Pjöngjangs Atomprogramm Nordkorea: Zweiter Fehlstart eines Spionagesatelliten bestätigt

Dieses von der nordkoreanischen Regierung am 1. Juni 2023 zur Verfügung gestellte Bild zeigt den Start einer Trägerrakete "Chollima-1" vom Seohae Satelliten Start Komplex an der Westküste des Landes.
Dieses von der nordkoreanischen Regierung am 1. Juni 2023 zur Verfügung gestellte Bild zeigt den Start einer Trägerrakete "Chollima-1" vom Seohae Satelliten Start Komplex an der Westküste des Landes.
© -/kcna/dpa
Nach dem gescheiterten Spionagesatelliten-Start Nordkoreas im Mai diesen Jahres ist der zweite Versuch, den Spionagesatelliten in die Erdumlaufbahn zu bringen, erneut misslungen. 

Rund drei Monate nach einem ersten gescheiterten Versuch Nordkoreas, einen Spionagesatelliten ins All zu schicken, ist auch ein zweiter Startversuch fehlgeschlagen. Die Flüge der ersten und zweiten Stufe der Rakete seien "normal" verlaufen, berichtete die staatliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA am Donnerstag. Der Start sei dann aber "aufgrund eines Fehlers im Notzündsystem während des Fluges der dritten Stufe" gescheitert. Die Regierung erklärte, die Ursache des Unfalls sei "kein großes Problem" und kündigte einen dritten Startversuch im Oktober an.

Erneuter Fehlstart für Sicherheit "äußerst problematisch"

Nach Angaben der Nationalen Luft- und Raumfahrtbehörde fand der zweite Startversuch des Aufklärungssatelliten Malligyong-1 mit der Trägerrakete Chollima-1 auf einem Satellitenstartplatz in Cholsan in der Provinz Nord-Phyongan am frühen Morgen des 24. August (Ortszeit) statt. 

Zuvor hatte Südkoreas Generalstabschef erklärt, Pjöngjang habe "etwas abgefeuert, von dem der Norden behauptet, es sei eine Trägerrakete". "Unser Militär ist in voller Bereitschaft und in enger Abstimmung mit den Vereinigten Staaten", hieß es weiter. Eine Such- und Bergungsaktion habe begonnen. 

Einen Tag zuvor hatte Pjöngjang der japanischen Küstenwache mitgeteilt, zwischen dem 24. und dem 31. August den Start eines weiteren Militärsatelliten zu planen.

Japan hatte erklärt, Pjöngjang habe eine verbotene ballistische Raketentechnologie verwendet und das Projektil sei durch japanischen Luftraum geflogen. Der jüngste Start sei mit Blick auf die Sicherheit der Bewohner sowie der Flugzeuge und Schiffe "äußerst problematisch", sagte Regierungssprecher Hirokazu Matsuno.

Nordkorea verstößt gegen UN-Resolutionen

Der japanische Ministerpräsident Fumio Kishida sagte, das Verhalten Nordkoreas "verstößt gegen die UN-Resolutionen und wir protestieren (...) entschieden". Washington, Tokio und Seoul würden ihre Reaktion nach einem Treffen zu dritt "enger denn je abstimmen", betonte er.

Der nun fehlgeschlagene Start erfolgte wenige Tage nach einem Dreiergipfel der USA, Japans und Südkoreas und zwei Tage nach dem Beginn eines gemeinsamen Manövers der USA und Südkoreas. Seit langer Zeit wird das Atomwaffen- und Raketenprogramm Nordkoreas international als große Bedrohung angesehen.

Eine Sprecherin des US-Sicherheitsrats sagte, der aktuelle Satellitenstartversuch "riskiert eine Destabilisierung der Sicherheitslage in der Region und darüber hinaus".

Auch wenn er erneut misslungen sei, sei dieser Versuch "weiter fortgeschritten" als der vorhergegangene, sagte Joseph Dempsey, Forscher am Internationalen Institut für Strategische Studien der Nachrichtenagentur AFP.

Nach gescheitertem Versuch im Mai und August: Nordkorea plant weiteren Versuch im Oktober

Nordkorea war am 31. Mai mit dem ersten Versuch gescheitert, einen Spionagesatelliten ins All zu schicken. Die Satelliten-Trägerrakete "Cheollima-1" stürzte kurz nach dem Start ins Meer. Südkoreanische Streitkräfte konnten Teile des Wracks bergen und kamen in einer gemeinsamen Analyse mit den USA zu dem Schluss, dass der Aufklärungssatellit von "keinerlei militärischem Nutzen" war. Pjöngjang kündigte kurz darauf an, bald einen weiteren Start zu unternehmen. Daraufhin mobilisierte Tokio Schiffe und sein Raketenabwehrsystem für den Fall, dass Teile der Rakete in seinem Hoheitsgebiet landen sollten.

Experten gehen dennoch davon aus, dass es erhebliche technologische Überschneidungen zwischen der Entwicklung von Interkontinentalraketen und der Fähigkeit zu Weltraumstarts wie bei einem Satelliten gibt.

Am Montag starteten die USA und Südkorea ihre jährliche gemeinsame Großübung "Ulchi Freedom Shield". Das Manöver soll bis zum 31. August dauern. Pjöngjang verurteilt die regelmäßigen Manöver der beiden Alliierten scharf und betrachtet diese als Vorbereitungen für eine angebliche Invasion.

AFP
stz

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