Österreich Zehntausende trauern um Haider

Zehntausende Österreicher haben am Samstag in einer Trauerfeier vom Rechtspopulisten Jörg Haider Abschied genommen. In Kärnten, wo Haider fast zehn Jahre als Landeshauptmann (Ministerpräsident) regierte, wurde der Politiker als Volksheld verehrt.

Der 58-Jährige Jörg Haider war vor einer Woche nach einer Feier am Steuer seines Wagens betrunken in den Tod gerast. In Kärnten, wo Haider fast zehn Jahre regierte, wurde der Rechtspopulist als als Volksheld verehrt.

"Es geht eine Welle der Trauer und Anteilnahme durch das Land, die Österreich in dem Ausmaß nicht gekannt hat", sagte Haiders früherer politischer Weggefährte und Justizminister Dieter Böhmdorfer bei der Trauerfeier. "Wir trauern um den Landeshauptmann der Herzen, wie er schon genannt wird", sagte der Klagenfurter Bürgermeister Harald Scheucher.

Mit Chorgesang und einem Probeauftritt der Musikkapellen am Neuen Platz haben in Klagenfurt die Trauerfeierlichkeiten für den bei einem Autounfall getöteten Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider begonnen. In den engen Straßen der Klagenfurter Altstadt drängten sich während des Trauerzugs rund 30.000 Menschen. Haiders Sarg war mit der Kärntner Landesflagge und über und über mit roten Rosen bedeckt. Die Trauerprozession mit einer Ehrengarde des Militärs wurde von seiner Ehefrau Claudia und seinen erwachsenen Töchtern angeführt, die in dunkle Landestracht gekleidet waren. Die Angehörigen nahmen auf ihrem Weg in den Wappensaal zahlreiche Kondolenzbekundungen entgegen.

Haider starb kurz nach einem Wahlerfolg bei der Parlamentswahl vor drei Wochen. Er hatte den Stimmenanteil seines Bündnis Zukunft Österreich (BZÖ) auf elf Prozent fast verdreifacht. Die Freiheitliche Partei (FPÖ) steigerte sich auf fast 18 Prozent. Haider hatte die FPÖ 2005 verlassen und das BZÖ gegründet. Anwesend waren unter anderem Bundespräsident Heinz Fischer, Bundeskanzler Alfred Gusenbauer und dessen Vize Wilhelm Molterer sowie die gesamte Spitze von Haiders Partei Bündnis Zukunft Österreich (BZÖ) und auch FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache.

Trauergäste in lokaler Tracht

Die Bestatter trugen den über und über mit Rosen geschmückten Sarg des Landeshauptmannes über die Treppe in den Landhaushof, begleitet von einem Trommelwirbel. Der Sarg wurde dort auf die bereitgestellte Lafette gelegt, die von einem Pinzgauer gezogen wurde. Unmittelbar hinter dem Sarg nahm die Familie Aufstellung. Die BZÖ-Spitze und viele Vertreter der Kärntner Politik waren größtenteils in lokale Tracht gekleidet. Bei den Trauergästen aus der Bevölkerung überwog hingegen dunkle Kleidung bei weitem. In der ganzen Stadt herrschte gedämpfte Stimmung.

Im Gegensatz zu anderen Teilen Österreichs, wo ihm Hetze gegen Ausländer und seine Äußerungen zur NS-Zeit vorgeworfen wurden, war Haider in Kärnten durch alle Höhen und Tiefen seiner Laufbahn beliebt. "Er war nicht nur ein Politiker - er war einfach ein Freund für jedermann", sagte Yvonne Grässl auf dem Weg zur Trauerzeremonie zu Reuters TV. "Wir haben sehr viel verloren, wir haben alles verloren in Kärnten", sagte Gerhard Jopp, der in einem braunen Kärntner Trachtenanzug gekommen war wie ihn Haider auch oft getragen hatte.

Der 58-jährige Haider war am Samstag vor einer Woche in der Nacht mit seinem Dienstwagen von der Fahrbahn abgekommen und tödlich verunglückt. Seine Geschwindigkeit war zu diesem Zeitpunkt doppelt so hoch wie die erlaubten 70 Stundenkilometer. In seinem Blut wurde ein Alkoholanteil von 1,8 Promille gemessen.

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