Eine gerade veröffentlichte Studie der Marktforschungsfirma Media Control über das Fernsehverhalten zeigt, wie unterschiedlich die Deutschen den "Tatort" sehen. Frappierendes Ergebnis: Keiner guckt die Bayern. Der "Tatort" vom Bayerischen Rundfunk (BR) aus München hat die schlechtesten Quoten aller Krimis aus der erfolgreichen ARD-Reihe. Und das mit deutlichem Abstand.
"Tatort" im BR
Pro Jahr sendet der BR drei neue "Tatort"-Fälle. Da die Daten der media control zwischen dem 1.1. und dem 8.12. 2009 erhoben wurden, sind nur die Quoten von zwei Folgen für das laufende Jahr eingegangen: "Gesang der toten Dinge" lief am 29. März und schaffte 20,1 Prozent Marktanteil. "Um jeden Preis" vom 18. Oktober brachte es auf 20,0 Prozent - gegen starke Konkurrenz auf RTL, wo zeitgleich die erste Folge des Zweiteilers "Vulkan" lief. Der dritte "Tatort" lief am vergangenen Wochenende - und liegt damit außerhalb des Erhebungszeitraumes. Er erzielte zwar mit 21,7 Prozent eine deutlich bessere Quote als die ersten beiden Fälle des Jahres, liegt damit aber immer noch unter dem Durchschnitt der übrigen Sendeanstalten.
In zwölf von 16 Bundesländern rangieren die Fälle der Kriminalhauptkommissare Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Ivo Batic (Miroslav Nemec) an letzter Stelle (siehe Infografik) . Das Desinteresse, das den Bayern entgegenschlägt, ist zum Teil gewaltig: In Bremen etwa schalten nur 18,8 Prozent der Zuschauer ein. Zum Vergleich: Den stadteigenen Bremen-"Tatort" wollen mit 33,4 Prozent fast doppelt so viele Zuschauer sehen.
Nichts zu holen gibt es für die Münchner Ermittler auch im Osten: In sämtlichen der fünf neuen Bundesländer rangieren sie auf dem letzten Platz. Absolute Tiefststände erreichen Batic und Leitmayr in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt, wo nur 13,2 bzw. 12,7 Prozent einschalten. Lediglich in Bayern und in Hamburg liegen die Quoten über dem Durchschnitt.
Die Fälle des BR wollten sehen:
Sachsen-Anhalt: 12,7 % (17,0 %)
Meckl.-Vorp.: 13,2 % (17,4 %)
Sachsen: 13,9 % (17,0 %)
Brandenburg 15,2 % (19,1 %)
Schl.-Holstein: 16,0 % (23,1 %)
Baden-Württ: 16,8 % (20,9 %)
Rheinland-Pfalz: 16,8 % (20,1 %)
Thüringen: 17,3 % (18,9 %)
Bremen: 18,8 % (24,7 %)
Bundesweit 20,1 % (22,7 %)
Niedersachsen: 20,2 % (24,9 %)
Berlin 20,5 % (22,5 %)
NRW: 22,9 % (25,7 %)
Hessen: 23,2 % (25,2 %)
Bayern: 24,9 % (23,8 %)
Hamburg: 26,2 % (25,5 %)
Saarland: 26,2 % (26,8 %)
(in Klammern: Durschnittliche Quote aller Fälle)
So eindeutig die Zahlen sind, so schwierig die Erklärung für dieses eigenartige Einschaltverhalten der Deutschen. An der Qualität der Filme kann es nicht liegen. Nicht nur bekommen die Fälle von BR-"Tatort" regelmäßig hervorragende Kritiken. Auch bei Publikumsumfragen genießen Batic und Leitmayr, die bereits seit 1991 in und um München ermitteln, hohe Sympathiewerte.
Beim Bayerischen Rundfunk reagiert man jedenfalls gelassen auf diese Zahlen. Dort ist man stolz auf die stilistische Bandbreite der Produktionen. Jeder Fall trage hier eine eigene Handschrift. "Wir wollen uns vorbehalten, auch weiterhin zu experimentieren", sagte eine Sprecherin des Senders auf Anfrage. An Batic und Leitmayr wolle man weiter festhalten.