Bereits vorab hat Jan Böhmermann einen Beitrag des "ZDF Magazin Royale" veröffentlicht, der am Freitagabend im ZDF ausgestrahlt wird. Darin beschäftigt sich der Moderator mit dem Geschäftsgebaren von Fynn Kliemann. Die Anschuldigungen sind heftig: Der Künstler und Unternehmer habe zusammen mit seinem Geschäftspartner Tom Illbruck Masken, die zu Dumping-Löhnen in Bangladesch und Vietnam hergestellt wurden, umetikettiert und dann als fair und in Portugal produziert weiterverkauft. Zudem habe er 100.000 fehlerhafte Masken aus Bangladesch an Flüchtlingsunterkünfte nach Bosnien und Griechenland "gespendet".
Harter Tobak, auf den der Beschuldigte nun in einem langen Statement reagiert, das der Redaktion vorliegt: "Ich möchte mich in aller Form bei allen Personen, Organisationen, Institutionen entschuldigen, die nun 'auf den ersten Blick' enttäuscht und geschockt sind", beginnt der 34-Jährige sein dreiseitiges Schreiben, mit dem er auf den Beitrag des "ZDF Magazin Royale" antwortet. Die Worte "auf den ersten Blick" setzt Kliemann in Anführungszeichen, denn er sieht sich zu Unrecht ins schlechte Licht gestellt. Er behauptet, dass "jene Betrugsvorwürfe einfach nicht stimmen".
Er habe in die in Bangladesch hergestellten Masken nie verkauft oder beworben. "Ich habe ausschließlich über www.maskeoderso.de Masken angeboten und diese kamen zu 100 Prozent aus Portugal und Serbien." Die besagten Masken seien ein reines Großhandelskontingent für die Handelspartner und Großabnehmer gewesen und auch nur an diese verkauft worden. Alle Abnehmer dieser Masken seien im Vorfeld über das Herkunftsland genau informiert gewesen.
Fynn Kliemann will Verantwortung übernehmen
Die Emails, in denen sein Geschäftspartner Tom Illbruck vom "Umlabeln" der Masken geschrieben hat, bezeichnet Kliemann heute als "schlimm", die Formulierung stehe zu Recht in der Kritik. Dass ihm das seinerzeit nicht aufgefallen sei, versucht der Künstler und Geschäftsmann mit seiner damaligen Überforderung zu erklären: "Ich muss mir klar eingestehen, dass ich den Prozess nicht mehr überblicken konnte." Dafür übernehme er Verantwortung.
Den Vorwurf Böhmermanns, die Masken seien unter Lohndumping entstanden, weist Kliemann hingegen zurück: "Global Tactics hat für die Masken genau die gleichen Produktionskosten gezahlt wie in Serbien auch: 40 Eurocent pro Maske."
Der Niedersachse stellt klar: "Ich habe mit dem Verkauf von europäischen Masken über meinen Shop Geld verdient, ja. Aber bezugnehmend auf das Herkunftsland habe ich niemals jemanden getäuscht oder etwas für etwas ausgegeben, was es nicht war."
Defekte Masken an Flüchtlingslager?
Am meisten habe ihn der Vorwurf getroffen, er habe defekte Masken an Flüchtlingslager geliefert. Kliemann stellt das so dar: "Diese Masken waren laut Produzenten nicht defekt, oder hatten eine schlechte Schutz-Wirkung. Sie waren einfach nur etwas größer als die ursprüngliche Vorgabe", heißt es weiter.
Dem widerspricht das "ZDF Magazin Royale" in einem auf Twitter veröffentlichten Thread. Darin heißt es: "Die Masken waren 'einlagig statt doppellagig', also viel zu dünn, selbst für niedrige Ansprüche an eine Infektionsschutzwirkung. Die Gummibänder der Masken waren von unterschiedlicher Länge und Farbe, die Nähte lösten sich viel zu leicht."
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Kliemann ist die Zerknirschung in dem Statement sichtlich anzumerken. Er wolle sich "bei allen entschuldigen, die mir schon so lange folgen und absolutes Vertrauen in meine Arbeit haben". Und er will Schlüsse ziehen aus der Affäre: "In Zukunft werde ich sehr viel akribischer alle Ketten, Elemente, Vorgänge, Abläufe überprüfen und nur noch das machen, was ich wirklich zu 100 Prozent selbst in der Hand habe."
Abschließend schreibt er: "Ich bin überzeugt davon, die Gesellschaft und Welt um mich herum weiterhin positiv mitgestalten und auch insbesondere verbessern zu wollen." Das dürfte zumindest in näherer Zukunft schwierig sein. Denn die Vorwürfe wiegen schwer, und nicht alle hat Fynn Kliemann bislang ausräumen können.
Verwendete Quellen: Youtube.com/ZDFMagazinRoyale, LMAAFK.de, Twitter