Geschlechtergleichheit Fünf Gründe, warum es Frauen zwischen 30 und 40 Jahren schwerer haben als Männer

Frau am Laptop
Kinderkriegen in einer befristeten Anstellung? Ein schwieriges Thema.
© Seva Levitsky / Picture Alliance
Die viel debattierte Geschlechtergleichheit und Gleichberechtigung gibt es bis heute nicht allumfassend. Erst recht nicht bei Frauen zwischen 30 und 40 Jahren. In diesem Lebensabschnitt müssen Frauen sich im Gegensatz zu Männern gesellschaftlich mit vielen extra Problemen rumschlagen.

Es gibt ein Lebensalter bei Frauen, da können normale Alltagssituationen zum Spießrutenlauf werden. Egal, ob es um die berufliche Weiterentwicklung, den Arztbesuch oder das Privatleben geht, eine Unterstellung und Diskriminierung jagt die andere. Hierbei ist nicht mehr von einer Gleichstellung gegenüber dem männlichen Geschlecht zu sprechen. Bei diesen fünf Situationen haben es Frauen in diesem Jahrzehnt des Lebens wesentlich schwerer als Männer: 

1. Berufliche Weiterentwicklung
Natürlich ist eine Diskriminierung bei der Karriereleiter und der beruflichen Weiterentwicklung schlicht und einfach nicht erlaubt. In der Realität passiert dies aber nach wie vor. Nicht nur, dass es immer noch einen Gender-Pay-Gap gibt, der dringend geschlossen werden muss, also dass Frauen oftmals für die gleiche Arbeit weniger Geld bekommen als ihre männlichen Gegenspieler, auch die Karriereleiter kommen sie zwischen 30 und 40 wesentlich schlechter hoch. Das liegt daran, dass nach wie vor viele Chefs vermuten, dass eine Frau gerade in diesem Lebensabschnitt durch eine Schwangerschaft einen beruflichen Ausfall der Arbeitskraft verursachen könnte. Dies bestätigte auch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend in ihrer Broschüre "Frauen in Führungspositionen", hier wird das Problem gerade auf der mittleren Managementebene angesprochen: "Hoch qualifizierte, fachlich kompetente und engagierte Frauen unter 35 oder 40 Jahren gelten für Aufgaben im mittleren Management als ein unkalkulierbares Risiko, gerade wenn sie keine Kinder haben. Man muss jederzeit damit rechnen, dass sie schwanger werden und dann für längere Zeit 'ausfallen'."

2. Jobwechsel und Befristungen der Anstellung
Ähnlich verhält es sich bei einem Jobwechsel. Man möchte sich umorientierern und sucht nach einer neuen Herausforderung. Gar nicht so easy als Frau zwischen 30 und 40, denn hier tritt das gleiche Problem auf wie bei der internen beruflichen Weiterentwicklung. Im Hinterkopf gibt es bei manchen Arbeitgebern immer noch die Vermutung: Was, wenn sie morgen schwanger wird und ausfällt? Manch eine Frau wurde sogar schon in Bewerbungsgesprächen nach ihrer derzeitigen privaten Beziehung und ihrem Kinderwunsch befragt. Die oftmals gewählte Option ist dann zumeist die befristete Anstellung. Ein Problem für viele Frauen, so bedeutet dies gerade in diesem Lebensabschnitt immer ein Abwägen zwischen dem Rückgang der eigenen Fruchtbarkeit und der Wahrscheinlichkeit der Erfüllung des Kinderwunsches auf der einen - und dem beruflichem Fortkommen auf der anderen Seite. Außerdem kann dies ein Kreislauf sein. Was, wenn man nach ein oder zwei Jahren befristeter Anstellung nicht unbefristet übernommen wird und das Ganze von vorne losgeht?

Beruflich und privat werden Frauen wegen ihrer Biologie immer wieder diskriminiert

3. Gynäkologen-Besuche
Frauen sollten regelmäßig zu Kontrolluntersuchungen beim Gynäkologen erscheinen. Doch auch der Standard-Besuch beim Arzt des Vertrauens muss nicht immer angenehm sein. Viele Frauen werden ab 30 bei fast jedem Besuch von ihrem Gynäkologen darauf hingewiesen, dass sie sich bald einer Risikoschwangerschaft nähern. Oftmals auch, ohne dass der Gynäkologe fragt, ob man selbst überhaupt einen Kinderwunsch hat. Dies ist ab dem Lebensalter von 35 Jahren der Fall, ab diesem Zeitpunkt gilt eine Frau als Spätgebärend und eine Schwangerschaft somit als risikoreicher. Ein Thema, mit dem das weibliche Geschlecht regelmäßig konfrontiert wird.

4. Dating-Diskriminierung
Auch das Daten wird über 30 nicht gerade leichter als Frau. So richtig leicht ist das wohl nie, aber abgesehen davon wird einer Frau von vielen Männern zwischen 30 und 40 Jahren unterstellt, dass sie jeden sofort heiraten und mit ihm eine Familie gründen möchte. Mann kann ja quasi froh sein, dass man noch einen abbekommt. Männer sind sich dadurch bei Frauen in diesem Lebensabschnitt oft ihrer selbst zu sicher und bemühen sich dementsprechend weniger um die neue Bekanntschaft. 

5. Gesellschaftliche Erwartungshaltung bei Paaren
Doch auch bei Paaren oder bereits verheirateten Frauen in diesem Jahrzehnt tritt ein Erwartungsdruck und eine Fortpflanzungsdiskriminierung in Kraft. Des Öfteren wird man gefragt, wann man denn nun mit seinem Partner Kinder plant oder ob überhaupt. Hinter dem Rücken wird dann in der Familie noch gemunkelt, ob es einfach nicht klappt oder was der Plan des Paares ist. Auch eine schöne Rolle, die man hier als Frau nach wie vor im 21. Jahrhundert klischeehaft gesellschaftlich zu erfüllen hat. 

In der Summe sind Frauen zwischen 30 und 40 Jahren durch ihre biologische Endlichkeit der Fortpflanzung wesentlich mehr Problemen im normalen Alltag ausgesetzt, als gleich alte Männer. Eine Form der Diskriminierung, die nach wie vor zu wenig Beachtung findet und an der auch eine geschaffene Frauen-Quote wenig ändert.

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