"Das ist Bauhaus", urteilt Horst Lichter stilsicher beim Anblick der zwei Serigrafien von Josef Albers - und beeindruckt damit sogar den Experten Colmar Schulte-Goltz. "Ab und an gibt es Momente, wo ich etwas behalte", sagt der Moderator stolz.
Mitgebracht hat die Bilder Thomas Schneller aus Essen. Sie befanden sich seit 30 Jahren im Familienbesitz, passten aber nie zur Einrichtung. Jetzt will der 56-Jährige einen Platz finden für die Kunstwerke.
Der Experte zeigt sich begeistert von den Arbeiten, sie seien typisch für seinen Urheber. "Josef Albers ist einer der wichtigsten ungegenständlich arbeitenden Künstler", erklärt Schulte-Goltz. Auf den Bildern gehe es um besondere Formen, wie Quadrate unterschiedlicher Größe zueinander im Verhältnis stehen. Daran habe Albers sein ganzes Leben gearbeitet.
Eine Kunststunde bei "Bares für Rares"
Im Jahr 1933 emigrierte der Maler in die USA und brachte die Lehre von Bauhaus in die Neue Welt, referiert der Experte. Seine Erkenntnisse habe er in einer großen Schrift zusammengefasst, "Interaction of Color". Die darin beschriebene Wechselwirkung der Farbe komme in den beiden vorliegenden Werken gut zum Ausdruck, erläutert der Kunstkenner. Allerdings muss Schulte-Goltz etwas Wasser in den Wein gießen: Der Zustand der beiden Bilder sei nicht ganz so gut.
Als Wunschpreis schwebt Thomas Schneller deshalb 300 Euro vor. "Pro Bild wäre toll. Zusammen müsste ich mit leben." Der Experte macht ihm Hoffnung auf weit mehr - und schätzt die beiden Kunstwerke auf 2000 bis 2400 Euro. "Träumchen, wie du zu sagen pflegst", sagt er in Richtung Lichter.
Das sind die Händler bei "Bares für Rares" – Wetten, dass Sie nicht alle kennen?

Was wäre "Bares für Rares" ohne seine 80 Euro: Das ist das Lieblingsstartgebot von Walter Lehnertz, der von allen nur "Waldi" genannt wird. Der gelernte Pferdewirt stammt aus Prüm in der Eifel und betreibt dort einen Antiquitätenhandel. Seine lockeren Sprüche wie "Ich fang dann mal mit 80 Euro an" (selbst wenn das Objekt erkennbar ein Vielfaches wert ist) oder "Engelschen" (so nennt er viele Verkäuferinnen) oder "Prügel" (seine Bezeichnung für Kunstobjekte) machen ihn zum Publikumsliebling. Ein Bieterduell mit Lehnertz kann teuer werden: Er mag ausgefallene Objekte wie alte Spielautomaten oder Militaria und bezahlt dafür gern auch deutlich mehr als den Schätzpreis. So bot er für einen alten Kicker 1750 Euro, obwohl die Expertise nur bei 600 Euro lag.
Doch im Händlerraum läuft es nicht so gut wie erwartet. Julian Schmitz-Avila fängt mit 250 Euro an. Weil der Gast enttäuscht das Gesicht verzieht, schiebt er entschuldigend hinterher: "Irgendwo müssen wir ja anfangen."
Zwar geht es noch ein bisschen höher. Doch bei 600 Euro ist das Ende der Fahnenstange erreicht. Wohl oder übel muss Schneller in den Verkauf einwilligen.
Der kann sich immerhin damit trösten, dass er vor der Expertise über 600 Euro glücklich gewesen wäre. Entsprechend gelassen bewertet er das Geschäft: "Ich denke, ich kann mit dem Preis mehr als zufrieden sein", sagt der Essener.