"Das ist eine sehr erotische Skulptur", entfährt es Horst Lichter beim Anblick des Objektes, das Rolf Isenmann mit zu "Bares für Rares" gebracht hat. Es handelt sich um eine bewegliche Plastik, die der 75-Jährige vor rund 30 Jahren einem befreundeten Architekten abgekauft hat. Der war mit dem Schöpfer des Werkes befreundet.
Wie Experte Colmar Schulte-Goltz erläutert, handelt es sich dabei um den polnischen Bildhauer Jan Sliwka. Das außergewöhnlich schwere Kunstwerk besteht aus Gelbguss, der Kunsthistoriker datiert es auf die 80er Jahre des 20. Jahrhunderts.
Bei seiner Preisvorstellung äußert sich Isenmann außerordentlich bescheiden: 400 Euro stellt er sich vor. Schulte-Goltz korrigiert die Summe deutlich nach oben und schätzt das Objekt auf 2400 bis 2800 Euro. "Der Preis war eine große Überraschung für mich", kommentiert der Verkäufer die Expertise trocken.
Erneut ein Bietergefecht bei "Bares für Rares"
Im Händlerraum läuft es dann noch besser: Dort stößt das Kunstwerk auf große Begeisterung: "Da haste was Schönes mitgebracht", ruft Walter "Waldi" Lehnertz dem Verkäufer entgegen. Entsprechend schnell schießen die Gebote in die Höhe. Von 150 auf 1100 Euro. "Bei mir war eigentlich 1000 die Schmerzgrenze", stöhnt Waldi, und steigt aus dem Bietergefecht aus.
Das sind die Händler bei "Bares für Rares" – Wetten, dass Sie nicht alle kennen?

Was wäre "Bares für Rares" ohne seine 80 Euro: Das ist das Lieblingsstartgebot von Walter Lehnertz, der von allen nur "Waldi" genannt wird. Der gelernte Pferdewirt stammt aus Prüm in der Eifel und betreibt dort einen Antiquitätenhandel. Seine lockeren Sprüche wie "Ich fang dann mal mit 80 Euro an" (selbst wenn das Objekt erkennbar ein Vielfaches wert ist) oder "Engelschen" (so nennt er viele Verkäuferinnen) oder "Prügel" (seine Bezeichnung für Kunstobjekte) machen ihn zum Publikumsliebling. Ein Bieterduell mit Lehnertz kann teuer werden: Er mag ausgefallene Objekte wie alte Spielautomaten oder Militaria und bezahlt dafür gern auch deutlich mehr als den Schätzpreis. So bot er für einen alten Kicker 1750 Euro, obwohl die Expertise nur bei 600 Euro lag.
Es kommt zum Duell zwischen Susanne Steiger und Wolfgang Pauritsch, die den Preis gemeinsam nach oben treiben - sehr zur Freude von Verkäufer Rolf Isenmann. Die Maximalschätzung von 2800 Euro lassen sie schon bald hinter sich. Erst bei 3500 Euro gibt Pauritsch auf: "Jetzt steige ich aus. Verkaufen Sie an unsere Susanne." Die 39-Jährige blättert daraufhin 35 frische 100-Euro-Scheine auf den Tisch - ein Anblick, den man auch nicht alle Tage sieht. Dafür darf sie die Plastik mit nach Hause nehmen.
Die übrigen Händler begrüßen sie zu diesem Kauf: "Egal wo du es hinstellst, es sieht immer geil aus."