Die Familie der vermissten Madeleine "Maddie" McCann hält die neuesten Entwicklungen in dem Vermisstenfall für "möglicherweise sehr bedeutsam". Das sagte ein Sprecher der Familie in einem Interview mit der britischen BBC. Die Eltern des vor gut 13 Jahren verschwundenen britischen Mädchens, Kate und Gerry McCann, hätten die Hoffnung niemals aufgegeben, dass ihre Tochter eines Tages möglicherweise lebend gefunden werde. Sie seien allerdings "realistisch", so der Sprecher.
Im Vermisstenfall "Maddie" verfolgen Ermittler eine neue Spur. Nach Angaben des Bundeskriminalamts (BKA) vom Mittwochabend ermittelt die Staatsanwaltschaft Braunschweig in dem Fall gegen einen 43-jährigen Deutschen wegen Mordverdachts (lesen Sie hier mehr dazu).

Die damals dreijährige Madeleine war am 3. Mai 2007 aus einer Appartementanlage im portugiesischen Praia da Luz verschwunden. Die Eltern waren zu der Zeit in einem nahe gelegenen Restaurant essen. Das ungeklärte Schicksal des Mädchens hatte weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Die Ermittler waren von einer Entführung ausgegangen. Zeitweise standen auch die Eltern selbst unter Verdacht.
"Sie müssen wissen, was ihrer Tochter passiert ist, um Frieden zu finden"
"Was auch immer das Ergebnis dieser speziellen Untersuchung sein mag, sie müssen wissen, was ihrer Tochter passiert ist, um Frieden zu finden und den Verantwortlichen vor Gericht zu bringen", sagte der Sprecher zur BBC. Clarence Mitchell, der die Familie seit dem Verschwinden der damals Dreijährigen vertritt, könne sich nicht daran erinnern, wann sich die Ermittler in den vergangenen 13 Jahren "so spezifisch" zu einer Person in der Causa geäußert hätten. "Von all den Tausenden von Hinweisen und potenziellen Verdächtigen, die in der Vergangenheit erwähnt wurden, gab es noch nie etwas so eindeutiges".
Maddie oder Madeleine?
Das Verschwinden von Madeleine McCann geht seit 2007 als "Fall Maddie" um die Welt. Die Eltern des kleinen Mädchens selbst nannten und nennen ihre Tochter allerdings stets beim vollen Namen. Die Abkürzung "Maddie" benutzten zuerst britische Boulevardmedien. Der stern hat sich entschlossen, Madeleine so zu nennen, wie die Eltern es tun. Vor allem dann, wenn es in Texten um das Mädchen im Speziellen geht. Für viele Menschen ist der "Fall Maddie" allerdings ein fester Name geworden, das zeigen nicht zuletzt Google-Statistiken. Beim stern wird es in Ausnahmesituationen, vor allem dann, wenn es um den Fall, also die gesamte Geschichte geht, in Überschriften oder Textpassagen weiter die Bezeichnung "Fall Maddie" geben.
Nach Angaben des Bundeskriminalamts (BKA) ermittelt die Staatsanwaltschaft Braunschweig gegen einen 43-Jährigen, der mehrfach wegen Sexualstraftaten auch an Kindern vorbestraft sei. Er verbüße derzeit in anderer Sache eine längere Haftstrafe. Der Verdächtige habe zwischen 1995 und 2007 regelmäßig an der Algarve gelebt, unter anderem für einige Jahre in einem Haus zwischen Lagos und Praia da Luz. "Nach hier vorliegenden Erkenntnissen ging er in dieser Zeit im Raum Lagos mehreren Gelegenheitsjobs, unter anderem in der Gastronomie, nach", so das BKA.
Der Fall war am Mittwochabend – wie schon früher – Thema in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY... ungelöst". Bereits nach einer Sendung aus dem Jahr 2013 seien Hinweise auf den Deutschen eingegangen, sagte Christian Hoppe vom BKA in der ZDF-Sendung. Auch nach einem Bericht zehn Jahre nach dem Verschwinden des Mädchens habe es Hinweise gegeben. Damals reichten die Informationen aber nicht für Ermittlungen oder eine Festnahme aus, wie Hoppe berichtete. Es gab demnach viele Indizien, der entscheidende Beweis fehle aber noch. Die Ermittlungen führten zu der Annahme, dass das Mädchen einem Tötungsdelikt zum Opfer gefallen ist.

Eltern von Madeleine McCann: "Wir werden niemals die Hoffnung aufgeben"
Die Erkenntnisse seien das Ergebnis einer jahrelangen Zusammenarbeit der britischen, deutschen und portugiesischen Polizei, wie Scotland Yard am Mittwochabend mitteilte. "Nach dem 10. Jahrestag erhielt die Metropolitan Police Informationen über einen deutschen Mann, der sich bekanntermaßen in und um Praia de Luz aufhielt. Wir haben mit Kollegen in Deutschland und Portugal zusammengearbeitet und dieser Mann ist ein Verdächtiger im Fall des Verschwindens von Madeleine", sagte Detective Chief Inspector Mark Cranwell der Mitteilung zufolge. Scotland Yard betonte jedoch, dass es sich weiterhin um einen Vermisstenfall handle.
Madeleines Eltern hatten sich mit teils emotionalen Aufrufen immer wieder an die Öffentlichkeit gewandt, um Informationen über den Verbleib ihrer Tochter zu erhalten. "Alles, was wir je wollten, ist sie zu finden, die Wahrheit ans Licht zu bringen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen", heißt es in einem Statement der Eltern in der Scotland-Yard-Mitteilung. "Wir werden niemals die Hoffnung aufgeben, Madeleine lebend zu finden, aber was auch immer herauskommen sollte, wir müssen es wissen, weil wir Frieden finden müssen."
Wenn Sie Hinweise haben, teilen Sie diese bitte dem Bundeskriminalamt unter der Telefonnummer + 49 (0) 611 / 55 -18444 oder jeder anderen Polizeidienststelle mit.