Joao Vilaca Pereira hat Blasen an seinen Händen. Die hat der 59-jährige Automatenaufsteller aus Iserlohn jedoch nicht von seinem Beruf. Vielmehr hat er sie sich beim Polieren der alten Silberschale seines Vaters zugezogen, die er nun bei "Bares für Rares" verkaufen möchte. Der Fleiß hat sich gelohnt: Nicht nur glänzt die Schale prächtig im Studiolicht. Er bekommt noch ein Lob von Heide Rezepa-Zabel: "Wunderbar mit Hand poliert", stellt die Expertin fest.
Rezepa-Zabel hat noch mehr zu erzählen über den Teller, der mit exotischen Früchten wie Pfirsich, Granatapfel und Ananas verziert ist. Das Vorbild seien die im 17. Jahrhundert in den Niederlanden und Deutschland verbreiteten Branntweinschalen. Damals wurde zu besonderen Anlässen wie etwa der Taufe getrunken. Später wurden diese Teller zweckentfremdet. Ende des 19. Jahrhunderts kamen sie als als neobarocke Stile wieder und waren bis in die 1950er Jahre gefragt. Die hier vorliegende Schale stammt aus dem Jahr 1905 und wurde von der Firma Bruckmann & Söhne in Heilbronn hergestellt.
"Bares für Rares": "Zuviel ist nie"
Doch was ist das Teil wert? Der Verkäufer wäre schon mit 30 bis 50 Euro zufrieden, das Geld will er für ein Tierheim in Portugal spenden. Rezepa-Zabel korrigiert diesen Preis tüchtig nach oben. Allein der Silberwert beträgt 210 Euro. Insgesamt taxiert die Expertin den Wert auf 300 bis 400 Euro. "Die Hunde werden sich freuen", sagt Pereira.
Und es kommt noch besser: Im Händlerraum stößt die silberne Schale auf großes Interesse. Wolfgang Pauritsch startet mit 250 Euro, schnell überbieten sich die Anwesenden gegenseitig, sodass der Schätzwert schon bald übertroffen ist. Erst bei 450 Euro endet der Bieterrausch. "Sie gucken so erschrocken", sagt Lisa Nüdling. "Das ist zu viel, was wir bieten, oder?". Das sieht der Verkäufer anders: "Nein, zu viel ist nie", entgegnet der Iserlohner. Das Geschäft kommt trotzdem zustande. Zur großen Zufriedenheit beider Parteien.
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Was wäre "Bares für Rares" ohne seine 80 Euro: Das ist das Lieblingsstartgebot von Walter Lehnertz, der von allen nur "Waldi" genannt wird. Der gelernte Pferdewirt stammt aus Prüm in der Eifel und betreibt dort einen Antiquitätenhandel. Seine lockeren Sprüche wie "Ich fang dann mal mit 80 Euro an" (selbst wenn das Objekt erkennbar ein Vielfaches wert ist) oder "Engelschen" (so nennt er viele Verkäuferinnen) oder "Prügel" (seine Bezeichnung für Kunstobjekte) machen ihn zum Publikumsliebling. Ein Bieterduell mit Lehnertz kann teuer werden: Er mag ausgefallene Objekte wie alte Spielautomaten oder Militaria und bezahlt dafür gern auch deutlich mehr als den Schätzpreis. So bot er für einen alten Kicker 1750 Euro, obwohl die Expertise nur bei 600 Euro lag.
Pereira freut sich hinterher vor allem darüber, dass die Schale in gute Hände kommt.
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