CDU-Politiker kritisieren "Polizeiruf 110" Lieber heile Welt als spannender Großstadtkrimi

Claudia Michelsen und Sylvester Groth ermitteln als "Polizeiruf"-Kommissare Doreen Brasch und Jochen Drexler in Magdeburg. Das Thema des ersten Fall misfällt einigen Politikern.
Claudia Michelsen und Sylvester Groth ermitteln als "Polizeiruf"-Kommissare Doreen Brasch und Jochen Drexler in Magdeburg. Das Thema des ersten Fall misfällt einigen Politikern.
© MDR/Marco Prosch
Der neue "Polizeiruf 110" aus Magdeburg spielt im rechten Milieu. Das misfällt einigen CDU-Politikern - das Image Sachsen-Anhalts könnte beschmutzt werden. Eine abwegiger Vorwurf an einen TV-Krimi.

Noch ist keine Sekunde des Falls gesendet worden, da regt sich schon Protest gegen den neuen "Polizeiruf 110" aus Magdeburg. Als Nachfolge des in Rente gegangenen Hallenser "Polizeiruf"-Teams um die Kommissare Schmücke (Jaecki Schwarz) und Schneider (Wolfgang Winkler) hat der MDR ein neues Team in Magdeburg aufgebaut. Claudia Michelsen und Sylvester Groth gehen dort als ungleiche Kommissare Brasch und Drexler auf Ganovenjagd. Im ersten Fall müssen sie im rechtsradikalen Milieu ermitteln.

Und genau dieser Umstand sorgt im Vorfeld für Wirbel. Einige CDU-Politiker sorgen sich um das Image des Bundeslands. "Rechte Gesinnung als ausgewiesenes Ostproblem im 'Polizeiruf' klischeehaft darzustellen, wäre fatal", klagt der frühere sachsen-anhaltinische Ministerpräsident Christoph Bergner, inzwischen Bundesbeauftragter für die neuen Bundesländer, in der "Bild am Sonntag". Die neuen Bundeslänger würden häufig als Neonazi-Hort vorverurteilt würden - zu Unrecht. Auch der CDU-Landtagsabgeordnete Wigbert Schwenke sieht Anlass zur Kritik: "Es ist natürlich sehr bedauerlich, dass man sich die angeblich negative Seite der Stadt für den ersten Film zum Thema gewählt hat."

Im Krimi geht es nun mal um Verbrechen

Ein erstaunlicher Vorwurf. Denn im "Polizeiruf" geht es nun einmal um Verbrechen - und nicht darum, eine heile Welt darzustellen. In jedem Fall stirbt mindestens ein Mensch. Das ist das Prinzip eines Krimis. Hier geht es um die Schattenseiten des Lebens. Wer eine verbrechenlose Gesellschaft sehen will, sollte sich an Heimatfilme der 50er Jahre halten.

Dass zu einem gewissen Grade auch Klischees bemüht werden, ist im TV-Krimi nicht ungewöhnlich: So wie der "Tatort" in Köln immer wieder mit dem typischen Klüngel zu tun hat oder das Berliner Team - wie aktuell geschehen - gegen S-Bahn-Schläger ermitteln muss, ist es ganz normal, dass in einer Stadt wie Magdeburg auch einmal das Thema Rechtsextremismus angeschnitten wird. Entscheidend ist aber doch immer die Umsetzung - und die ist im Falle des Magdeburger "Polizeirufs" vollauf gelungen.

MDR-"Polizeiruf" möchte politische Themen erzählen

Die für den Film Verantwortlichen hören den Vorwurf nicht zum ersten Mal. Bereits am vergangenen Montag beklagte sich ein Magdeburger Lokaljournalist beim Pressegespräch in Hamburg über die angeblich zu negative Darstellung der sachsen-anhaltinischen Landeshauptstadt. Regisseur und Co-Autor Friedemann Fromm ("Weissensee") hat für derlei Kritik wenig Verständnis: Er sei Filmemacher - und nicht beim Stadtmarketing angestellt, sagte er in Hamburg. Zudem habe bei den Dreharbeiten niemand Probleme mit der Neonazi-Thematik gehabt. Sein Bruder, der Drehbuchautor Christoph Fromm wies darauf hin, dass Magdeburg - neben anderen Städten - auch ein Problem mit Rechtsextremismus habe. Da der MDR-"Polizeiruf" auch politische Themen angehen wolle, sei das ein legitimer Stoff, sagte MDR-Redakteur Wolfgang Voigt.

Ministerpräsident Reiner Haseloff, ebenfalls CDU, soll den "Polizeiruf 110" beim MDR inzwischen angefordert haben. Doch dass sich an der geplanten Ausstrahlung am 13. Oktober etwas ändern wird, ist ausgeschlossen. Denn abgesehen von der Geschmacksfrage, wie düster eine Stadt dargestellt werden darf, handelt es sich um einen rasanten, spannenden und modernen Großstadtkrimi. Und dagegen kann eigentlich niemand etwas haben.

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