Ein Plakat von Jasper Johns bringen Sarah Augustin und Julian Lindermann mit zu "Bares für Rares". Einst fanden sie es in einer Geschenkebox auf einem Abenteuerspielplatz in Düsseldorf. Doch behalten wollen sie es nicht: Es passe "überhaupt nicht in unsere Wohnung".
Wie Kunstexpertin Bianca Berding feststellt, handelt es sich um ein Ausstellungsplakat zu einer Retrospektive von Jasper Johns, die von 1977 bis 1978 im Whitney Museum in New York stattgefunden hat. Das Museum beherberge eine der wichtigsten Sammlungen US-amerikanischer Kunst des 20. Jahrhunderts, weiß Berding, und habe dieses Plakat eigens bei dem Künstler in Auftrag gegeben. Allerdings habe man es hier mit einem unlimitierten Offset-Druck zu tun, dazu ohne Signatur.
Die Verkäufer ficht das zunächst nicht an. Sie geben ihren Wunschpreis mit 1200 Euro an. Moderator Horst Lichter entgleiten da für einen Moment die Gesichtszüge. "In echt?", fragt er nach. Doch er hat sich nicht verhört: Man habe Online nachgeschaut, versichert Sarah Augustin.
Bittere Pille bei "Bares für Rares"
Expertin Berding rückt das Ganze ins rechte Licht: Jasper Johns sei einer der weltweit am teuersten gehandelte Künstler. Es gebe immer wieder "Teilnehmer am Kunstmarkt", die sich das zunutze machten und darauf hofften, dass Personen mit weniger Ahnung auf den Bauernfang hereinfallen, erklärt sie die irritierenden Preisangaben im Netz. Sie selbst bewertet den Kunstgegenstand deutlich nüchterner: Das Plakat sei ein "unlimitiertes Objekt, das über keine Künstlerspezifizierung verfügt". Mehr als 100 bis 150 Euro seien da nicht drin.
Da muss das Verkäufer-Paar einmal schlucken. "Bittere Pille", entfährt es Augustin. Doch ihr Partner Lindermann bekräftigt: "Wir wollen es aber nicht wieder mitnehmen."
Das sind die Händler bei "Bares für Rares" – Wetten, dass Sie nicht alle kennen?

Was wäre "Bares für Rares" ohne seine 80 Euro: Das ist das Lieblingsstartgebot von Walter Lehnertz, der von allen nur "Waldi" genannt wird. Der gelernte Pferdewirt stammt aus Prüm in der Eifel und betreibt dort einen Antiquitätenhandel. Seine lockeren Sprüche wie "Ich fang dann mal mit 80 Euro an" (selbst wenn das Objekt erkennbar ein Vielfaches wert ist) oder "Engelschen" (so nennt er viele Verkäuferinnen) oder "Prügel" (seine Bezeichnung für Kunstobjekte) machen ihn zum Publikumsliebling. Ein Bieterduell mit Lehnertz kann teuer werden: Er mag ausgefallene Objekte wie alte Spielautomaten oder Militaria und bezahlt dafür gern auch deutlich mehr als den Schätzpreis. So bot er für einen alten Kicker 1750 Euro, obwohl die Expertise nur bei 600 Euro lag.
Im Händlerraum kommt das Plakat gut an. Schnell schießt der Preis auf 220 Euro und liegt damit schon deutlich über der Expertise. Doch das genügt den Verkäufern nicht - die nun anfangen zu zocken: "Ein bisschen mehr wäre schon ganz schön", sagt Tanja Augustin, "weil wir wollten den Kindern was holen".
Der Kinder-Trick wirkt: Markus Wildhagen, selbst ein Düsseldorfer, erhöht sein Gebot auf 300 Euro - und zahlt damit das Doppelte des Schätzwertes. Eine schöne Pointe: Damit bleibt das Plakat in der Stadt, in der es einst auf dem Abenteuerspielplatz gefunden wurde.