"Die Botschaft ist sehr, sehr klar", sagte Frederiksen nach einem späteren Treffen mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron in Paris. "Man muss die Territorien und die Souveränität der Staaten respektieren", sagte sie vor Journalisten. Dies sei ein "grundlegendes Element der internationalen Gemeinschaft, die wir zusammen seit dem Zweiten Weltkrieg aufgebaut haben".
US-Präsident Trump hatte schon vor seinem Wiedereinzug ins Weiße Haus am 20. Januar mit einer Übernahme des autonomen dänischen Territoriums Grönland gedroht - und dabei auch militärische Schritte nicht ausgeschlossen. Diese Annexionspläne hatte er in den vergangenen Tagen bekräftigt. Laut Trump brauchen die USA das Gebiet für die "internationale Sicherheit".
Nach ihrem Besuch in Frankreich reiste Frederiksen weiter zum Nato-Sitz in Brüssel. Bei einem Treffen mit Nato-Generalsekretär Mark Rutte am Abend sagte Frederiksen, es gebe aus ihrer Sicht "keinen Grund zur Annahme, dass eine militärische Bedrohung für Grönland oder Dänemark besteht."
Weiteres Thema von Frederiksens Reise war der Ukraine-Krieg. In Berlin verwies sie auf "die hybriden Angriffe Russlands in Europa, in der Ostsee" verwiesen. Es gebe "einen Angriffskrieg gegen die Ukraine auf dem europäischen Kontinent und nun auch die Zusammenarbeit zwischen Russland, Iran und Nordkorea". Dafür brauche es "ein stärkeres, entschlosseneres Europa, das in der Lage ist, sich selbst zu verteidigen und die europäischen Interessen zu befördern", sagte die dänische Regierungschefin.
Auch Scholz erwähnte in seinen Aussagen Grönland nicht namentlich, bekräftigte aber seine Warnung vor erzwungenen Grenzverschiebungen. "Grenzen dürfen nicht mit Gewalt verschoben werden", sagte der SPD-Politiker und fügte dann auf Englisch an: "To whom it may concern" (zu Deutsch: "für alle, die es angeht").
Weiter sprach Scholz von "herausfordernden Zeiten", die ein starkes Europa und eine starke Nato erforderlich machten. Das Militärbündnis bleibe der "Garant für unsere gemeinsame Sicherheit". Daher hätten viele Mitgliedstaaten in den vergangenen Jahren ihre Verteidigungsausgaben "deutlich" erhöht und es bestehe eine Verständigung darüber, dass die Ausgaben weiter erhöht werden müssten.
Am Sonntag hatte Frederiksen sich bereits mit den Regierungschefs aus Schweden und Norwegen sowie dem finnischen Präsidenten getroffen und im Anschluss die Solidarität der nordischen Staaten "angesichts der neuen und unvorhersehbaren Realität" hervorgehoben.
Dänemarks Außenminister Lars Lökke Rasmussen bekräftigte am Dienstag die Haltung seines Landes, dass Grönland letztendlich über seine Situation entscheide. Mit Blick auf den US-Präsidenten sagte er: "Trump wird Grönland nicht haben." Grönland sei Grönland. Das grönländische Volk "ist ein Volk, auch im Sinne des Völkerrechts".
Das geografisch zu Nordamerika gehörende Grönland war im 18. Jahrhundert von Dänemark kolonisiert worden und hat seit dem Jahr 1979 einen Autonomiestatus, der 2009 erweitert wurde. Dänemark ist allerdings noch unter anderem für Justiz- und Währungsfragen sowie die Außen- und Sicherheitspolitik zuständig.
Grönland ist reich an natürlichen Ressourcen wie Öl, Gas, Gold, Diamanten, Uran, Zink und Blei. An der Nordwestküste des Gebiets befindet sich seit dem Kalten Krieg ein Stützpunkt der US-Armee.
Schon während seiner ersten Amtszeit von 2017 bis 2021 hatte Trump die Absicht einer Übernahme Grönlands formuliert, was Dänemark und Grönland jedoch zurückgewiesen hatten. Auch infolge der jüngsten Äußerungen Trumps betonte Grönlands Regierungschef Mute Egede: "Wir wollen keine Amerikaner sein."
Mitte Januar hatte Frederiksen in einem Telefonat mit Trump gesagt, dass Grönland selbst über seine Zukunft entscheiden könne. Wie die Zeitung "Financial Times" aus dänischen Regierungskreisen zitierte, verlief das Gespräch "schrecklich". Weiter hieß es, Trumps Interesse an Grönland sei "ernst und potenziell sehr gefährlich".
Für mehr Sicherheit in der strategisch wichtigen Arktis-Region will Dänemark umgerechnet knapp zwei Milliarden Euro investieren. Laut Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen will die dänische Regierung drei neue Schiffe in die Arktis entsenden und zusätzliche Langstreckendrohnen mit fortschrittlichen Bildaufnahmefähigkeiten einsetzen. Zudem sollen die Satellitenkapazitäten verstärkt werden.