Cécilia Sarkozy "Mit Schminke vollgekleisterte Tussen"

Von Astrid Mayer, Paris
Cécilia Sarkozy scheint hin und hergerissen zwischen Rachegefühlen und Mitleid für ihren Exmann. In letzter Minute wollte sie ein Buch stoppen, in dem sie Details über das Privatleben mit Präsident Nicolas Sarkozy preisgibt - vergeblich. Besonders über seine Freundinnen zieht sie gnadenlos her.

Ein einziger Wirbel, in dem sich Reform-Ansätze und Tratschorgien jagen - so hat ein Journalist des französischen Nachrichten-Magazins "Nouvel Observateur" am Donnerstag die bisherige Regierungszeit vom Staatspräsidenten charakterisiert. Ins Konzert der bösen Zungen hat sich jetzt eine neue Stimme gemischt: Seine Ex-Frau Cécilia Sarkozy, geborene Ciganer, die den Namen ihres Ex behalten hat - obwohl sie eine Menge Böses über ihn sagt.

Die Nachrichten jagen einander: Cécilia Sarkozy soll ihren früheren Liebhaber Attias heiraten wollen, der eine bevorstehende Heirat aber dementierte. Ein in Brasilien lebender 61-jähriger Italiener hat sich als biologischer Vater von Carla Bruni geoutet. Sie sei die Frucht einer Beziehung zur anderweitig verheirateten Frau Bruni senior, die sechs Jahre dauerte. Und Cécilia Sarkozy ist offenbar hin und her gerissen zwischen wütender Verbitterung und der Angst, sich zu exponieren.

Einstweilige Verfügung abgeschmettert

Drei Bücher sind in diesen Tagen über sie erschienen, eines davon in enger Zusammenarbeit mit der früheren First Lady. Dort wird sie so ausführlich mit Giftigem über Monsieur Sarkozy zitiert, dass sie das Buch noch in letzter Minute durch eine einstweilige Verfügung am Erscheinen hindern wollte. Das Gericht schmetterte ihren Antrag heute aber ab, Cécilia Sarkozy ist in Berufung gegangen.

Aber es ist ohnehin zu spät, die einmal im Vertrauen der Journalistin Anna Bitton gemachten Aussagen zurück zu holen: Dass Nicolas Sarkozy ein Schürzenjäger sei und ihr untreu gewesen, unfähig zu lieben und verhaltensgestört - das konnte man in Frankreichs Medien schon gestern überall lesen, denn die Autorin hatte ihr Werk schon fleißig bei Kollegen gestreut und das Nachrichtenmagazin "Le Point" hatte Auszüge gebracht.

Die Bücher im Überblick

Yves Derai, Michael Darmon: Rupture (éditions du moment)
Denis Demonpion, Laurent Léger: Cécilia, la face cachée de l'ex-première dame (Pygmalion)
Anna Bitton: Cécilia (Flammarion)

Zwei Biografien (eine heute erschienen) vervollständigen das Bild - und geben wieder einmal einen zu tiefen und daher unerquicklichen Einblick in das Privatleben des Präsidenten. Einen Minuspunkt hat Nicolas Sarkozy schon einstecken müssen: In einem der Bücher ist zu lesen, dass er sich im Herbst operieren lassen musste, das aber verheimlichte - er, der hoch und heilig versprochen hatte, die Nation über seinen Gesundheitszustand auf dem Laufenden zu halten. Das Elysée bestätigte gestern, dass die Operation stattgefunden habe.

Cécilia lästert über Ex-Freundinnen

Cécilia Sarkozy bestreitet jetzt, Sätze gesagt zu haben wie "diese opportunistischen, mit Schminke vollgekleisterten Tussen (über zwei vor der Scheidung noch enge Freundinnen), oder, über die Mitarbeiter ihres Ex-Mannes: "Eine Bande von Übeltätern". Die Autorin Anna Bitton hingegen hat sich höchst verwundert gezeigt, denn ihr Werk sei entstanden aus einer langjährigen, vertrauensvollen Beziehung zur Cécilia. Ein Kollege vom Nachrichtenmagazin "Nouvel Observateur" ist Anna Bitton schon zu Hilfe geeilt und versichert, die zitierten Sätze seien mit Sicherheit nicht erfunden. Die Ex-First Lady sei schlicht naiv. Den Eindruck gewinnt man mehrfach, auch wenn man liest, wie sie sich über den zu geringen Unterhalt für ihren Sohn Louis beschwert, und seufzt, sie könne ja bestenfalls 1000 oder 2000 Euro mehr erreichen, wenn sie kämpfe, und was sei das schon?

Eine erstaunliche Naivität bei einer Frau, die dem Zentrum der Macht doch sehr nahe gestanden hat, und die Intrigen im Milieu auch schildert - allerdings von ihrer ganz eigenen Warte aus, von der aus sie alle in Treue und Untreue, Gute und Böse, einteilt. Gemeinsamer Tenor der Bücher ist, dass Madame unter dem Status, "Frau von" zu sein gelitten hat und unter der frauenfeindlichen Atmosphäre in der konservativen Partei ihres Mannes. Bitton stellt sie als feministische Heldin wider willen dar.

Immerhin dürfte Cécilia Sarkozy nun gescheiter sein, was das Erscheinen des nächsten Buches betrifft, an dem sie seit Monaten mit zwei Journalisten arbeitet. Es soll auch demnächst herauskommen. Mit diesmal der ganzen Wahrheit über sie.

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