Chinas Exporte im April um 8,1 Prozent gestiegen - Ausfuhren in die USA geschrumpft

Containerschiff
Containerschiff
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Mitten im Handelskrieg mit den USA hat China seine Exporte in alle Welt überraschend kräftig gesteigert: Sie legten im April um 8,1 Prozent im Vorjahresvergleich zu, wie die chinesischen Zollbehörden am Freitag mitteilten. Die Ausfuhren in die USA allerdings schrumpften im April um 17,6 Prozent im Vergleich zum März. Am Wochenende stehen Verhandlungen zwischen China und den USA in der Schweiz an.

Analysten hatten mit einem Anstieg der Exporte im April um lediglich zwei Prozent gerechnet. Das dicke Plus belegt nach Angaben von Experten, dass China viele Ausfuhren nach Südostasien umgeleitet hat, um die hohen US-Zölle zu umgehen. Die Zahlen des chinesischen Zolls zeigen, dass sich die Exporte nach Thailand, Indonesien und Vietnam verdoppelten. Trump hatte auch diese Länder mit sehr hohen Zöllen belegt - diese jedoch vorerst ausgesetzt. 

"Die globale Lieferkette wird in Echtzeit umgelenkt", kommentierte Analyst Stephen Innes von SPI Asset Management. "Es sieht so aus, als würde Vietnam zu Chinas Offshore-Fluchtburg für Waren aus den USA werden." Auch Analyst Zhiwei Zhang von Pinpoint Asset Management erklärte die starken April-Zahlen mit "Umschichtungen in andere Länder".  In den kommenden Monaten würden sich die Zahlen aber allmählich abschwächen, erwartet er. 

US-Präsident Donald Trump hat auf die meisten Importe aus China einen Zollsatz von 145 Prozent aufgeschlagen, auf manche Güter sind die Aufschläge sogar noch höher. Die Zölle sind seit Anfang April in Kraft. Peking reagierte mit Zöllen in Höhe von 125 Prozent auf Waren aus den USA. 

Am Samstag und Sonntag sind erste hochrangige Handelsgespräche zwischen China und den USA in der Schweiz geplant: In Genf treffen sich der chinesische Vize-Regierungschef He Lifeng sowie US-Finanzminister Scott Bessent und der US-Handelsbeauftragten Jamieson Greer. Bessent sagte dem Sender Fox News am Mittwoch, er gehe zunächst davon aus, dass über eine mögliche "Deeskalation" gesprochen werde. Ein Handelsabkommen stehe derzeit nicht zur Debatte.

Ökonomen schätzen den derzeitigen Stand im Zollstreit zwischen den USA und China als nicht haltbar ein. Die geltenden Zollsätze von über 100 Prozent kämen einem Embargo gleich, sagte auch Bessent

Die Zollbehörden veröffentlichten auch die Importe Chinas im April. Sie fielen um 0,2 Prozent im Vorjahresvergleich - auch das ein überraschender Wert. Analysten hatten mit einem Rückgang um sechs Prozent gerechnet. 

Die Volksrepublik kämpft seit Ende der Corona-Krise mit einem schwachen Inlandskonsum. Die Zentralbank hatte daher erst am Mittwoch angekündigt, sie werde die Kreditvergabe ankurbeln und den Zinssatz für den erstmaligen Erwerb von Wohneigentum senken. 

AFP