in Oslo noch einmal der Liebling der Presse wird. Denn während die meisten anderen ihrer 42 Konkurrenten ihre erste Probe bereits hinter sich gebracht haben, war Lena erst am Samstagnachmittag dran.

In Deutschland war das Urteil über die 19-Jährige zuletzt niederschmetternd. Es hagelte nicht nur Kritik an der deutschen Vorentscheidung "Unser Song für Deutschland", sondern vor allem auch an ihr. Lena unter medialem Dauerfeuer. "Es wird schlimm werden", mutmaßte in dieser Woche "Der Spiegel" und sagte ihr eine Zukunft mit zweifelhaften Gastrollen in Fernsehserien und Talkshows vorher. Jetzt in Düsseldorf geht es für Lena um alles. Vor 120 Millionen Fernsehzuschauern in ganz Europa will sie es allen noch einmal zeigen. Ihre erste Bühnenprobe ist der erste Akt dafür.

Die "kleine" Lena ist nicht mehr

In Oslo ist Lena bei den Proben noch mit Jubel empfangen worden. Dieses Mal ist es totenstill als sie die Bühne betritt. Es ist kein kleines unbekanntes Mädchen mehr, sondern eine gereifte Künstlerin, die jetzt dort vorne steht. Lena hampelt nicht herum, macht keine albernen Bewegungen und blökt auch keine "Aaahhhh"- oder "Uuuhhhh"-Töne ins Mikrofon. Nach der ersten Tonprobe fragt sie: "Noch lauter?" Das war's. Die typischen Lena-Sprüche wie "verdammte Axt" hat sie sich längst abgewöhnt.

Dann der ertönt ein Gong - der erste Klang von Lenas Song "Taken By A Stranger". Fünf Tänzerinnen in den aus dem Vorentscheid bekannten, silbernen Ganzkörperanzügen fangen hinter Lena an zu hüpfen. "Tanzen wie Samen im Mutterleib", hat Lena das getauft. Doch die Ästhetik ist eine andere. Monumental statt albern wirkt das, was sich auf der in weiße Lichtkegel gehüllten Bühne abspielt. Ihr reduzierter Auftritt in Oslo ist einer bombastischen Inszenierung mit Lichtblitzen, Nebel und Spezialeffekten gewichen. Mittendrin: Lena.

Trotz des Spektakels um sie herum geht die Hauptakteurin nicht unter. "Ich war sehr nervös", wird Lena hinterher auf der Pressekonferenz sagen. Auf der Bühne ist ihr davon nichts anzumerken. Selbstsicher wirkt Lena. Im schwarzen Hosenanzug und mit einer Schleife im Haar, ist ihr Schulmädchencharme zwar eher einem Fräulein-Rottenmeier-Stil gewichen, aber ihr unterschwelliger Sexappeal ist immer noch da. Viel präsenter ist ihre Stimme. Gesanglich leistet sich Lena kaum Schwächen.

"Deutschland wird ziemlich weit vorne landen"

Auch deswegen fällt das Urteil der meisten Journalisten positiv aus. "Mir gefällt das Lied zwar nicht, aber der Auftritt war grandios", sagt der für französische Medien berichtende Journalist Sören Teichert. "Ich glaube, dass Deutschland damit ziemlich weit vorne landen wird", mutmaßt er. "Lena ist wieder da", meint auch Reporter Michael Begasse. "Diejenigen, die sie bereits abgeschrieben hatten, werden sich im Finale noch wundern."

Auf der anschließenden Pressekonferenz wirkt Lena dann auch tiefenentspannt, als ob sie gerade eine Ganzkörpermassage und nicht ihre Feuertaufe hinter sich gebracht hätte. An die anwesenden Journalisten verteilt sie Kuchen und hat die Lacher erneut auf ihrer Seite. "Ich war sehr zufrieden mit der Probe", sagt sie. Lediglich Änderungen an Make-up, Outfit und Kameraeinstellungen müssten noch vorgenommen werden, ansonsten sei alles perfekt gelaufen.

Einmal mehr hat Lena in Düsseldorf unter Beweis gestellt, dass sie unter Druck am besten funktioniert. Und auch wenn der ganz große Lena-Zauber verflogen ist: Beim Finale am 14. Mai geht sie nach dieser Probe als eine der Favoritinnen ins Rennen. Deutschland kann stolz auf Lena sein.

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