Rückkehr Marco W. zurück in Deutschland

In einer Nacht-und-Nebel-Aktion kehrte der acht Monate in der Türkei inhaftierte Marco W. aus Uelzen nach Deutschland zurück. Ein Privatjet brachte ihn nach Nürnberg, wo er zunächst von der Öffentlichkeit abgeschirmt wurde. Nun machen bereits Gerüchte die Runde, dass er die Rechte an seiner Geschichte exklusiv verkauft habe.

Es war eine Nacht-und-Nebel-Aktion, von der die Öffentlichkeit anscheinend nichts mitbekommen sollte: Marcos Rückkehr nach Deutschland wurde am frühen Samstagmorgen auf dem Nürnberger Flughafen wie eine Geheimsache behandelt. Seine Begleiter schirmten den 17 Jahre alten Schüler streng ab und weigerten sich sogar, aus dem Privatflugzeug auszusteigen, solange dessen Tür von Journalisten beobachtet werden konnte. Erst nachdem der kleine Jet gewendet hatte und ein Stück weggerollt war, betrat Marco nach 247 Tagen in türkischer Haft gegen 1:45 Uhr wieder deutschen Boden.

Das Gerücht, Marco werde nach Nürnberg gebracht, verbreitet sich etwa eine Stunde vor Mitternacht unter Journalisten in der Stadt. "Es wird eine Privatmaschine aus Antalya erwartet", bestätigt Flughafensprecher Reto Manitz. Doch wer darin sitze, wisse man nicht - bei Privatflugzeugen sei im Allgemeinen über die Passagiere nichts bekannt. Auch die angebliche Ankunftszeit ändert sich ständig: Erst sollte die Maschine schon um 0:15 Uhr landen, dann heißt es plötzlich, sie werde nicht vor 1:45 Uhr kommen.

Geheimnisvolle nächtliche Ankunft

Kurz vor halb zwei Uhr schließlich nähert sich der zweistrahlige Privatreisejet von Westen her dem Flughafen. Der Pilot meldet sich über Funk beim Nürnberger Tower für die Landefreigabe, und um 1:27 Uhr setzt der weiße Jet mit der Aufschrift TC-TKC schließlich auf. Bewegung entsteht auf dem Rollfeld, eine dunkle Limousine mit Nürnberger Kennzeichen und ein Taxi fahren vor. Die Tür öffnet sich, Polizisten gehen an Bord, um die Passkontrolle durchzuführen - schließlich kommt die Maschine von außerhalb der EU. Doch Marco und seine Begleiter lassen sich nicht blicken - zur Enttäuschung der bereits auf der Aussichtsterrasse wartenden Fotografen und Kamerateams.

Auch einige Reisende, die auf Anschlussflüge warten, lassen sich das nächtliche Spektakel nicht entgehen - darunter der 65 Jahre alte Horst Oetke, der nach Teneriffa will und zufälligerweise aus Marcos Heimatstadt Uelzen stammt. "Was da passiert ist, das ist schon spektakulär", sagt er. "Bei allem Respekt vor der türkischen Justiz" seien die Vorgänge unverständlich. Nun hoffe er, dass Marco - quasi als Entschädigung - mit seiner Geschichte "ordentlich Geld" macht.

Geschichte bereits verkauft?

Dafür scheint auch die Geheimniskrämerei um Marcos Ankunft zu sprechen. Gerüchte machen die Runde, seine Geschichte sei längst von einem oder mehreren Medien "gekauft", und er werde deshalb abgeschirmt. "Die Passagiere weigern sich auszusteigen", informiert Flughafensprecher Manitz, der in ständigem Kontakt mit der Flughafenpolizei steht. "Die Crew möchte auf eine andere Position rollen." Denn schließlich steht die Maschine genau im Fokus der Kameraobjektive. Und tatsächlich setzt sich der Jet nach kurzer Zeit wieder in Bewegung, wendet und fährt einige hundert Meter auf eine andere Position.

Erst gegen 1.45 Uhr entsteht wieder Bewegung an der Tür, Menschen steigen aus und verschwinden sofort in den wartenden Fahrzeugen. Die Beobachter auf der Aussichtsterrasse wollen einen Kameramann erkannt haben. Und jetzt erst kann Flughafensprecher Manitz nach neuerlicher Rücksprache mit der Polizei offiziell vermelden: "Die fragliche Person befand sich an Bord." Über die Begleiter wird nichts bekannt, laut Flugplan waren insgesamt acht Menschen in dem Jet. Zwei Minuten vor 2 Uhr setzt sich die Limousine in Bewegung und fährt über das Rollfeld davon. Durch ein weit entferntes Tor verlässt Marco den Nürnberger Flughafen.

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Stephan Maurer/DPA

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