Die sechs aus algerischer Geiselhaft befreiten deutschen Touristen sind wieder in Deutschland. Eine Maschine der Bundesluftwaffe brachte die sechs Männer und Frauen sowie einen in Deutschland lebenden Schweden am Mittwochabend nach Köln/Bonn. Die zehn ebenfalls befreiten österreichischen Touristen landeten fast gleichzeitig in Salzburg. Die deutschen Touristen machten beim Aussteigen aus dem Flugzeug einen müden Eindruck, schienen körperlich aber alle unversehrt. Einer von ihnen spreizte die Finger zum Siegeszeichen.
Schicksal der anderen Geiseln wieter unklar
Spezialtrupps der algerischen Streitkräfte hatten nach Militärangaben einen Unterschlupf militanter Islamisten in der Sahara gestürmt und die 17 Touristen befreit. Über das Schicksal von 15 weiteren Touristen - darunter zehn Deutsche - die ebenfalls vor rund zwei Monaten entlang der so genannten Gräberpiste verschwunden waren, gab es zunächst keine Informationen. Sie werden in einem Versteck nahe der südalgerischen Stadt Illizi vermutet. Spezialeinheiten seien auf der Suche nach diesem Versteck, berichtete die algerische Zeitung "El Watan" unter Berufung auf Sicherheitskreise. Dabei würden auch Flugzeuge eingesetzt, die mit wärmeempfindlichen Detektoren ausgerüstet seien.
Von Spezialkräften befreit
Nach algerischen Zeitungsinformationen befreiten Spezialkräfte bereits am Dienstag insgesamt 17 Sahara-Touristen. 9 Entführer sollen bei der Aktion getötet worden sein. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es zunächst nicht. Bundesaußenminister Joschka Fischer hatte bei seiner Reise nach Algerien noch am Dienstag seine Hoffnung bekräftigt, dass die verschleppten Algerien-Touristen "ohne Rückgriff auf Gewalt" wieder frei kommen.
Zuerst hatte am Vormittag der Salzburger Landeshauptmann (Ministerpräsident) Franz Schausberger im österreichischen Rundfunk ORF über den ersten Lichtblick im Geiseldrama berichtet. Die Wüsten- Touristen seien seit 4.00 Uhr frei und in guter Verfassung, hieß es. Unter den Sahara-Touristen sind 16 Deutsche, 10 Österreicher, 4 Schweizer, 1 Niederländer sowie 1 Schwede.
"Prekäre Situation"
Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) zeigte sich nach der Freilassung von 6 der insgesamt 16 entführten Deutschen guter Hoffnung für die verbliebenen Geiseln. Er sagte am Mittwoch im ZDF, er habe am Vortag mit dem algerischen Innenminister telefoniert, könne aber "auf Einzelheiten in der sehr prekären Situation nicht eingehen. Das ist im dringenden Interesse der vermissten Touristen".
Was ist mit den restlichen Geiseln?
Ein Sprecher des Schweizer Außenministeriums bedauerte, dass die Informationen über die freigelassenen Touristen an die Öffentlichkeit gelangten. Das könne das Schicksal der übrigen Vermissten gefährden. Die Schweiz hat keine Erkenntnisse über die Freilassung ihrer vier Staatsangehörigen. Auch der Niederländer gehört nicht zu der Gruppe der Befreiten.
Die sechs freien Deutschen werden in Algier von der Deutschen Botschaft betreut. Es gehe ihnen "den Umständen entsprechend gut", sagte ein Sprecher des Außenministeriums der dpa.
Noch keine weiteren Details
Die befreiten zehn Österreicher seien "zwar sehr erschöpft aber wohlbehalten", hieß es in einer Erklärung des Wiener Außenamtes. "Im Hinblick auf die anderen in Algerien vermissten europäischen Touristen, die sich noch nicht in Sicherheit befinden, kann das Außenministerium derzeit keine weiteren Details bekannt geben."
Opfer unter den Geiseln?
Bei der Befreiungsaktion hat es nach einem Bericht der algerischen Zeitung "El Watan" möglicherweise Opfer unter den Geiseln gegeben. Nach dem Bericht vom Mittwoch hat die Befreiungsaktion durch Spezialeinheiten des Militärs mehrere Stunden gedauert, wobei auch Soldaten getötet worden seien. Die Entführer seien mit Kalaschnikow-Gewehren bewaffnet gewesen. Neun der Entführer sollen getötet worden sein.