Sie hat es nicht erfunden – aber niemand zelebriert den persönlichen Popsong so erfolgreich wie Taylor Swift. Es gibt kaum etwas in ihrem privaten Umfeld oder auf ihrem Lebensweg, das die 34-Jährige nicht in einen Chart-Erfolg verwandelt. Jedes einschneidende Erlebnis wird zu einem musikalischen Statement verarbeitet. Die erste Liebe? Hat sie als 20-Jährige in "You Belong With Me" vertont, ihrer ersten Nummer Eins in den Country-Charts. Trennungsschmerz? Für "Dear John" (2009) schürfte sie in ihrer Kurzzeit-Beziehung mit dem Erfolgsproduzenten John Mayer, sehr zu dessen Verdruss.
2020 wiederholte sie die Entliebungs-Therapie mit einer 10-Minuten-Version von "All Too Well", und über Nacht wurde Kinostar Jake Gyllenhall in den sozialen Medien zu einem der meistgehassten Männer. Und wenn Taylor Swift beschließt, ihre Karriere selbst in die Hand zu nehmen, erfährt das nicht nur ihr Steuerberater: Sie nimmt ihre ersten Alben aus rechtlichen Gründen einfach neu auf und lässt so die ganze Welt an ihrer emanzipatorischen Selbstermächtigung teilhaben.
Bei den Grammys, die in der vergangenen Nacht in Los Angeles verliehen wurden, kündige die Amerikanerin nun für April ihr nächstes Album an: "The Tortured Poets Department". Der selbstironische Titel ("Die Abteilung für gequälte Dichter") lässt neue Offenbarungen aus dem Hause Swift erwarten, die weltweiten Nummer-1-Positionen sind der Sängerin jetzt schon sicher. Wo wird das alles noch hinführen? Da auch ein Superstar von den Höhen und Tiefen eines Menschenlebens nicht verschont bleibt, hier unsere nicht ganz ernst gemeinte Prognose:
Wo wird das alles noch hinführen?
Das Familienglück-Album: "Home" (2026)
Kurz vor ihrem 38. Geburtstag wird Taylor Swift Mutter. Diese lebensverändernde Erfahrung wird das zentrale Thema von "Home", auf dem sie ihr Mutterglück besingt ("Enough"), aber auch die Zerrissenheit zwischen Arbeit und Privatleben ("Never Enough"). Das weitere Song-Personal des Albums könnte ebenfalls einer Swiftschen Familienaufstellung entspringen: der Vater des Kindes, Football-Star Travis Kelce, ihre äußerst anhängliche Schweigermutter Donna Kelce, die bei dem Glamour-Paar einzog – und sogar ihre Katze Olivia Benson (Marktwert: geschätzte 100 Millionen Dollar) wird gewürdigt und darf mal wieder durch ein Video schleichen. Im Clip von "Seriously?" singt sie von den Erwartungen an frischgebackene Mütter, noch vor dem Abstillen wieder mit dem perfekten After-Baby-Body aufzulaufen. Die athletischen Dance-Moves werden auf TikTok zum meistgeklickten Video aller Zeiten.
Das Polit-Album: "America" (2027)
Nach der Wiederwahl von Donald Trump zum US-Präsidenten wird Taylor Swift von der amerikanischen Rechten wegen ihrer liberalen Haltung bei Genderfragen, Frauen und Minderheiten zur Staatsfeindin Nr. 1 auserkoren. Ihre Reaktion: das schlicht "America" betitelte Album, auf dem sie noch einmal Stellung bezieht – und ihren ersten Misserfolg seit Jahren einfährt. Das amerikanische Publikum wird mit der neuen Polit-Smith nicht warm, und die Europäer verübeln ihr die Rückkehr zu ihrem ursprünglichen Country-Sound.
Das Trennungs-Album: "Take It And Leave Me" (2029)
Nach dem Karriere-Knick mit "America" erlebt sie die Trennung von Travis Kelce und die öffentliche Schlammschlacht um das Sorgerecht ihres Kindes. Da sogar ihre Katze Olivia reicher ist als der bankrotte Kelce, muss Taylor Swift ihn millionenschwer abfinden. Und was macht sie? Zu ihrem 40. Geburtstag nimmt sie ein ganz persönliches Abschiedsalbum mit Trennungsliedern und Rachesongs auf, dessen Einnahmen komplett an den Ex-Mann gehen. Orientiert hat sie sich dafür an Marvin Gayes legendärem Album "Here My Dear", an dessen 70er-Jahre-Soul sie sich auch anlehnt. Der neue Sound und die Thematik ist für das breite Publikum allerdings schwer verdaulich.
Das Absturz-Album: "Swift" (2031)
Von den Fans wegen seines dunklen Covers und der düsteren Texte nur das "Black Album" genannt. Aber aus den jüngsten Ereignissen ihres Lebens lässt sich nun mal kein Sunshine-Pop machen: So singt Swift über ihren eigenen zurückliegenden Bankrott ("Naked") und vom Bruch mit Vater Scott, der viele Jahre zu ihrem engsten Management-Team gehörte und ihr Vermögen in faule Anlagen investierte ("Didn’t Know You Were Trouble"). Die anderen Songs handeln von leeren Betten und dem ersten grauen Haar. Die Fans können Taylor Swift darin nicht mehr wiedererkennen, und das Album geht unter – erlangt jedoch im Laufe der Zeit Kult-Status als ihr persönlichstes Album.
Das Weihnachts-Album: "Merry Swiftmess Everybody!" (2038)
Damit hat niemand gerechnet: Nach einem sieben Jahre andauernden Rückzug, in dem sich Taylor Swift um ihr Kind kümmerte und Werbung für Lebensversicherungen machte, um ihre Steuerschulden zu begleichen, nimmt sie ein Album mit ihren liebsten Weihnachtsklassikern auf – und wird von ihren ebenfalls älter gewordenen Fans wieder in die Arme geschlossen. Der Überraschungs-Hit erhält mehrfach Platin, und Taylor Swift feiert ihr glücklichstes Silvester seit Jahren.
Das Comeback-Album: "50" (2039)
Taylor Swift weiß, was Disziplin ist, und nutzt ihre Popularität, um innerhalb weniger Monate "50" vorzulegen, das von ihrem bevorstehenden 50. Geburtstag und der neuen Lebensphase erzählt. Die Single "Cut It Off" handelt von alten Männern und alten Zöpfen, im Video präsentiert sie erstmalig in ihrer neuen Kurzhaarfrisur. Und auf der zweiten Single "Set Free" singt sie altersweise, wie wichtig es ist, sich von Illusionen zu lösen, um sich auf neue, bessere Illusionen einlassen zu können. Die Platte übertrifft die Verkäufe aller Vorgänger, und die "50-World-Tour", die sie durch 50 Länder führt, endet im Madison Square Garden. Am 13. Dezember 2039. Ihrem 50. Geburtstag.