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"München 72 - Das Attentat" im ZDF Drama ohne Eventcharakter

Das Attentat auf die Olympischen Spiele 1972 hat die Welt schockiert. 17 Menschen wurden getötet, darunter elf israelische Sportler. Im September jährt sich das Schreckensereignis zum 40. Mal. Das ZDF erinnert nun mit einem Fernsehfilm an "München 72 - Das Attentat".

Die Olympischen Spiele 1972 - nicht nur für München, für ganz Deutschland wurde aus dem Traum ein Trauma. Am frühen Morgen des 5. September stürmten bewaffnete Palästinenser in das Olympische Dorf und nahmen israelische Sportler als Geiseln. Elf Athleten und ein Polizist starben beim Versuch, die Gefangenen zu befreien. Auch die Attentäter wurden getötet.

Das ZDF arbeitet diese Ereignisse vor fast 40 Jahren nun in dem Fernsehfilm "München 72 - Das Attentat" auf, der am Montag um 20.15 Uhr zu sehen ist. Im Anschluss läuft eine Dokumentation der Ereignisse von Uli Weidenbach. Auch die ARD hat etwas in Vorbereitung. Sie plant ein Dokudrama unter anderem mit Peter Lohmeyer, Stephanie Stumph und Matthias Koeberlin.

Unter der Regie des Israelis Dror Zahavi ist ein hochspannendes Drama entstanden, das sich eng an die Fakten hält und in erschreckender Weise vor Augen führt, wie hilflos Politik und Sicherheitskräfte angesichts des Terrors waren. Wohltuend ist, dass der Streifen der Teamworx-Produzenten Nico Hofmann und Ariane Krampe die tragischen Ereignisse nicht zum Event stilisiert. Sie verlassen sich vielmehr auf das hervorragende Schauspieler-Ensemble und auf die Eindrücklichkeit der Ereignisse. Auch eine Liebesgeschichte gibt es zwischen den Polizisten Michael Bruckner (Felix Klare) und Anna Gerbers (Bernadette Heerwagen), die allerdings nur am Rande eine Rolle spielt.

Dilettantische Hilflosigkeit

Der Film beginnt fröhlich, zeigt die Vorfreude der Sportler, Polizisten und Einheimischen auf das große Sportereignis, mit dem sich Deutschland rund 25 Jahre nach Ende des Naziterrors wieder als friedliche und freundliche Nation präsentieren will. An Terror denkt hier niemand - als größte Gefahr gelten mögliche Demonstranten. Umso erschreckender dann, als mitten in die Heiterkeit der Terror einfällt in Gestalt der Palästinenser. Ein Schock - vor allem für die Sportler und ihre Familien, darunter Ankie Spitzer (Esther Zimmering), die Frau des Fechttrainers André Spitzer (Pasquale Aleardi).

Erschreckend ist die dilettantische Hilflosigkeit, mit der der Krisenstab rund um den Polizeipräsidenten Dieter Waldner (Heino Ferch), den bayerischen Innenminister Bruno Merk (Rainer Bock) und Bundesinnenminister Hans-Dietrich Genscher (Stephan Grossmann) agiert. Die Polizistin Anna Gerbers (Bernadette Heerwagen) vermittelt zwischen den Terroristen und der Polizei. Doch auch sie ist machtlos angesichts der groben Fehler, die bei der Rettung unterlaufen - etwa als das Vordringen der Scharfschützen live im Fernsehen übertragen wird und die Terroristen so gewarnt werden. So endet die Befreiung auf dem Militärflughafen in Fürstenfeldbruck in einem blutigen Feuergefecht, bei dem sich Genscher mit seinem Adjutanten Ulrich K. Wegener (Benjamin Sadler) vor den Kugeln unter einen Schreibtisch flüchtete.

Brücken bauen

Shredi Jabarin spielt hervorragend den Anführer Issa Lutif Affif - ein wütender junger Mann, den das Leid seiner Landsleute und der Tod vieler unschuldiger Frauen und Kinder zu dieser Wahnsinnstat getrieben hat. Der Film rechtfertigt den Überfall nicht, macht die Motive aber verständlich. Für Regisseur Zahavi war das wichtig: Er habe keine Schwarz-Weiß-Malerei betreiben wollen, um angesichts des immer noch gärenden Konfliktes zwischen Israel und Palästina nicht neuen Hass zu schüren. Die Terroristen hätten nicht aus purem Sadismus gehandelt, "sondern aus irgendeiner wahren Motivation, die ich nicht teile, aber sie hatten ihre Vorgeschichte und sie kamen zu der Überzeugung, dass sie so handeln müssen".

Eine Entscheidung, die am Filmset nicht von allen gutgeheißen wurde. Immerhin mussten Schauspieler aus Israel und Palästina sechs Wochen lang miteinander auskommen. Zahavi erinnert sich an heftige Diskussionen auf beiden Seiten. Viele der Israelis seien bis vor ein paar Jahren noch in der israelischen Armee gewesen, unter anderem in den besetzten Gebieten Palästinas. Doch letztlich seien alle miteinander klar gekommen. "Das ist sehr, sehr wichtig in der momentanen Situation und wenn man das als Symbol sieht, ist das vielleicht auch unser Ziel, das man Brücken schafft und nicht verurteilt und neuen Hass schürt."

Cordula Dieckmann, DPA DPA

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