Video Schwimmendes LNG-Terminal erreicht Wilhelmshaven - Umweltverband warnt

Video: Schwimmendes LNG-Terminal erreicht Wilhelmshaven - Umweltverband warnt
STORY: Das erste im Auftrag der Bundesregierung gecharterte schwimmende LNG-Terminal hat am Donnerstag Wilhelmshaven erreicht. Mit rund 165.000 Kubikmeter Flüssiggas an Bord legte das Spezialschiff "Höegh Esperanza" im Nordseehafen an. Laut dem Energiekonzern Uniper könnten damit rein rechnerisch bis zu 80.000 Haushalte in Deutschland ein Jahr lang versorgt werden. Die Bundesregierung hat insgesamt fünf dieser schwimmenden Anlagen gemietet, an der Nordsee in Wilhelmshaven und Brunsbüttel, an der Ostsee in Lubmin. Dort hat zudem das private Konsortium Deutsche ReGas ein LNG-Schiff gechartert. Die Spezialschiffe sind sogenannte "Floating Storage and Regasification Units". Damit wird von Tankschiffen angeliefertes Flüssiggas wieder in den gasförmigen Zustand umgewandelt, damit es ins Versorgungsnetz eingespeist werden kann. Umweltschützer kritisieren, dass in Wilhelmshaven für dieses Verfahren auch Chemikalien eingesetzt werden. Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe fürchtet um das sensible Ökosystem im Naturschutzgebiet Wattenmeer. "In diesen schwimmenden Anlagen wird Meerwasser genutzt, um das verflüssigte Gas zu erwärmen, damit es wieder gasförmig wird. Und dieses Wasser wird aus dem Meer genommen, zurückgeleitet, dabei mit Bioziden behandelt, also beispielsweise mit Chlorverbindungen, Bromverbindungen. Und da weiß man teilweise nicht, was im Wasser geschieht. Da können zum Beispiel auch krebserzeugende Verbindungen passieren. Deswegen schlagen wir vor, andere Techniken, zum Beispiel mechanische Reinigungsmethoden zu nutzen. Die gibt es auch, die werden nur nicht genommen, weil sie ein bisschen teurer sind." Das niedersächsische Umweltministerium teilte Anfang der Woche mit, alle Grenzwerte in Wilhelmshaven würden eingehalten. Zudem gehöre zur Genehmigung auch ein Minimierungskonzept für den Einsatz dieser "Antifouling"-Mittel. In Brunsbüttel werden nach Angaben des schleswig-holsteinischen Umweltministeriums keine Chlorverbindungen eingeleitet. Für das Gebiet an der Elbemündung sieht Müller-Kraenner jedoch noch andere Gefahren. "Da gibt es zum Beispiel in Brunsbüttel, aber auch in Lubmin nukleare Zwischenlager, also Atommüll lagert dort. Es gibt in Brunsbüttel Chemieanlagen, das sind auch Betriebe, da können Störfälle passieren. Da muss man sehr, sehr vorsichtig sein, ob man jetzt, salopp gesagt, einen großen Gastank daneben errichtet. Also da gelten ganz erhöhte Sicherheitsstandards. Am besten wäre es, man könnte auf diese Anlagen verzichten." Auch, weil LNG langfristig die teuerste Lösung sei, sagt Müller-Kraenner. Am Samstag soll in Wilhelmshaven das erste schwimmende LNG-Terminal an den Start gehen. Zur Eröffnung werden auch Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck erwartet. Vor allem von den Grünen in Bundes- und Landesregierungen erwartet Müller-Kraenner, dass sie Einhaltung der Klimaziele in den Vordergrund stellen. "Würde ich mir auch ein bisschen mehr Tempo beim Ausbau der erneuerbaren Energien wünschen, würde mir wünschen, dass man langfristig auf grünen Wasserstoff setzt und nicht auf fossiles Erdgas. Und da ist mir das Tempo beim Ausbau der grünen Technologien noch ein bisschen zu langsam. Das kann mindestens genauso schnell gehen wie bei den LNG-Terminals." Flüssiggas spielt eine wichtige Rolle bei den Bemühungen, Deutschland unabhängig von russischen Gaslieferungen zu machen. Die von der Bundesregierung gecharterten Terminals sollen eine Kapazität von jeweils fünf Milliarden Kubikmeter pro Jahr haben - etwa fünf Prozent des deutschen Jahresverbrauchs.
Am Samstag soll Deutschlands erstes Flüssiggas-Terminal an den Start gehen. Die Deutsche Umwelthilfe warnt vor Risiken für das Ökosystem. Zudem kritisiert der Verband LNG als zu teuer und unvereinbar mit Klimazielen.

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