Ein mehr als drei Jahrzehnte alter Vermisstenfall in New York ist durch einen glücklichen Zufall und akribische Recherche gelöst worden. Die Behörden der Stadt hätten kürzlich mitgeteilt, dass sie das Schicksal von Myrtle Brown geklärt haben, einer Frau, die 1990 im Stadtteil Brooklyn spurlos verschwunden war, berichtet die US-Nachrichtenseite "Just the News".
Brown war demnach im Mai 1990 zu Besuch bei ihrer besten Freundin in New York, als ihr die Handtasche gestohlen wurde. Darin befanden sich die Medizin gegen ihre Epilepsie und ihr Ausweis. Irgendwann habe sie gesagt, dass es ihr nicht gut gehe und sich aufgemacht, um sich neue Medikamente zu besorgen, erinnert sich Eboney Brown im US-Sender NBC News an den Tag als ihre Mutter verschwand. "Am Ende ging sie allein", sagt Brown, die damals 13 Jahre alt war. "Und das war das letzte Mal, dass wir von ihr gehört haben."
"Wow, ich frage mich, ob sie das sein könnte"
Wochenlang klapperten Eboneys Großmutter und weitere Familienangehörige die örtlichen Polizeireviere und Krankenhäuser ab, ohne eine Spur von Myrtle Brown zu finden. Das Schicksal der 35-Jährigen blieb bis Anfang dieses Jahres ungeklärt, als ihr Bruder Robert zufällig eine Sendung der NBC Nighty News über eine Abteilung für ungeklärte Fälle bei der New Yorker Gerichtsmedizin verfolgte. In dem Bericht sah er auf dem Plakat einer vermissten Person eine Gesichtsrekonstruktion, ein Instrument, bei dem die Ermittler die Köpfe der Verschwunden als Tonmodell nachbilden. Robert glaubte, seine Schwester darin wiedererkannt zu haben, und kontaktierte die dortigen Behörden.
"Ich sah eine junge Frau, die meine Schwester sein könnte oder auch nicht. Und ich sagte zu mir: 'Wow, ich frage mich, ob sie das sein könnte'", erzählte der Bruder NBC News.
Wie sich herausstellte, war die Person, die im Fernsehen gezeigt wurde, nicht Myrtle Brown, aber Browns Familie konnte den New Yorker Behörden so viele Informationen geben, dass sie mit Nachforschungen begannen. "Ich sah mir die Rekonstruktion an und stellte fest, dass es sich wahrscheinlich um eine schwarze Frau mittleren Alters handelt", zitiert NBC News Dr. Angela Soler, stellvertretende Direktorin der forensischen Anthropologie. "Es passte alles zu dem, was uns die Familie erzählte, und wir wurden auch darüber informiert, dass sie im Mai 1990 verschwunden war. Ich wusste also genau, wo ich mit meiner Suche beginnen musste."
Fast zwei Monate lang überprüfte Soler Aufzeichnungen über "nicht verifizierte Unbekannte" oder vermisste Personen mit einem potenziellen Namen, der nicht verifiziert oder bestätigt wurde. Sie startete ihre Suche mit dem 1. Mai 1990, bis sie am 17. Mai 1990 ankam und eine mutmaßliche Übereinstimmung mit Myrtle Brown fand – in einer Akte über eine Frau, die in Brooklyn gestorben war.
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"In diesem Fall beinhalteten die Informationen das Datum, an dem sie verstorben ist", erklärt Soler. "Sie starb in Brooklyn, was mit den Angaben der Familie übereinstimmte, die mir mitteilte, dass sie in Brooklyn medizinisch versorgt wurde." Zudem hätten in er Akte sowohl ein passender mutmaßlicher Name als auch ein passendes mutmaßliches Geburtsdatum gestanden, und die von Myrtle Browns Familie breitgestellten medizinischen Informationen über die Vermisste hätten ebenfalls mit den Angaben in der Akte übereingestimmt.
Brown starb in der Notaufnahme einer Klinik in Brooklyn
Soler informierte den Berichte zufolge die Familie von Myrtle Brown und schickte ihr ein Foto der verstorbenen Person aus der Akte. "Als ich das Foto sah, wusste ich sofort, dass sie es war", erzählt Browns Tochter Eboney NBC News. "Ich hätte nie gedacht, dass sie gestorben ist, ich dachte, dass sie vielleicht nur etwas anderes vom Leben wollte. Ich wusste es nicht, um ehrlich zu sein, ich war einfach verwirrt und traurig."
Myrtle hatte sich den Erkenntnissen zufolge nie im King's County Hospital registrieren oder einliefern lassen, die einzigen Informationen, die sie dem Krankenhaus gab, waren ihr Name und ihr Geburtsdatum. Während sie in der Notaufnahme gewartet habe, habe sie einen Krampfanfall erlitten und sei gestorben.
Für die Angehörigen und Freunde von Myrtle Brown sind nun Jahrzehnte der Ungewissheit beendet. Sie hielten laut NBC eine virtuelle Gedenkfeier für die Verstorbene ab und Robert und Eboney Brown sagten, ihre Familie sei erleichtert, endlich zu wissen, was mit ihrer geliebten Schwester und Mutter geschah.
Quellen: NBC News, "Just the News"