"Ach Gott, was hübsch!", entfährt es Horst Lichter, als er die Reisebar erblickt, die Bianca Berding gerade untersucht. Einzig ein "leckeres Likörchen" vermisst der Moderator, ansonsten hat er an der mit Gläsern und Karaffen gefüllten Holztruhe nichts auszusetzen.
Mitgebracht haben sie Martina und Norbert Halbritter. Die Eheleute aus Vechta haben sie in einem Antiquitätenhandel in Frankreich erstanden. Jetzt möchten sie sich davon trennen und von dem Erlös eine schöne Gitarre kaufen.
"Bares für Rares": Aus der viktorianischen Zeit
Doch erst einmal hat die Expertin das Wort: Diese Reisebar werde auch "Kapitänslikörbar" genannt, so Berding. Diese portablen Bars hätten sich aus den alten Reiseapotheken entwickelt. Das hier zu bestaunende Exemplar stamme aus der viktorianischen Zeit und sei Ende des 19. Jahrhunderts in England hergestellt worden. Die Gläser bestehen aus mundgeblasenem Bleikristallglas.
500 Euro hätten die Halbritters gerne dafür. Das könnte mit Mühe und Not klappen: Berding taxiert den Wert auf 400 bis 500 Euro. Doch da hat sie die Begeisterungsfähigkeit im Händlerraum unterschätzt: "Wie schöööön", jubiliert Lisa Nüdling, als sie das Objekt in Augenschein nimmt, "ist die schön! Guckt euch das an."
Das sind die Händler bei "Bares für Rares" – Wetten, dass Sie nicht alle kennen?

Was wäre "Bares für Rares" ohne seine 80 Euro: Das ist das Lieblingsstartgebot von Walter Lehnertz, der von allen nur "Waldi" genannt wird. Der gelernte Pferdewirt stammt aus Prüm in der Eifel und betreibt dort einen Antiquitätenhandel. Seine lockeren Sprüche wie "Ich fang dann mal mit 80 Euro an" (selbst wenn das Objekt erkennbar ein Vielfaches wert ist) oder "Engelschen" (so nennt er viele Verkäuferinnen) oder "Prügel" (seine Bezeichnung für Kunstobjekte) machen ihn zum Publikumsliebling. Ein Bieterduell mit Lehnertz kann teuer werden: Er mag ausgefallene Objekte wie alte Spielautomaten oder Militaria und bezahlt dafür gern auch deutlich mehr als den Schätzpreis. So bot er für einen alten Kicker 1750 Euro, obwohl die Expertise nur bei 600 Euro lag.
Die anderen Händler teilen die Euphorie: Schon das zweite Gebot springt auf 600 Euro und übertrifft damit den Wunschpreis der Halbritters. Am Ende sind es Wolfgang Pauritsch und Sarah Schreiber, die sich ein packendes Bietergefecht liefern - mit dem besseren Ende für den Österreicher: Für die sagenhafte Summe von 1200 Euro erhält Pauritsch den Zuschlag - 700 Euro über dem Schätzwert.
"Wenn man sich schockverliebt, spielen die Zahlen in dem Moment keine Rolle mehr", sagt Pauritsch. Wohl wissend, dass er gerade sehr viel Geld gezahlt hat. Doch das ist es ihm wert.
+++ Lesen Sie auch +++