Wer ins Fahrradparadies Walthamstow gelangen will, muss sich zuerst einen Weg durch den Dschungel des Londoner Bankenviertels bahnen. Auf den Straßen der "Quadratmeile", wie Londoner das Finanzviertel nennen, gilt die Regel "der Stärkere gewinnt" offenbar nicht nur in den Büros, sondern auch im Straßenverkehr. Von Radwegen hält man hier wenig, lediglich ein paar aufgemalte weiße Fahrräder auf dem Asphalt erinnern daran, dass es so etwas wie Zweiräder überhaupt gibt. Zum Glück sind es nur sieben Minuten von der London Bridge zum Bahnhof Liverpool Station, wo der Zug nach Walthamstow abfährt. Achtung: Weil der Bahnhof nur einen einzigen Fahrstuhl hat und jener sehr gefragt ist, sollte man fünf bis zehn Minuten Wartezeit beim Transfer des Fahrrads zu den Gleisen im Untergeschoss einplanen.
15 Minuten später fährt die Vorortbahn in den Bahnhof Walthamstow Central ein, wo Paul Gasson auf mich wartet. Gasson ist Umweltschützer und Aktivist und hat großen Anteil an dem, was im letzten Jahrzehnt in Walthamstow passiert ist. "2014 erhielt Walthamstow von Londons Bürgermeister eine Finanzspritze in Höhe von 24 Millionen Euro", erzählt er. Die Auflage sei gewesen, den Stadtbezirk verkehrsberuhigt sowie fußgänger- und fahrradfreundlich zu machen. Ein mutiges Projekt, das nicht überall Freunde fand.