Prozess wegen Steuerhinterziehung Zulassung der Anklage "überrascht" Hoeneß

Endspiel für den Bayern-Boss: Vier Monate haben Uli Hoeneß und seine Anwälte Zeit, um sich auf den Prozess gegen ihn vorzubereiten. Hoeneß zeigt sich von der Zulassung der Anklage überrrascht.

Der Verein steht hinter ihm und auch Uli Hoeneß gibt sich kämpferisch: In einer ersten Stellungnahme zeigt er sich verwundert über die Zulassung der gegen ihn erhobenen Anklage wegen Steuerhinterziehung. "Ich bin sehr überrascht, dass unsere Selbstanzeige vom 17. Januar bis jetzt von den Behörden nicht für wirksam erklärt wird. Ich werde mit den Anwälten in den nächsten Monaten sehr hart daran arbeiten, dass unsere Argumente das Gericht überzeugen", sagte Hoeneß dem Magazin "Sport Bild".

Die Pressestelle des Münchner Oberlandesgerichts hatte zuvor mitgeteilt, dass die Anklage der Staatsanwaltschaft München II "unverändert" zugelassen werde. Nach Planung des Gerichts muss Hoeneß damit vom 10. März an auf der Anklagebank Platz nehmen. Insgesamt sind vier Verhandlungstermine angesetzt, zudem ist die Vernehmung von vier Zeugen geplant.

Hoeneß freute sich indes über das erneut ausgesprochene Vertrauen vom Aufsichtsrat des FC Bayern: "In allen Sitzungen war immer die hundertprozentige Unterstützung des Aufsichtsrats, des Verwaltungsbeirats und der Fans spürbar. Ich habe unglaublich viele Briefe von Fans bekommen, die sich hinter mich als Präsident stellen. Ich habe diese Fehler als Privatmann gemacht und stehe als Privatmann dazu, aber ich glaube nicht, dass meine Arbeit für den FC Bayern darunter gelitten hat."

Beckenbauer warnt vor gesellschaftlicher Ächtung

Mit der Zulassung der Anklage erreicht #link;www.stern.de/panorama/chronologie-die-steuer-affaere-von-uli-hoeness-2044961.html;die Steueraffäre des früheren Nationalspielers# einen neuen Höhepunkt. Im April waren die Ermittlungen der Münchner Staatsanwaltschaft gegen Hoeneß wegen Steuerhinterziehung öffentlich bekanntgeworden. Der 61-Jährige hatte sich im Januar beim Finanzamt angezeigt - kurz nachdem ein deutsch-schweizerisches Abkommen über eine Altfalllösung für Steuerflüchtlinge gescheitert war. Die Staatsanwaltschaft nahm monatelange Ermittlungen auf, in deren Zuge sie auch das Haus des Bayern-Präsidenten am Tegernsee durchsuchte. Gegen Hoeneß wurde auch ein Haftbefehl erwirkt, gegen Kaution blieb der Vereinschef jedoch auf freiem Fuß.

Hoeneß gab sein Fehlverhalten in der Vergangenheit öffentlich zu: "Ich habe Riesenmist gebaut, aber ich bin kein schlechter Mensch", sagte er einmal in einem Interview. Noch Ende Juli zeigte sich der Bayern-Präsident optimistisch in seiner schwierigen Steuer-Causa. "Ich bin zuversichtlich, dass es eine gute Lösung gibt."

Bayerns Ehrenpräsident Franz Beckenbauer hat vor einer gesellschaftlichen Ächtung von Hoeneß gewarnt. "Ich denke, wir sollten niemanden verurteilen, der mal einen Fehler gemacht hat. Selbst die katholische Kirche gewährt eine zweite Chance", sagte er am Montag. Auch mit der Zulassung der Anklage sei noch keine strafrechtliche Schuld von Hoeneß festgestellt worden. "Nur deswegen ist man ja jetzt noch nicht verurteilt." Der Prozess sei für Hoeneß auch die Chance, "alles offenzulegen und zu beweisen, es war wirklich ein Fehler", sagte Beckenbauer.

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vim/DPA

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