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Archäologie Forscher entdecken ältesten Kalender der Maya in Guatemala 

Ein Eingeborener aus Guatemala in einer Ausgrabungsstätte
In einer der ältesten Maya-Siedlungen in Guatemala haben Forscher den bisher ältesten Hinweis auf den Maya-Kalender entdeckt (Symbolbild)
© imago stock&people / Imago Images
Bei Ausgrabungen in Guatemala sind Forscher auf den bisher ältesten Nachweis des Maya-Kalenders gestoßen. Das Relikt zeigt einen Hirschkopf und die Zahl Sieben.

Das ausgefeilte Kalendersystem der Maya hat Forscher seit jeher in den Bann gezogen. Die Zeitrechnung der mittelamerikanischen Volksgruppe kombiniert drei unterschiedliche Kalender miteinander, wodurch jeder einzelne Tag ein exaktes Datum erhält. Die meisten Menschen erinnern sich sicher an die ominöse Zahlenfolge 13.0.0.0.0. In unserer Zeitrechnung entspricht sie nämlich dem 21. Dezember 2012, dem Tag des vermeintlichen Weltuntergangs.

Frühester Nachweis des Maya-Kalender in Guatemala

Bis heute ist nicht belegt, ob die Maya diesen Tag tatsächlich als den Untergang der Menschheit interpretiert haben. Fakt ist, dass es sich bei dem Datum um das Ende eines 400-jährigen Kalenderzyklus' handelte. Neue Erkenntnisse der University of Texas lieferten kürzlich eine andere, überraschende Erkenntnis. Das Team um Forscher David Stuart analysierte elf Kalkputz-Fragmente aus den Ruinen der ehemaligen Maya-Stadt San Bartolo in Guatemala. Darunter befand sich der "früheste Beweis dieses Kalenders in der Maya-Region".

Das Relikt stammt aus der Ausgrabungsstätte "Las Pinturas", einer aus sieben Bauphasen bestehenden Pyramide mit mehreren Nebengebäuden. Der Ort gilt als Zentrum von San Bartolo. Der Komplex sei laut einem Bericht der "Welt" zwischen 400 vor und 200 nach Christus mehrfach erweitert worden. Die "Neue Zürcher Zeitung" merkt in einem Artikel an, dass die Maya üblicherweise zunächst bescheidene Tempel erbaut und diese dann nach und nach zu Pyramiden umgebaut hätten. "Jeder Neubau überdeckt den früheren Bau innerhalb eines Fundaments vollständig", beschreibt David Stuart die Bauweise des Volkes.

Maya Tempel von Tikal
Die Maya Tempel von Tikal in Guatemala
© Martin Engelmann / Picture Alliance

Die neuen Entdeckungen stammen nach Aussagen der Experten aus der drittuntersten Schicht der Pyramide. Mit Hilfe der sogenannten Radiocarbonmethode konnten die Forscher das Alter des Fundes relativ genau bestimmen: Er datiere auf eine Zeit zwischen 300 bis 200 vor Christus, berichtet das Team in der Zeitschrift "Science Advances". Dabei handele es sich um ein "sehr seltenes Beispiel für ein klares Hieroglyphendatum aus der späten vorklassischen Zeit".

Maya-Kalender beseht aus drei Elementen

Da bisherige Relikte frühestens auf den Zeitraum 100 vor Christus datiert worden waren, handelt es sich bei den neuen Fragmenten vermutlich um die älteste "bekannte Kalendernotation aus der Maya-Region". Das mittelamerikanische Volk arbeitete also schon zwei Jahrhunderte früher als gedacht mit der ausgetüftelten Zeitrechnung. Abgebildet auf den zusammengesetzten Fragmenten ist ein Hirschkopf und die Zahl Sieben. Die Kombination stellt ein Datum im 260-Tage-Ritualkalender dar. Dieser ist einer von drei einzelnen Elementen des gesamten Kalender-Systems.

Der Ritualkalender ist vermutlich der älteste Bestandteil des Systems. Jedem der 260 Tage wird eine Ziffer von 1-13 sowie einer von 20 verschiedenen Namen in einer festgelegten Reihenfolge zugeordnet. Auf "7 Hirsch" folge laut den Forschern "8 Hase, 9 Wasser, 10 Hund, 11 Affe, 12 Gras". Grundlage für die Einteilung könnte laut einem Artikel des "Spiegel" das Erntejahr oder die menschliche Schwangerschaftsperiode sein. Der Ritualkalender war in ganz Mittelamerika verbreitet. Den Forschern der University of Texas zufolge sei er ein "elementarer Faktor für die Definition von ,Mesoamerika' als Kulturregion" gewesen.

Ritualkalender noch heute in Gebrauch

Noch heute nutzen indigene Gemeinden in Guatemala und Mexiko dieses Zeitrechnungssystem. "Sein Fortbestehen in vielen Gemeinschaften bis heute zeugt von seiner Bedeutung im religiösen und sozialen Leben", folgern die Archäologen. Das zweite Kalendersystem, der Sonnenkalender, ist vergleichbar mit der westlichen Zeitrechnung. Der Sonnenkalender enthält 365 Tage, die auf 18 Monate mit je 20 Tagen aufgeteilt sind. Die fünf Tage, die dabei übrig bleiben, sind am Ende des Jahres angehängt.

Sonnen- und Ritualkalender ergeben gemeinsam einen Zyklus, in dem sich jedes Datum alle 52 Jahre wiederholt. Laut "Spiegel" sei diese Zeitspanne "genug für einen einfachen Lebenshorizont". Darüber hinaus gibt es im Maya-Kalender aber noch eine Langzeitchronologie für politische und religiöse Zwecke, womit sich jeder Tag genau bestimmen lässt. Die Zeitrechnung beginnt mit dem Tag der Schöpfung, dem 11. August im Jahre 3114 vor Christus.

Das Zusammenspiel der drei Bestandteile gilt als ausgeklügeltes System, das von den tiefgreifenden mathematischen und astronomischen Kenntnissen der Maya zeugt. Die spezielle Zeitrechnung ermöglichte es dem Volk, Naturphänomene vorherzusagen und damit auch geeignete Termine für Feldzüge, Ernte oder rituelle Zeremonien zu bestimmen. Forscher sehen in dem Kalender ein Beleg für eine hoch entwickelte Zivilisation.

Nachbildung des Maya-Kalender als Souvenir
Den Maya-Kalender gibt es auch als Souvenir für Touristen 
© Artur Widak / Picture Alliance

Die ausgereifte Gestaltung des "Hirsch"-Fragments könnte laut David Stuart und seinem Team darauf hindeuten, dass der Ritualkalender schon einige Jahrhunderte in Benutzung gewesen war. Der Kalender könnte demnach bereits 900-400 vor Christus oder noch früher entwickelt worden sein. Der Fund eines noch älteren Reliktes sei also nicht ausgeschlossen.

Quellen: "Der Spiegel", "Die Welt", "Neue Zürcher Zeitung", "Science Advances"

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