Irgendwo läuft der Mörder der 23-jährigen Hanna aus Aschau am Chiemsee frei herum – der Druck auf die Polizei wächst. Das wissen auch die Ermittlerinnen und Ermittler. "Das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung ist sehr stark tangiert", erklärte der zuständige Kriminaldirektor Hans-Peter Butz am Donnerstagnachmittag.
Denn noch hat Butz' Sonderkommission (Soko) "Club" keine Spur von dem Täter. Sie wurde inzwischen von 40 auf 60 Beamtinnen und Beamte vergrößert. Auch die Operative Fallanalyse – im Volksmund "Profiler" – ist mittlerweile in die Ermittlungen eingebunden.
Disco-Mord am Chiemsee hat für Polizei "allerhöchste Priorität"
Die Polizei versprach "mit großem persönlichem Einsatz und allen verfügbaren Mitteln" daran zu arbeiten, den Fall aufzuklären. Er habe "allerhöchste Priorität". Am Donnerstag untersuchten Polizeitaucher den Fluss Prien, in dem am Montagnachmittag der Leichnam der jungen Frau gefunden wurde. Auch mit Drohnen und einem Hubschrauber wurde der Flusslauf in den vergangenen Tagen den Angaben zufolge abgesucht. Ob bei den Suchaktionen brauchbare Hinweise gefunden wurden, teilte die Polizei nicht mit.
Wie berichtet, geht die Soko davon aus, dass die 23-Jährige am frühen Montagmorgen gegen 2.30 Uhr eine Party im Hiphop-Club "Eiskeller" in ihrem Heimatort Aschau verlassen hat und anschließend einem Gewaltverbrechen zum Opfer fiel. Dies sei aus der rechtsmedizinischen Untersuchung hervorgegangen. Ob auch ein Sexualdelikt vorliegt, sagte die Polizei nicht. Zwölf Stunden später entdeckte ein Passant den Leichnam am Fluss Prien in der gleichnamigen Gemeinde Prien am Chiemsee, rund acht Kilometer von der Diskothek entfernt.
Möglicherweise traf Hanna in dem Club schon auf ihren Mörder. Hunderte "Eiskeller"-Besucherinnen und -Besucher wurden und werden dazu von der Soko befragt, außerdem Bilder aus der Videoüberwachung der Disco ausgewertet. Zudem haben die Ermittlerinnen und Ermittler ein Hinweisportal im Internet eingerichtet, auf das Foto-, Video- oder Tonaufnahmen von der Party hochgeladen werden können. Über 30 Personen haben dies bereits getan, so die Polizei. "Hier ist eine akribische Sichtung vonnöten."
Tod von 23-jähriger Hanna sorgt für Trauer in Aschau
Über die eingerichtete Hotline seien bislang knapp 70 Hinweise eingegangen – eine heiße Spur sei jedoch zunächst noch nicht darunter gewesen, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd am Donnerstagvormittag dem stern.
Der gewaltsame Tod der Medizinstudentin hatte in der Chiemsee-Region und darüber hinaus große Bestürzung ausgelöst. Er sei "fassungslos", äußerte sich beispielsweise Aschaus Bürgermeister Simon Frank.
Mord und Prostitution im Schatten der Traumfabrik

Die Aufnahme stammt aus dem Bildband "Dark City. The Real Los Angeles Noir", der eine etwas andere Geschichte von der "Stadt der Engel" aus den 1920er bis zu den 1950er Jahren erzählt und die dunklen Seiten beleuchtet: Mord, Prostitution und Korruption. Freaks und Psychopathen, lebensmüde Hollywoodstars und korrupte Polizisten. Auf 480 Seiten führt dieses Buch den Leser in eine grausame Zeit, die noch gar nicht so lange zurück liegt.
Hinweise zu dem Fall nimmt die Kripo in Rosenheim unter der kostenfreien Telefonnummer (0800) 5565101 entgegen. Ein Hinweisportal zum Upload von Video- oder Bilddateien ist hier eingerichtet.
Quellen: Polizeipräsidium Oberbayern Süd, Gemeinde Aschau bei Facebook, Nachrichtenagentur DPA