Video veröffentlicht Polizisten schießen 20 Mal auf Mann, weil sie glauben, er habe eine Waffe. Es war sein Handy.

Ein neuer Fall von tödlichen Polizeischüssen sorgt in den USA für Wirbel: In Sacramento feuerten Beamte 20 Mal auf einen Schwarzen, weil sie irrtümlich dachten, er sei bewaffnet. Zur Aufklärung hat die Polizei Videos des Vorfalls veröffentlicht.

In den USA kommt es immer wieder zu tödlicher Polizeigewalt gegen Schwarze. Nun macht ein neuer Fall aus Kalifornien Schlagzeilen. Zwei Beamte in Sacramento, der Hauptstadt des Bundesstaates, haben am Sonntagabend 20 Schüsse auf den 22-jährigen Stephen Clark abgegeben und ihn im Garten seiner Großmutter getötet. Clark hatte keine Waffe bei sich.

"Zeig mir deine Hände! Waffe!"

Das "Sacramento Police Department" veröffentlichte am Mittwochabend (Ortszeit) Videos des Zwischenfalls (Achtung, die Aufnahmen können verstören!). Die Bilder stammen aus den Bodycams der Einsatzkräfte und aus einem Polizeihubschrauber. Auf den Aufnahmen ist zu sehen, wie die Polizisten im Dunkeln mit gezückten Waffen und Taschenlampen in einen Garten laufen. "Hey, zeig mir deine Hände! Stopp! Stopp!" ruft einer der Beamten.

Als sie in dem Garten um eine Hausecke laufen, ist in einigen Metern Entfernung eine Person zu sehen, die Verfolger gehen daraufhin hinter der Hauswand in Deckung. "Zeig mir deine Hände! Waffe!", ruft einer der Polizisten. Und noch einmal: "Zeig mir deine Hände! Waffe! Waffe! Waffe!". Dann fallen Schüsse. Fünf Sekunden lang feuern die Beamten auf Clark. Jeder von ihnen gibt dabei zehn Schüsse ab, wie das "Sacramento Police Department" später mitteilt. Wie viele davon den 22-Jährigen treffen und wo, ist bislang nicht bekannt. Clark stirbt noch vor Ort.

Zu keinem Zeitpunkt ist zu hören, dass sich die Beamten vor den tödlichen Schüssen als Polizisten zu erkennen geben.

ACHTUNG, DIE AUFNAHMEN KÖNNEN VERSTÖREN!

Die eingesetzten Beamten hätten gesehen, wie der Verdächtige mit ausgestreckten Armen und einem Gegenstand in der Hand auf sie zugekommen sei, erklärte Polizeichef Daniel Hahn in einer Pressemitteilung. Die Polizisten hätten geglaubt, er richte eine Waffe auf sie. Bei einer gründlichen Durchsuchung des Gartens nach den Todesschüssen sei aber keine Waffe entdeckt worden. Der einzige Gegenstand, der in Clarks Nähe gefunden wurde, war demnach ein Mobiltelefon.

Clark soll Autos und Glastür beschädigt haben

Auslöser des Einsatzes war laut Polizei ein Notruf, in dem von einer Person berichtet wurde, die Autoscheiben zerschlagen habe und sich nun in einem Garten verstecke. Der Anrufer habe den Verdächtigen als männlich, gut 1,80 Meter groß, dünn und mit einem schwarzen Kapuzenpulli und einer dunklen Hose bekleidet beschrieben.

Bei den Ermittlungen nach dem Vorfall seien in der Nachbarschaft drei mutmaßlich von Clark beschädigte Autos und eine beschädigte Glasschiebetür eines Hauses entdeckt worden, hieß es weiter. Die Besatzung des Polizeihubschraubers habe beobachtet, wie Clark die Tür zerstört habe und von einem Grundstück aus über einen Zaun gesprungen sei auf das Grundstück seiner Großmutter, auf dem er schließlich erschossen wurde.

Clark war offenbar in der Vergangenheit bereits mehrfach mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Der US-Sender ABC berichtet unter Berufung auf Gerichtsunterlagen, dass der 22-Jährige schon 2008 wegen Raubes, 2013 wegen des Besitzes einer Feuerwaffe und von Betäubungsmitteln und außerdem zwei Mal wegen häuslicher Gewalt angeklagt war. Laut US-Medienberichten hinterlässt er eine Verlobte und zwei ein und drei Jahre alten Söhne.

Nach einer Analyse der "Washington Post" wurden in den USA im Jahr 2017 987 Personen durch die Polizei erschossen - 68 von ihnen seien unbewaffnet gewesen. Von diesen waren der Zeitung zufolge 30 Personen weiß, 20 schwarz und 13 lateinamerikanischer Abstammung. Fünf Personen seien unbekannt oder gehörten zu keiner dieser Gruppen.

tkr

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