Hamas lässt Deutsch-Israeli Ohad Ben Ami und zwei weitere Geiseln frei

Bild der Geiselfreilassung
Bild der Geiselfreilassung
© AFP
Bei der fünften Geiselfreilassung seit Inkrafttreten der Waffenruhe mit Israel hat die Hamas in einem regelrechten Übergabe-Spektakel drei weitere Geiseln freigelassen, darunter den Deutsch-Israeli Ohad Ben Ami. Vermummte Kämpfer übergaben die drei Männer in der Stadt Deir el-Balah dem Roten Kreuz, kurz darauf wurden sie von der israelischen Armee übernommen. Die Art und Weise der Freilassung löste in Israel Empörung aus. Im Gegenzug kamen 183 palästinensische Häftlinge frei.

Vermummte Kämpfer der Hamas ließen Ben Ami sowie Or Levy und Eli Sharabi in Deir el-Balah im Zentrum des Gazastreifens frei. Vor hunderten Schaulustigen wurden die Männer auf einem improvisierten Podium vorgeführt, wo sie eine Erklärung auf Hebräisch in ein Mikrofon sprechen mussten. Als die Geiseln zu sprechen aufgehört hatten, riefen die Hamas-Kämpfer auf Arabisch "Allahu akbar" (Gott ist groß).

Über der Szene wehten auch am Samstag wieder palästinensische Flaggen und Flaggen der Hamas. Daneben marschierten hunderte uniformierte und bewaffnete Männer mit schwarzen Sonnenbrillen und Munition vor der Brust auf. Eine Frau warf den Kämpfern Blüten von Blumen entgegen.

In Israel löste die Inszenierung empörte Reaktionen aus. Staatspräsident Isaac Herzog schrieb im Onlinedienst von einem "Verbrechen gegen die Menschlichkeit". Die ganze Welt habe zusehen müssen, wie die Männer "hungernd mit ausgemergelten Gesichtern und leidend von gemeinen Mördern für ein zynisches und grausames Spektakel ausgebeutet werden".

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu nannte die Bilder "schockierend" und kündigte an, dass dies "nicht unbeantwortet" bleiben werde. Eine Organisation von Opferfamilien sprach von Bildern, "die an die Fotos der Überlebenden der Shoah erinnerten". 

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) erklärte, es sei "zunehmend besorgt über die Bedingungen rund um die Freilassungen." Es forderte "alle Parteien, einschließlich der Vermittler" auf, "sich zu verpflichten, dass künftige Übergaben freigelassener Personen würdevoll und unter Wahrung der Privatsphäre erfolgen". Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) schrieb im Onlinedienst Bluesky, es sei "unerträglich, dass die Hamas die drei Männer auch im letzten Moment noch einmal öffentlich vorführt".

Der 56-jährige Deutsch-Israeli Ben Ami war bei dem brutalen Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober gemeinsam mit seiner Frau Raz aus ihrem Zuhause im Kibbuz Beeri entführt worden. Raz war bereits während der Waffenruhe im November 2023 freigelassen worden und nach Israel zurückgekehrt. Zwei Töchter, die in den Kibbuzen Beeri und Nahal Oz leben, hatten den Angriff der Hamas überlebt, ohne entführt zu werden.

Die israelische Armee veröffentlichte am Samstagabend Fotos von Ben Ami mit seiner Familie, die ihn mit freudigem Blick umringten und umarmten. 

Von den insgesamt 251 Menschen, welche die Hamas bei ihrem beispiellosen Großangriff auf Israel am 7. Oktober verschleppt hat, verbleiben nun noch 73 im Gazastreifen. 34 von ihnen sind nach Einschätzung des israelischen Militärs bereits tot.

Im Gegenzug für die Freilassung der drei Männer ließ Israel insgesamt 183 palästinensische Häftlinge frei. Die "Terroristen" seien aus "mehreren Gefängnissen im ganzen Land" ins Westjordanland, nach Ostjerusalem und in den Gazastreifen gebracht worden, hieß es.

Nach Angaben des Palestinian Prisoners' Club, der sich für die Belange palästinensischer Gefangener einsetzt, wurden sieben der Freigelassenen nach ihrer Ankunft in Ramallah im Westjordanland wegen ihres Gesundheitszustands in ein Krankenhaus eingeliefert. Der Leiter der Organisation, Abdullah al-Sagari, sagte, alle am Samstag Freigelassenen bräuchten "medizinische Betreuung, Behandlungen und Untersuchungen". Dies sei das Ergebnis der "Brutalität", der sie in den vergangenen Monaten ausgesetzt gewesen seien. Die islamistische Hamas sprach sogar von einer "langsamen Tötung" palästinensischen Häftlinge.

Unterdessen genehmigten die USA den Verkauf von Waffen und militärischer Ausrüstung im Gesamtwert von 7,4 Milliarden Dollar an Israel. Das US-Außenministerium habe den Verkauf von Bomben, Lenkausrüstung und Zündern im Wert von 6,75 Milliarden Dollar sowie von Hellfire-Raketen im Wert von 660 Millionen Dollar gebilligt, erklärte die US-Behörde für Verteidigungskooperation (DSCA) am Freitag. Der dem Kongress in Washington gemeldete Verkauf der Bomben verbessere Israels Fähigkeit, "aktuellen und zukünftigen Bedrohungen zu begegnen".

AFP