Köhler war am 1. Februar im Alter von 81 Jahren gestorben. Er war von Juli 2004 bis zu seinem Rücktritt im Mai 2010 Staatsoberhaupt der Bundesrepublik. Unter den Trauergästen waren auch Kanzler Olaf Scholz (SPD), die amtierende Bundesratspräsidentin Anke Rehlinger (SPD) sowie die früheren Bundespräsidenten Joachim Gauck und Christian Wulff sowie Altkanzlerin Angela Merkel (CDU).
Nach seiner Wahl zum Bundespräsidenten im Mai 2004 habe Köhler schnell "die Herzen der Deutschen gewonnen", sagte Steinmeier im Berliner Dom. Köhler habe "nicht viel Aufhebens um die eigene Person oder um das Amt" gemacht: "Ob es eben der Papst war oder die Mitarbeiter einer Obdachlosenhilfe (...) Er freute sich ganz einfach an anderen, auch daran, Lebensentwürfen und Denkweisen zu begegnen, die vielleicht nicht seine waren."
Steinmeier erinnerte daran, dass Köhlers Familie kurz nach dessen Geburt vor den vorrückenden Roten Armee aus Polen fliehen musste und dann jahrelang in Flüchtlingsunterkünften in Deutschland lebte. Steinmeier sagte, Köhlers Aufstiegsgeschichte sei vielleicht auch exemplarisch für die junge Bundesrepublik, die es möglich gemacht habe, dass "aus einem Flüchtlingskind" der Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) und schließlich der Bundespräsident werden konnte.
Köhler habe dann "den Blick auf Afrika entscheidend verändert" und den Kontinent durch sein Wirken "vom Objekt zum Subjekt geopolitischer Diskurse" gemacht, fuhr Steinmeier fort. In seiner Amtszeit als Bundespräsident habe er klar gemacht, dass "ethische Maximen und praktische Politik zusammengehören".
Auch der ehemalige kenianische Präsident Uhuru Kenyatta würdigte Köhlers "beharrlichen, unermüdlichen Einsatz für die Entwicklung Afrikas". Er habe das Potenzial des Kontinents für nachhaltigen Fortschritt erkannt und als "praktisch erreichbares Ziel" gesehen.
Ex-Finanzminister Theo Waigel (CSU), dessen Staatssekretär Köhler war, erinnerte an seine Verdienste in der Zeit der Deutschen Einheit. Er sei maßgeblich an der Vorbereitung der Wirtschafts- und Währungsunion beteiligt gewesen und habe zum reibungslosen Abzug sowjetischer Soldaten aus der ehemaligen DDR beigetragen, indem er innerhalb weniger Wochen ein Konsortium für den Bau von 40.000 Wohnungen in Russland organisiert habe.
Waigel berichtete auch über sein letztes Gespräch mit Köhler im Januar. Dieser sei dabei sehr besorgt über die aktuelle Weltlage gewesen, sagte der frühere Finanzminister. "Wir stehen vor der größten Katastrophe, größten Krise seit 1948, und waren darauf nicht vorbereitet", habe Köhler ihm gesagt.
Österreichs ehemaliger Bundespräsident Heinz Fischer betonte, Köhler habe wenn nötig auch "ein unbequemer Bundespräsident" sein wollen. Er erinnerte dabei an Köhlers Rücktritt kurz nach Beginn seiner zweiten Amtszeit im Mai 2010. Grund waren die Reaktionen auf ein Interview, in dem Köhler Auslandseinsätze der Bundeswehr auch zur Sicherung freier Handelswege befürworte. Fischer sagte: "Dieser Rücktritt hatte wohl mit den strengen Maßstäben zu tun, die Horst Köhler auch und gerade an sich selbst angelegt hat."
Dem Staatsakt schloss am Mittag mit einem militärischen Abschiedszeremoniell vor dem Dom. Danach fand auf Einladung Steinmeiers ein Trauerempfang im Berliner Rathaus statt.
Staatsakte sind in Deutschland selten und gelten als Ausdruck höchster Würdigung durch die Bundesrepublik. Den zuvor letzten Trauerstaatsakt gab es im Januar vergangenen Jahres für den verstorbenen CDU-Politiker Wolfgang Schäuble.