Wegen Vergewaltigungsvorwürfen hat der Sender ProSieben seinen Moderator Andreas Türck bis auf weiteres beurlaubt. Der 35-Jährige werde bis zur endgültigen Klärung nicht mehr die "Chart-Show" moderieren, teilte der Sender mit. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main ermittelt wegen des Verdachts der Vergewaltigung gegen Türck. Dessen Anwalt bezeichnete die Vorwürfe des mutmaßlichen Opfers als "ausnahmslos unrichtig". Türck will sich in den nächsten Tagen äußern.
Nach Angaben von Oberstaatsanwältin Doris Möller-Scheu soll das Ermittlungsverfahren aller Voraussicht nach Ende April abgeschlossen sein. Ob es zu einer Anklage komme, sei noch völlig offen. Der angebliche Vorfall liege eineinhalb Jahre zurück. Nähere Angaben wollte die Staatsanwaltschaft mit Verweis auf das laufende Verfahren nicht machen.
Mehrere Zeugen
Nach Informationen des Hessischen Rundfunks wird Türck vorgeworfen, im Sommer 2002 eine 27-jährige Angestellte vor einer Gaststätte in Frankfurt am Main vergewaltigt zu haben. Für den Vorfall gebe es mehrere Zeugen. Friederike Vilmar, Anwältin des mutmaßlichen Opfers, hob in der HR-Sendung "maintower" hervor, dass ihre Mandantin Türck nicht von sich aus angezeigt habe und deswegen auch nicht in die "Promi-Luder-Ecke" gestellt werden könne. Vielmehr habe sich das mutmaßliche Opfer einem Bekannten anvertraut, dessen Telefon überwacht worden sei. So habe die Staatsanwaltschaft von der Tat erfahren.
ProSieben "völlig überrascht"
ProSieben teilte mit, auf Grund der schweren Vorwürfe habe sich der Sender entschlossen, Türck bis auf weiteres von der Moderation der "Chart-Show" zu beurlauben. Von den Vorwürfen, von denen ProSieben erst am Montag erfahren habe, sei man "völlig überrascht", sagte ProSieben-Sprecherin Diana Schardt. "Wir gehen natürlich davon aus, dass Andreas Türck unschuldig ist und die Vorwürfe unbegründet sind." Das hätten Türck und sein Anwalt glaubhaft versichert.
Bro'Sis-Sänger Faiz moderiert
Die Anschuldigungen gingen aber in Richtung eines schweren Sexualdeliktes und die von Türck moderierte Sendung richte sich überwiegend an jugendliche Zuschauer. ProSieben-Chef Nicolas Paalzow erklärte, bis zu einer endgültigen Klärung der Vorwürfe halte er es "auch im Sinne von Andreas Türck für besser, wenn dieser die Sendung nicht weiter moderiert". Die nächste Sendung am 27. März werde von Bro'Sis-Sänger Faiz moderiert.
Türck will sich in den nächsten Tagen äußern
Türcks Anwalt Franz Dänekamp teilte mit, der Moderator werde sich in den nächsten Tagen zu den Vorwürfen äußern. Nach Überzeugung der Verteidigung bestehe kein Grund für eine Anklageerhebung. Zwei Zeugen - darunter eine Freundin der Frau -, die während der angeblichen Vergewaltigung auf einer gut beleuchteten Brücke in der Frankfurter Innenstadt weniger als 20 Meter neben dem mutmaßlichen Opfer gestanden hätten, hätten übereinstimmend ausgesagt, dass sie keine entsprechende Straftat bemerkt hätten.
"Psychische Erkrankung"
Eine Gutachterin habe die Möglichkeit von Wahnvorstellungen bei dem mutmaßlichen Opfer attestiert, zudem habe ein rechtsmedizinisches Gutachten den Nachweis geführt, dass die Frau zum fraglichen Zeitpunkt "erheblich alkoholisiert" gewesen sei. "Die Verteidigung geht davon aus, dass die Aussage der Zeugin im Wesentlichen durch eine psychische Erkrankung zu erklären ist", hieß es in der Mitteilung.
Der in Wiesbaden aufgewachsene Türck moderierte von 1995 bis 1997 beim ZDF eine Neuauflage der Spiel-Show "Dalli Dalli". 1998 wechselte er zu ProSieben, wo er zunächst eine tägliche Talk-Show moderierte.