Vorwürfe des Maskenbetrugs Verschweigen, tricksen, täuschen – Fynn Kliemanns ungeschickte Verteidigungsstrategie

Fynn Kliemann
So stellt sich Fynn Kliemann gerne dar: als etwas verpeilter, aber grundsympathischer Kindskopf, der sich die Welt macht, wie sie ihm gefällt.
© Ingo Wagner / DPA
Mit einer Stellungnahme und einem Interview hat Fynn Kliemann auf die Vorwürfe reagiert, die Jan Böhmermann gegen ihn erhoben hat. Doch dabei verstrickt er sich in immer mehr Widersprüche.

Dem Schreiben war anzumerken, wie tief er getroffen war. Am Freitagnachmittag veröffentlichte Fynn Kliemann ein dreiseitiges Statement, mit dem er auf die von Jan Böhmermann in einem Beitrag des "ZDF Magazin Royale" erhobenen Vorwürfe reagiert, er habe beim Verkauf von Masken geschummelt und minderwertige Ware in Flüchtlingslagern entsorgt.

In der wirren, unstrukturierten Stellungnahme wechseln sich unspezifische Entschuldigung, Bedauern und Zerknirschung mit Passagen, in denen er das meiste abstreitet. Er wolle sich in aller Form bei allen Personen, Organisationen, Institutionen entschuldigen, die nun "auf den ersten Blick" enttäuscht und geschockt seien. Eine interessante Formulierung. Kliemann scheint zu dem Zeitpunkt noch zu glauben, vieles sei ein Missverständnis, unglücklich dargestellt – und wenn er die Situation nun erkläre und richtigstelle, würden sich die meisten Vorwürfe in Luft auflösen. 

Eine Verteidigungshaltung, die er in toto nicht lange  – wie man an den Unterschieden sieht, die zwischen dem Schreiben vom Nachmittag und dem am Freitagabend auf "Spiegel Online" publizierten Interview sehen kann. 

Fynn Kliemann rudert zurück

Noch am Nachmittag streitet er etwa ab, "defekte Masken an Flüchtlingslager geliefert" zu haben und beteuert: "Diese Masken waren laut Produzenten nicht defekt oder hatten eine schlechte Schutz-Wirkung. Sie waren einfach nur etwas größer als die ursprüngliche Vorgabe." Im Interview am Abend klingt das schon anders. Da rudert er in Bezug auf die Masken zurück: "Wenn wirklich defekte Masken geschickt wurden, dann ist das absolut untragbar", sagt er. Gleichzeitig schließt er nun nicht mehr aus, dass es noch mehr defekte Masken gibt, die weitergegeben oder verkauft wurden.

Das Interview liest sich an vielen Stellen unfreiwillig komisch. "Ich habe übertrieben und das muss ich mir in Zukunft abgewöhnen", sagte Kliemann zu seiner früheren Aussage, er habe an den Masken nichts verdient. Tatsächlich waren es weit über 400.000 Euro, die in seiner Tasche landeten. 

Auf andere Vorwürfe reagiert er deutlich ungeschickter. Es wird deutlich, dass er nur das zugibt, was er zugeben muss. Er habe nie dementiert, dass Masken von Global Tactics in Bangladesch produziert werden, beteuerte Kliemann. "Ich wurde nur nie danach gefragt."

Wie ein Politiker im Untersuchungsausschuss

Das erinnert in seiner Trickserei schon eher an einen Politiker, der vor dem Untersuchungsausschuss mit Taschenspielertricks versucht, seinen Hals zu retten. Und nicht – wie er sich selbst gern darstellt – an einen netten, etwas verpeilten Dude, der in Geschäftsdingen manchmal etwas stoffelig ist, aber doch eigentlich nur Gutes tut.

Es gibt viele weitere Stellen, an denen sich Kliemanns Darstellungen im Detail mit anderen Aussagen und Fakten widersprechen. So sagt er in dem Statement, der Onlinehändler AboutYou habe Bescheid gewusst, "dass die Lieferungen aus verschiedenen Ländern, auch außerhalb Europas, stammten". Eine Behauptung, die Geschäftsführer Tarek Müller klar dementiert: "Dass die Masken teilweise nicht in Europa produziert wurden, war uns bis heute nicht bekannt", schreibt Müller auf Twitter.

Fynn Kliemann hat sich gründlich verheddert

So sehr man Fynn Kliemann abnehmen mag, dass ihm seine vielen Geschäfte und Projekte über den Kopf gewachsen sind und er den Überblick verloren hat – von einer ehrlichen, transparenten Aufarbeitung des Skandals, die er verspricht, ist er noch weit entfernt. Tatsächlich wirken viele seiner Sätze, als wolle er weiter über das volle Ausmaß des Skandals hinwegtäuschen, als endlich alle Karten auf den Tisch zu legen.

So trägt seine ungeschickte Kommunikationsstrategie dazu bei, dass sich selbst die treuesten Fans von ihm abwenden und ihm kaum noch Glauben schenken können. "Das klingt jetzt so, als würde ich versuchen, meinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen", sagt Kliemann an einer Stelle im "Spiegel"-Interview.

Solle das seine Absicht sein, so ist er gescheitert: Fynn Kliemann hat sich gründlich verheddert.

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