Vorentscheid Lena tritt mit "Satellite" in Oslo auf

Das Publikum entschied, dass Lena mit dem Song "Satellite" bei "Unser Star für Oslo" auftreten soll. Damit war der individuell für sie geschriebene Titel "Love me" aus dem Rennen.

An ihrem verkrampften Lächeln war es deutlich zu erkennen: Wenige Momente vor Bekanntgabe der Telefonabstimmung im Finale von "Unser Star für Oslo" glaubte Lena Meyer-Landrut nicht mehr an ihren Sieg. Wie deplaziert wirkte die 18-Jährige in der Show, die sie sechs Wochen lang dominiert hatte. Dann aber stand doch ihr Name auf dem großen Bildschirm, nicht der von Konkurrentin Jennifer Braun. "Ich habe damit nicht gerechnet", sagte Meyer-Landrut nach der Sendung, "ich bin so überwältigt".

Was aber geschah an diesem Freitagabend beim deutschen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest, den 4,5 Millionen Zuschauer in der ARD verfolgten? Jeweils drei Lieder hatten die Hannoveranerin Lena und die gleichaltrige Jenny aus dem hessischen Eltville präsentiert, zwei Mal den gleichen Song und einen Titel, der individuell für sie geschrieben wurde. Show-Initiator Stefan Raab hatte nach eigenen Angaben mit "nationalen und internationalen Produzenten" zusammengearbeitet, um den optimalen Song für Oslo zu finden.

Bei Lena entschied sich das Publikum für den Song "Satellite", der klanglich zwar an den Stil der Britin Kate Nash erinnerte und zu dem passte, was die Abiturientin schon zuvor bei den Castingshows gezeigt hatte. Allerdings war es nicht der individuell für sie geschriebene Song "Love me" gewesen, der für manchen Geschmack etwas spritziger daher kam. Bei Jennifer Braun hatten sich die Zuschauer dagegen mit großer Mehrheit für den ihrer Soulstimme auf den Leib geschriebenen Popsong "I care for you" entschieden.

Sie wirkte kurz vor Ende der Sendung deshalb völlig gelöst und siegessicher. Auch die Jurymitglieder Xavier Naidoo und Stefanie Kloß von der Band Silbermond konnten trotz positiver Kommentare ihre Zweifel an Lenas finaler Interpretation nicht verhehlen. Das Fernsehpublikum aber entschied sich doch für sie, ein zugleich unerwarteter und doch erwarteter Sieg.

Wenige Tage vor der Entscheidung hatte sich die Favoritin im Interview mit DAPD optimistisch über den Modus der Sendung gezeigt: "Die Songs, die wir im Finale singen, sind ja unter Absprache mit uns ausgewählt worden. Wir haben da auch ein ganz kleines Mitspracherecht." Es würden keine Lieder gemacht, die sie überhaupt nicht widerspiegeln könnten. Nun müssen die Macher der Show wohl die Produktion noch einmal soweit umwerfen, dass der Song klanggewaltiger wirkt, dass "Satellite" bei den zig Millionen Zuschauern des Eurovision Song Contests eine Chance hat, unter 25 präsentierten Titeln als Ohrwurm haften zu bleiben.

Natürlich wird der jungen Frau die Frage gestellt, wie sie sich der großen Aufgabe in Oslo stellen will. "Das weiß ich noch nicht, wie ich mich darauf vorbereite", sagte sie im Vorfeld des Finales, forsch im Ton, so wie sie das Fernsehpublikum in den Castingshows bei ProSieben und der ARD bisher erlebt hat. Die Menschen begeistern sich an ihrer eigentümlichen Art, dem tippelnden Tanzschritt, der viel gelobten perfekten englischen Aussprache. Doch reicht das auch für einen Sieg in Oslo?

Der Druck bei dem Eurovision Song Contest sei gar nicht so hoch angesichts der herben Verluste für Deutschland in den vergangenen Jahren, sagte Lena dazu. Viel schlechter könne es nicht mehr laufen. Bei den 25 Teilnehmernationen im Jahr 2008 landete die deutsche Frauenband No Angels auf Platz 23. Im vergangenen Jahr kam Alex Swings, Oscar Sings mit "Miss Kiss Kiss Bang" auf Platz 20.

Auch in den Jahren zuvor bot Deutschland teilweise skurrile Nummern etwa 1998 mit Guildo Horn, im Jahr 2000 mit Stefan Raab und "Wadde hadde dudde da?" oder 2006 mit Texas Lightning samt Bandmitglied Olli Dittrich und dem Countrysong "No no never". Im vorigen Jahr in Moskau gewann der Norweger Alexander Rybak mit dem Song "Fairytale" den Eurovision Song Contest, weshalb das Finale in diesem Jahr in Oslo und damit wie üblich im Heimatland des Titelverteidigers abgehalten wird.

Am 29. Mai nun soll es Lena für Deutschland richten. Die Enkelin des ehemaligen deutschen Diplomaten Andreas Meyer-Landrut, der zuletzt Leiter des Bundespräsidialamtes war, will sich dabei auf den Beistand ihrer Familie verlassen. "Meine Familie und meine besten Freunde stehen hinter mir", erklärte Lena im Gespräch mit DAPD. Es gebe da nicht unglaublich viele, aber die guten Freunde seien auch immer da. Was aber ist mit einem besten Freund, einem festen Partner? Single - ja oder nein? "Meine Standardantwort lautet da: Ich bin zum achten Mal zwangsverheiratet", antwortet die 18-Jährige lakonisch.

APN
Zacharias Zacharakis, APN

PRODUKTE & TIPPS