Kapitän verhindert Absturz Bordcomputer schickt Lufthansa-Airbus in den Sturzflug

Diesen Flug mit einer Lufthansa-Maschine werden 109 Passagiere wohl nie vergessen. Plötzlich geht der Airbus in einen rasanten Sturzflug über. Der Kapitän fängt den Flieger im letzten Moment ab.

Es ist der 5. November 2014. Lufthansa-Flug LH 1829 ist auf dem Weg vom nordspanischen Bilbao nach München. Keine besonderen Vorkommnisse, das Wetter ist alles in allem ruhig. Plötzlich passiert es: Der Airbus A321 geht in den Sinkflug über, stürzt mit etwa 1000 Metern pro Minute in die Tiefe. 109 Passagiere an Bord schließen schon mit dem Leben ab, da gelingt es der Crew, die Maschine abzufangen - und schließlich sicher in München zu landen.

Es ist ein Flug, den sicher keiner der Beteiligten je vergessen wird. Die Beinahe-Katastrophe, über die das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" jetzt berichtet, ist Gegenstand einer Untersuchung der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung in Braunschweig - wie üblich bei besonderen Vorkommnissen im Luftverkehr. Ein Zwischenbericht ist für den kommenden Dienstag angekündigt. Die Lufthansa hat den Vorfall am Freitag bestätigt.

Falsche Daten von den Sensoren

Ausgelöst wurde der Vorfall nach Informationen des "Spiegel" durch falsche Sensoreninformation im Bordcomputersystem. Offenbar waren die Sensoren während des Steigflugs nach dem Start in Bilbao vereist und fütterten den Computer daher mit falschen Daten. Statt auf eine stabile Flughöhe schickte der Rechner den Airbus unvermittelt in einen steilen Sinkflug. Die Piloten waren trotz zahlreicher Versuche nicht in der Lage, die Maschine manuell zu übernehmen und wieder unter Kontrolle zu bringen. Erst ein Abschalten des Bordsystems konnte dem Bericht zufolge den schon sicher scheinenden Absturz verhindern.

"Zum Glück kannte sich der Kapitän in der komplexen Systemarchitektur aus", zitiert der "Spiegel" den Computersystem-Experten Bernard Ladkin von der Universität Bielefeld. Nach Einschätzung des Informatikers wäre ein weniger erfahrener Pilot wohl nicht auf die Idee gekommen, durch das Flugzeug durch ein Abschalten des Computers wieder in seine Hand zu bekommen. Die Crew habe "gut und umsichtig reagiert", lobte auch ein Sprecher der Lufthansa am Freitag.

Sensoren bei 80 Maschinen ausgetauscht

Es ist nicht das erste Mal, dass vereiste Sensoren zu ernsten Problemen bei Flügen führen. Allein bei der Lufthansa sollen bei mehr als einem Dutzend Flüge die Sensoren blockiert haben, heißt es. Wie die Zeitung "Die Welt" bereits im Dezember berichtete, gilt für die entsprechenden Baureihen eine Notfall-Sicherheitswarnung der europäischen Flugaufsicht Easa mit der Maßgabe, im entsprechenden Fall den Autopiloten abzuschalten. Der Kapitän von Flug LH 1829 war offenbar entsprechend geschult. Zudem erinnert der Fall an den Absturz eines A330 über dem Atlantik im Jahr 2009. Gegenüber dem Blatt stellte Airbus seinerzeit aber fest, die Vorfälle seien nicht vergleichbar, da es sich um unterschiedliche Sensorensysteme handele.

Die Lufthansa teilte am Freitag mit, dass sie als Sofortmaßnahme bei allen Maschinen der A320-Reihe - insgsamt 80 Flugzeuge - die Sensoren ausgetauscht habe. Laut dem "Spiegel" ist aber unklar, ob nicht auch die neuen Sensoren anfällig für den Fehler sind. Insgesamt könnten laut Airbus rund 3000 Maschinen von den Problemen betroffen sein. Der Hersteller gab ebenfalls zu Protokoll, dass der Vorfall vom 5. November der erste nach 80 Millionen Flügen gewesen sei.

dho/mit DPA

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