Busunglück Übermüdeter Fahrer verursachte Katastrophe

Unter den elf Todesopfern des schweren Busunglücks an der belgisch-französischen Grenze waren zehn Deutsche. Die Schuld trägt offenbarder übermüdete Busfahrer.

Bis auf einen Bosnier waren alle Opfer des schweren Busunglücks an der belgisch-französischen Grenze deutsche Staatsbürger. Das gaben die belgischen Behörden am Montag nach Abschluss der Identifizierung der elf Leichen bekannt. Ferner hieß es, Ursache des Unfalls auf der Autobahn Brüssel-Paris am frühen Samstagmorgen sei offenbar Übermüdung des Fahrers gewesen. Der ADAC und die Gewerkschaft ver.di forderten ein einheitliches Gütesiegel für mehr Sicherheit von Reisebussen.

Bei den Toten handelt es sich um acht Frauen und drei Männer, wie Staatsanwalt Claude Michaux mitteilte. Die Identifikation dauerte zwei Tage, da die Opfer zum Teil bis zu Unkenntlichkeit verbrannt waren. Die Leiche des 48 Jahre alten Fahrers wurde obduziert. Die Auswertung der Ergebnisse dauerte laut Michaux am Montag noch an.

Kein Amerikaner unter den Toten

Die 36 Überlebenden stammen nach Angaben von Michaux aus Deutschland, Bosnien, Kroatien, der Türkei, der Ukraine, der Mongolei, Weißrussland, den USA und Rumänien. Nach Angaben der US-Botschaft in Brüssel war unter den Toten entgegen ersten Meldungen kein Amerikaner. Der Bus war am Freitagnachmittag in München gestartet und hatte in Stuttgart, Frankfurt am Main und Köln weitere Fahrgäste aufgenommen. Augenzeugen und Überlebende hatten nach dem Unfall erklärt, möglicherweise sei der Fahrer am Steuer eingeschlafen.

An der Trauerfeier für die Opfer in einer Kirche der belgischen Gemeinde Hensies wird am Dienstag auch Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe teilnehmen. Die unverletzten Überlebenden waren dem Vernehmen nach bereits am Abend des Unfalltages in ihre Heimat zurückgekehrt. Die in Krankenhäuser eingelieferten Reisenden könnten nach Abschluss ihrer Behandlung heimreisen, hieß es im Ministerium.

80 Bus-Tote in diesem Jahr

Der Präsident des Automobilclubs ADAC, Peter Meyer, nannte das Unglück den traurigen Höhepunkt einer Serie mit bisher rund 80 Bus-Toten in diesem Jahr. Das seit langem geforderte Gütesiegel für die deutsche Busbranche könne die Sicherheit der Reisenden erhöhen, indem etwa die Ausbildung der Fahrer mit speziellen Fahrsicherheitstrainings verbessert werde. Meyer kündigte für den 20. Januar diesbezügliche Gespräche der Verantwortlichen im Berliner Bundesverkehrsministerium an.

Warnung vor Billigangeboten

Auch die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di sprach sich für das Gütezeichen aus. Ein Qualitätssiegel könne verhindern, dass verantwortungsbewusste Unternehmen von Billiganbietern vom Markt verdrängt würden, erklärte der bayerische ver.di-Landesbezirk. Bei Billigangeboten im Reiseverkehr sei zu beobachten, dass das Fahrpersonal unter einem besonderen Druck stehe.

Laut ver.di wird oft die Reiseplanung zu eng disponiert, Zeitdruck entstehe auch durch lange Sammelwege, und Übermüdung und Überschreitung von Höchstgeschwindigkeiten gefährdeten nicht nur die Businsassen, sondern alle Verkehrsteilnehmer. Die Gewerkschaft empfahl Reisenden deshalb, Billigangeboten von Busunternehmen und Reisebüros mit großem Misstrauen zu begegnen.

DPA
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