Winterverkehr Eisige Rutschpartie für Radler: Warum viele Wege nicht geräumt werden

Autofahrer haben es bei Schneefall oftmals leichter, als Radfahrer – ihre Straßen sind meist geräumt
Autofahrer haben es bei Schneefall oftmals leichter, als Radfahrer – ihre Straßen sind meist geräumt
© Sven Simon / Imago Images
Radfahrer haben im Winter nicht nur mit der klirrenden Kälte zu kämpfen, sondern oftmals auch mit glatten Radwegen. Aber warum werden die eigentlich so selten von Schnee und Eis befreit, während Autos meist vergleichsweise gut durchkommen? Eine Suche nach den Ursachen. 

Wer mit dem Rad unterwegs ist, der muss sich dieser Tage mancherorts auf eine regelrechte Rutschpartie einstellen. Während die Autofahrer sich schon morgens über geräumte Straßen freuen und ohne große Einschränkungen durch die verschneite Winterlandschaft fahren, bleibt Radfahrern (und oft auch Fußgängern) häufig nur eines: Über gefrorene Radwege schlittern, Schneehaufen ausweichen und hoffen, dass sich unter der Schneedecke nicht auch eine Eisschicht versteckt, die das Bremsen erschwert. 

Das wirkt sich auch auf die Sicherheit aus. Für Radler etwa ist nach einer Statistik des Portals "Bike-X" die Unfallgefahr im Winter um bis zu 20-mal höher als im Sommer. So zählte die Feuerwehr etwa in Hamburg Mitte Januar an nur zwei Tagen über 100 Einsätze, weil Menschen auf dem Rad oder zu Fuß gestürzt waren. Aus Berlin kamen ähnliche Zahlen. 

ADFC fordert mehr Sicherheit für Radfahrer

Deshalb fordert der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) schon seit Jahren, die Radwege in Deutschland zuverlässig von Schnee und Eis zu räumen, um die Sicherheit der Zweiradfahrer zu gewährleisten. Bisher ist die Lage dahingehend eher mau. Beim letzten Fahrradklima-Test bekam der Winterdienst auf Deutschlands Radwegen nur die Note vier. 

Aber woran liegt es, dass die Sicherheit einer Gruppe von Verkehrsteilnehmern – die der Autofahrer – scheinbar ernster genommen wird als der Schutz der anderen? Eine Ursache findet man in den gesetzlichen Regelungen für die Schneeräumung. Die Gemeinde ist dafür zuständig, innerorts an gefährlichen Stellen zu räumen und zu streuen. Dazu zählen zum Beispiel wichtige Durchgangsstraßen, Fußgängerüberwege und öffentliche Parkplätze. Alternativ können Gemeinden die Verantwortung für die Räumung der Fußgängerwege auch den Bewohnern übertragen. Außerorts müssen hingegen nur besonders gefährliche Stellen geräumt werden. Und das ist auch der Knackpunkt: Gehwege und Radwege zählen hier ausdrücklich nicht dazu. 

Daneben gilt ein Streusalzverbot, sowohl für Privathaushalte als auch in vielen Kommunen. Häufig darf gar nicht mehr, oder nur an besonderen Gefahrenstellen Salz gestreut werden. Die gängige Alternative ist Splitt, das aber anders als Salz nicht auftauend wirkt. 

Wie Radfahrer sicher durch den Schnee kommen

Was das konkret bedeutet, bekommen Radfahrer teils schmerzhaft zu spüren. Dann rutschen die Räder weg, die Bremsen versagen oder man verliert komplett die Kontrolle auf der verschneiten Fahrbahn und schlittert ohne Halt in einen anderen Radfahrer oder Fußgänger hinein. 

Aber wie komme ich als Radfahrer sicher durch den Schnee, wenn ich mich schon nicht auf geräumte Straßen verlassen kann? Dem ADFC zufolge kann man mehrere Dinge beachten. Einerseits ist es Radfahrern erlaubt, auf die Hauptstraße auszuweichen, wenn der Radweg nicht befahrbar ist. Wer vorsichtig ist, kann mit dem Rad aber grundsätzlich auch über den Schnee fahren – vorausgesetzt die Reifen spielen hier mit. Hier hilft es übrigens, ein bisschen Luft rauszulassen, damit mehr Fläche den Boden berührt und damit etwas mehr Stabilität vorhanden ist. Der Fahrrad-Club rät außerdem, vorausschauend zu fahren, um abruptes Bremsen – und damit eine unfreiwillige Schlitterpartie – zu vermeiden und Abstand zu anderen Radfahrern zu halten. 

Was andere Länder besser machen

All das hilft allerdings nur partiell. Das Grundproblem der ungleichen Behandlung bei der Schneeräumung bleibt bestehen – vorerst. Vielleicht können wir uns bei unseren Nachbarn im Norden eine Scheibe abschneiden. In der dänischen Hauptstadt Kopenhagen beispielsweise liegt die Priorität klar auf den Radfahrern, lobt der ADFC. Dort steigen etwa 80 Prozent der Fahrradfahrer auch im Winter aufs Rad. In den Niederlanden gibt es sogar spezielle Räumfahrzeuge für Radwege. Und in der finnischen Gemeinde Oulu werden zuerst die Radwege von Schnee und Eis befreit, dann erst die Autostraßen. 

Es gibt also Mittel und Wege, den Straßenverkehr im Winter für alle Teilnehmer sicher zu machen, man muss sie nur gehen. Bis aber auch in Deutschland gleiche Bedingungen im Winterverkehr für Radfahrer und Autofahrer herrschen, könnte es noch eine Weile dauern. Vorerst heißt es also für alle Fans vom Zweiradfahren in der kalten Jahreszeit: Selbst ist der Radler. 

PRODUKTE & TIPPS