El Salvador Freispruch für vergewaltigte Frau: Gericht spricht Mutter vom Vorwurf des Babymordes frei

Imelda Cortez
Imelda Cortez (m) saß 20 Monate in Untersuchungshaft
© MARVIN RECINOS / AFP
Jahrelang wird eine junge Frau von ihrem Stiefvater vergewaltigt. Dann bringt sie ein Kind zur Welt. Die Ärzte behaupten, sie hätte versucht, es abzutreiben. Ein Kapitalverbrechen im erzkatholischen El Salvador.

Ein Gericht in El Salvador hat eine von ihrem Stiefvater über Jahre sexuell missbrauchte Frau vom Vorwurf des versuchten Mordes an ihrem Baby freigesprochen. Freispruch für Imelda Cortez, schrieb deren Anwältin Bertha María Deleón am Montag im Kurzmitteilungsdienst Twitter. Ihre Mandantin sei nun frei.

Cortez wurde jahrelang von ihrem Stiefvater sexuell missbraucht und vergewaltigt. Das Gericht in Usulután im Südosten El Savadors sah es in seinem am Montag gefällten Urteil als erwiesen an, dass die junge Frau keine Abtreibung versucht, sondern eine Spontangeburt erlitten hatte. In dem Aufsehen erregenden Prozess hatte die Staatsanwaltschaft kurz zuvor den Vorwurf des Mordversuchs gegen die 20-Jährige fallen gelassen und der jungen Frau stattdessen das "Verlassen von Schutzbefohlenen" zur Last gelegt. Dadurch reduzierte sich die Strafmaßforderung deutlich von 20 Jahren auf höchstens ein Jahr Haft.

Abtreibung wird ohne Ausnahme als Mord eingestuft

Da Cortez bereits 20 Monate in Untersuchungshaft verbracht hat, sprachen sie die Richter frei. Die Staatsanwaltschaft erklärte, die Entscheidung sei im Zuge der neuen "Strafverfolgungspolitik" im Umgang mit "Gewalt gegen  Frauen" erfolgt.

Menschenrechtler begrüßten das Urteil. Das erzkatholische El Salvador hat ein äußerst strenges Abtreibungsrecht, auf dessen Grundlage zahlreiche Urteile gegen Frauen gefällt werden, die international für Proteste sorgen. Abtreibung wird ohne Ausnahme als Mord eingestuft. Selbst wenn Frauen aus gesundheitlichen Gründen ihr Kind verlieren, können sie in dem zentralamerikanischen Land zu langen Freiheitsstrafen verurteilt werden.

Das Baby überlebte

Cortez hatte im April vergangenen Jahres wegen starker Blutungen Hilfe in einem Krankenhaus in der Stadt Jiquilisco gesucht. Sie sagte aus, sie habe beim Toilettengang das Gefühl gehabt, dass "etwas in die Latrine abgegangen" sei.

Polizisten fanden in der Hütte der jungen Frau ein wimmerndes Neugeborenes. Das Baby überlebte, nachdem es im Krankenhaus versorgt worden war. Eine Ärztin diagnostizierte eine Niederkunft "außerhalb eines Krankenhauses", woraufhin gegen Cortez der Vorwurf einer versuchten Abtreibung und versuchten Mordes erhoben worden war.

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AFP
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