Die Bundesanwaltschaft hat in Sachsen eine mutmaßliche Reichsbürgerin festnehmen lassen, welche als Anführerin in einer Gruppe die Entführung von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geplant haben soll. Elisabeth R. erkenne die staatliche Grundordnung der Bundesrepublik nicht an, teilte die Behörde am Donnerstag in Karlsruhe mit. Sie habe sich darum einer Gruppierung angeschlossen, die Stromleitungen zerstören wollte, um damit einen Blackout und letztlich bürgerkriegsähnliche Zustände auszulösen.
So sollte Deutschland eine konstituierende Versammlung und ein autoritär geprägtes Regierungssystem bekommen – für die Gruppierung bestehe das Deutsche Reich auf Grundlage der Verfassung von 1871 weiter. Bereits im Frühjahr waren vier Verdächtige festgenommen worden, die der Gruppe angehört haben sollen. Sie sollen auch geplant haben, Lauterbach gewaltsam zu entführen und dazu unter Umständen seine Leibwächter zu töten.
Neben Umsturz Entführung Karl Lauterbachs geplant
Die Gruppe habe aus einem administrativen und einem militärischen Teil bestanden, teilte die Bundesanwaltschaft nun mit. Elisabeth R. habe im administrativen Teil der Gruppe eine übergeordnete Stellung innegehabt. Vor allem sei sie in die Versuche anderer Verdächtiger eingebunden gewesen, Waffen und Sprengstoff zu beschaffen. Auch habe sie versucht, ähnlich denkende neue Mitglieder anzuwerben. Sie soll mehrmals eine "rasche Umsetzung des Vorhabens" eingefordert und Schriftstücke verfasst haben, die bei den geplanten Aktionen verwendet werden sollten.
213 Tote seit 1990 – die blutige Spur des rechten Terrors in Deutschland

Die Toten sind: Bahide Arslan (41), Ayşe Yılmaz (14) und Yeliz Arslan (10).
Im Frühjahr wurden die vier Verdächtigen Thomas O., Sven B., Michael H. und Thomas K. aus unterschiedlichen Teilen Deutschlands festgenommen (der stern berichtete). Ende April übernahm die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen. Elisabeth R. sei am Donnerstag im Landkreis Mittelsachsen festgenommen worden, teilte sie nun mit. Bei ihr und einem weiteren Menschen, der nicht beschuldigt werde, habe es Durchsuchungen gegeben.
R. sollte noch am Donnerstag dem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs vorgeführt werden, der über den Vollzug der Untersuchungshaft entscheiden sollte. Sie ist dringend verdächtig, sich als Rädelsführerin an einer terroristischen Vereinigung beteiligt zu haben und als Mittäterin ein hochverräterisches Unternehmen gegen den Bund vorbereitet zu haben.
Lauterbach bedankte sich nach der Festnahme. Er danke "den Kollegen" des Bundeskriminalamts, "die jeden Tag auch ihre Gesundheit für meinen Schutz riskieren", erklärte er bei Twitter mit Blick auf seine Personenschützer. Dazu stellte er einen Link zu einem Bericht über die Vorgänge.