In den letzten Wochen gab es großes Interesse an der Corona-Inzidenz nach dem Impfstatus aufgeschlüsselt. Diese Darstellung hat grundsätzlich gute Gründe: So kann man über die Aufschlüsselung der Inzidenz die Wirkung und den Erfolg der Impfungen besser nachvollziehen. Auf politischer Ebene können zudem Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie feiner ausgesteuert werden – etwa, indem man Geimpften früher oder mehr Freiheiten zurückgibt. Recherchen zeigen allerdings, dass mehrere Bundesländer die Inzidenzen für Ungeimpfte missverständlich erfasst und dadurch deutlich zu hoch ausgewiesen haben.

RKI erfasste Inzidenzen nach Impfstatus korrekt
Der Hintergrund: Zur Erfassung der Inzidenzen nach Impfstatus muss eine Behörde wissen, ob die erkrankte Person geimpft ist oder nicht. Bei einer geimpften Person lässt sich das relativ einfach feststellen – schließlich gibt es dafür eindeutige Impfnachweise. Beim Status der Ungeimpften gestaltet sich die Sache schwieriger: Ein fehlender Impfnachweis muss schließlich nicht bedeuten, dass die Person auch wirklich ungeimpft ist. Das RKI, deren Zahlen nicht betroffen sind, erfasst die Zahlen wie folgt: "Fälle galten als ungeimpft, wenn für sie übermittelt wurde, dass sie nicht geimpft waren. Fälle, für die Angaben zum Impfstatus unvollständig waren bzw. für die eine unvollständige Impfung angegeben wurde, wurden ausgeschlossen."
Großbritannien zeigt, was Omikron bedeutet – so ist die Corona-Lage in Europa

Neu-Infektionen pro Tag: 88.000, Tendenz steigend
Impfquote: 75 Prozent
Das Vereinigte Königreich ist eines der am stärksten von der Corona-Pandemie betroffenen Länder Europas. Die hochansteckende Omikron-Variante ist dort inzwischen stark verbreitet. Frankreich schließt bereits seine Grenze zur britischen Insel und auch in Deutschland fordert der Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz, Bayerns Ressortchef Klaus Holetschek, Reisebeschränkungen für Großbritannien. "Ich würde mir wünschen, dass der Bund mal genau hinschaut, wann Großbritannien Virus-Variantengebiet wird und dass bei der Einreise mit dem Flugzeug ein PCR-Test verpflichtend vorgelegt werden muss", sagte der CSU-Politiker.
Inzidenz nach Impfstatus: In Hamburg gelten unbekannte Fälle pauschal als ungeimpft
Bei den lokalen Behörden in Hamburg und Bayern war das nicht der Fall. Infizierte galten dort so lange als ungeimpft, bis sie den Nachweis über eine Impfung erbrachten. Im Klartext: Konnte der Impfstatus nicht ermittelt werden, galten sie automatisch als ungeimpft – und das betraf einen großen Teil der Infizierten. Wie der NDR berichtet, war in Hamburg zuletzt bei fast 70 Prozent der Corona-Fälle nicht klar, ob die infizierte Person geimpft oder ungeimpft war. Die Sozialbehörde zählte die Fälle allerdings als ungeimpft – und erhöhte damit die erfasste Inzidenz unter den Ungeimpften massiv.
Bayern: FDP kritisiert falsche Zuordnung der Zahlen scharf
Genauso ging auch das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) in Bayern vor. Wie die Hamburger Sozialbehörde ordnete auch das LGL einen unbekannten Impfstatus den Ungeimpften zu. Die Inzidenz unter den Ungeimpften lag dementsprechend deutlich höher an als in anderen Bundesländern.
Das LGL hatte diese Vorgehensweise zwar auf der eigenen Website angegeben. Dennoch stellt sich die Frage, warum Bayern und Hamburg die Zahlen anders als in anderen Bundesländern nicht transparent als unbekannt kennzeichnen. Der bayerische FDP-Fraktionschef Martin Hagen sprach von einem "Skandal" und "Manipulation". Er sagte gegenüber der "Süddeutschen Zeitung": "Nur durch Ehrlichkeit und Transparenz können wir Querdenkern und anderen Verschwörungstheoretikern den Wind aus den Segel nehmen." Auch die unverfälschten Zahlen würden schließlich eindrücklich zeigen, dass eine Impfung das Infektionsrisiko erheblich reduziere.
Quellen: NDR, "Süddeutsche Zeitung", "Welt"